"Ich bin richtig getroffen"
14. Mai 2017SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz (im Bild oben) hat eine "krachende Niederlage" seiner Partei bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen eingeräumt. "Das ist ein schwerer Tag für die SPD. Ein schwerer Tag auch für mich persönlich", sagte Schulz im Willy-Brandt-Haus in Berlin. "Ich bin heute Abend richtig getroffen. Wir müssen überlegen, was war mein Anteil daran?"
"Die Entscheidungen, die getroffen worden sind, dafür übernehme ich persönlich die Verantwortung", sagte Nordrhein-Westfalens SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. "Und deshalb werde ich mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Landesvorsitzende der SPD und als stellvertretende Bundesvorsitzende zurücktreten, damit die NRW-SPD eine Chance auf einen Neuanfang hat."
"Das ist eine wirklich herbe Niederlage, die tut uns ordentlich weh", gestand der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Ralf Stegner. "Das ist, wenn das im Stammland der SPD passiert, ein Leberhaken für die Bundespartei. Der Boxer SPD hat einen Leberhaken bekommen, aber er steht noch und der Bundestagswahlkampf wird heißen: Angela Merkel oder Martin Schulz."
SPD-Generalsekretärin Katarina Barley warf der CDU in Nordrhein-Westfalen eine Art "Wutbürgerwahlkampf" vor. "Da waren ja auch so ein paar Punkte drin, wo man schon fast von Fake News reden kann. Zum Beispiel die Wirtschaftskraft - Nordrhein-Westfalen steht da auf Platz sechs. Es wurde ja so getan, als wäre das quasi das Griechenland unter den Bundesländern."
CDU-Wahlsieger Armin Laschet hat den Wahlsieg seiner Partei so gefeiert: "Heute ist ein guter Tag für Nordrhein-Westfalen." Die CDU habe ihre beiden Wahlziele erreicht, "Rot-Grün zu beenden und die stärkste politische Partei zu werden". Zu möglichen Bündnissen erklärte er: "Ich habe immer gesagt, wir wollen mit allen Demokraten reden. Wir werden es so handhaben, mit allen Demokraten reden und sehen, wo es die größten Gemeinsamkeiten gibt."
Peter Tauber, CDU-Generalsekretär, reagierte mit Hochstimmung: "Die CDU hat die Herzkammer der SPD erobert. Das ist ein toller Tag für die CDU."
"Gratulation an Armin Laschet und Angela Merkel", sagte CSU-Chef Horst Seehofer - und hat die Union nach dem Wahlsieg in Nordrhein-Westfalen ermahnt, auf dem Teppich zu bleiben. Das CDU-Ergebnis dort sei eine "großartige Leistung", die Union sei "richtig glücklich", aber die Stimmungen könnten sich "fast torpedoartig ändern".
"Klar war auch, dass diese Wahl natürlich der Beginn des Bundestagswahlkampfs ist. Das Signal jetzt ist: Mit einem Comeback der FDP im Bund ist zu rechnen", so FDP-Chef Christian Lindner. "Wenn eine kleine Partei so stark an Gewicht gewinnt, dann wächst auch ihre Verantwortung. Das Ergebnis des heutigen Abends ist nicht eine Belohnung, sondern ein Auftrag, genau so weiterzumachen wie in den vergangenen Jahren."
Sylvia Löhrmann, NRW-Spitzenkandidatin der Grünen, sagte: "Wir haben einen sehr schweren Abend. Diese Koalition ist abgewählt worden. Daran haben auch wir Grüne mit unserer Regierungsarbeit einen Anteil.
"Von einem "deprimierenden Ergebnis" spricht die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt: "Das ist ein Schlag in die Magengrube." Die Grünen würden das Resultat "mit Demut anschauen".
Die Linke ist zuversichtlich: "Der Balken zeigt nach oben, das gibt uns Rückenwind für die Bundestagswahl", sagte Parteichef Bernd Riexinger.
AfD-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell, betonte: "Wir werden ehrliche, klare Opposition machen, den Finger in die Wunde legen, so wie die das noch gar nicht kennen."
hin/rb (dpa, afp)