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Stimmung und Wirtschaftsleistung gestiegen

24. November 2015

Die deutschen Firmenchefs blicken laut Ifo-Institut überraschend optimistisch in die Zukunft. An ihren Investitionen merkt man das aber nicht – sonst wäre das Wachstum im dritten Quartal höher ausgefallen.

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Deutschland gute Konjunktur trotz VW Skandal Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen hat sich im November aufgehellt. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg von 108,2 Zählern im Vormonat auf 109,0 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet.

"Die deutsche Wirtschaft zeigt sich von der zunehmenden weltweiten Unsicherheit unbeeindruckt", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zur Entwicklung des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers. "Nicht einmal die Anschläge von Paris haben sich in den Daten negativ bemerkbar gemacht." Die meisten Antworten gingen allerdings vor den Terroranschlägen vom 13. November ein. Die Firmenchefs beurteilten sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftsaussichten etwas besser.

Exporte machen Sorgen

Sinkende Exporte nach China schürten zuletzt Sorgen vor einem Dämpfer für die exportabhängige deutsche Wirtschaft, zumal auch andere große Schwellenländer wie Brasilien und Russland in Schwierigkeiten stecken. Auch der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte sorgt für Verunsicherung, ebenso die gewachsene Terrorgefahr.

Zwischen Juli und September stieg das Bruttoinlandsprodukt mit 0,3 Prozent etwas langsamer als zuletzt, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte und so eine Schätzung von Mitte November bestätigte. Grund war der schwächelnde Außenhandel wegen der mauen globalen Konjunktur.

Staatstätigkeit steigt

Für Impulse sorgten aber die Ausgaben des Staates, die mit 1,3 Prozent so stark stiegen wie seit den Konjunkturpaketen 2009 nicht mehr. "Natürlich spielen die Flüchtlingskosten da mit rein", sagte ein Statistiker zur Nachrichtenagentur Reuters. "Das sind die ersten Auswirkungen, die sich im Staatskonsum bemerkbar machen." Auch die Bürger kurbelten mit ihrer Kauflaune das Wachstum spürbar an.

Damit legte die Wirtschaftsleistung das fünfte Quartal in Folge zu. Allerdings verlor die Erholung an Fahrt, denn im Frühjahr hatte es noch 0,4 Prozent Wachstum zum Vorquartal gegeben. Die erfolgsverwöhnten Exporteure mussten der Abkühlung der Weltwirtschaft Tribut zollen.

"Das liegt vor allem an der Schwäche der Schwellenländer", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. "Ohne Hilfe des gesunkenen Euro-Kurses und der anziehenden Konjunktur in den Industrieländern wäre es noch schlechter ausgefallen." Insgesamt bremste der Außenhandel so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr, da die Exporte mit 0,2 Prozent weniger stiegen als die Importe mit 1,1 Prozent. In diesem Jahr droht den deutschen Exporten nach China der erste Rückgang seit 1997.

Investitionen schwächeln

Zudem hielten sich die Unternehmen mit ihren Ausgaben für Maschinen und Anlagen zurück: Diese sogenannten Ausrüstungsinvestitionen sanken um 0,8 Prozent. "Den Unternehmen fehlt die Absatzperspektive", betonte Scheuerle. "Sie fragen sich: Warum soll ich meine Kapazitäten erweitern, wenn ich nicht weiß, ob ich sie auslasten kann." Niedrige Zinsen spielen dagegen kaum eine Rolle. Das ist auch der Grund, weshalb eine Zentralbank mit niedrigern Zinsen keine Konjunktur "ankurbeln" kann.

Für Impulse sorgt weiter der private Konsum mit einem Plus von 0,6 Prozent. Die Deutschen profitieren vor allem vom boomenden Jobmarkt, steigenden Löhnen und der niedrigen Inflation. "Die Verbraucher retten die Konjunktur und machen die Schwäche der Industrie in den Sommermonaten wett", sagte Ökonom Carsten Brzeski von der Großbank ING. "Um die aktuellen und künftigen Herausforderungen zu bestehen, braucht die Wirtschaft aber einen nachhaltigen Investitionsschub." Nur auf die aktuelle Stärke des Konsums zu setzen, "wäre eine gefährliche Strategie".

Die Bundesregierung rechnet dieses Jahr mit einem Wachstum von 1,7 Prozent, das sich 2016 auf 1,8 Prozent beschleunigen soll. 2014 hatte Europas größte Volkswirtschaft um 1,6 Prozent zugelegt.

wen/bea (rtrd, dpa)