Streit um Bodenschätze verschärft sich
11. August 2020Der Streit zwischen Griechenland und der Türkei um Gas - und Ölvorkommen im östlichen Mittelmeer droht weiter zu eskalieren. Die Regierung in Ankara kündigte neue Erkundungen und Probebohrungen vor einer griechischen Insel an. Bis Ende August würden dazu weitere Lizenzen vergeben, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Die Türkei werde ihre "Rechte" im östlichen Mittelmeer kompromisslos verteidigen. Die Schuld an dem erneuten Aufflammen des Konflikts mit Griechenland wies er Athen zu.
EU-Außenbeauftragter Borell fordert Dialog
Griechenland kritisierte indes das türkische Verhalten als "Bedrohung des Friedens" im östlichen Mittelmeer und forderte eine Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister. Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell warnte vor einer Eskalation und sagte, die Situation sei "äußerst besorgniserregend" und müsse in einem Dialog gelöst werden. Er wollte sich nicht festlegen, wann ein Beschluss der EU zu erwarten ist.
Das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" befand sich nach Angaben der griechischen Marine zuletzt südöstlich der griechischen Insel Kreta. Es wird von türkischen Marineschiffen begleitet und von griechischen Kriegsschiffen überwacht. Die Mission soll laut türkischen Angaben bis zum 23. August andauern. Griechenland hält die Erkundungen in seinen Hoheitsgewässern für einen Verstoß gegen seine Souveränität. Auch die EU hat die türkischen Aktionen verurteilt und Ankara aufgefordert, sie einzustellen.
Die Türkei fühlt sich provoziert
Auslöser des Streits ist die Entdeckung von großen Gasvorkommen in dem Seegebiet, auf das Zypern, die Türkei und Griechenland Gebietsansprüche anmelden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im vergangenen Monat vermittelt und die Türkei dazu bewegt, ihre Pläne zu unterbrechen. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte aber am Freitag angekündigt, die Arbeiten wieder aufzunehmen, nachdem Griechenland und Ägypten ein Abkommen für eine Wirtschaftszone im östlichen Mittelmeer geschlossen hatten, die nur von ihnen genutzt werden darf.
Beide Staaten reagierten damit auch auf einen Beschluss, den die Türkei im vergangenen Jahr mit der international anerkannten Regierung im Bürgerkriegsland Libyen über die Seegrenze zwischen beiden Staaten vereinbart hatte. Dadurch sehen sowohl Griechenland als auch Ägypten ihre Interessen in der Region verletzt.
sth/qu (afp, dpa, rtr)