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Zwist um Heiligsprechungen

22. April 2014

An diesem Sonntag spricht Papst Franziskus zwei seiner Vorgänger heilig. Linkskatholiken wie Traditionalisten protestieren. Der Vatikan weist die Kritik zurück.

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Johannes Paul II. 1982 (Foto: Getty Imges)
Bild: Getty Images

Die traditionalistische Piusbruderschaft lehnt die bevorstehende Heiligsprechung der Päpste Johannes XXIII. (1958-1963) und Johannes Paul II. (1978-2005, Artikelfoto) ab. In einem Rundbrief des Generaloberen Bernard Fellay heißt es, das mit den beiden Päpsten verbundene Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und der Ökumenismus hätten zur "Selbstzerstörung der Kirche" geführt. Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heiligzusprechen, bedeute, das Konzil heiligzusprechen, so Fellay.

Die 1969 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete "Priesterbruderschaft St. Pius X. lehnt zentrale Reformen des Zweiten vatikanischen Konzil wie die Liturgie, die Religionsfreiheit und die Ökumene ab. Sie versteht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche".

Kindesmissbrauch vertuscht?

Die Bedenken der Linkskatholiken richten sich vor allem gegen Papst Johannes Paul II. Sie werfen dem Papst aus Polen vor, er habe den Kindesmissbrauch durch den mexikanischen Ordensgründer Marcial Maciel vertuscht. Diesem wird vorgeworfen, minderjährige Seminaristen missbraucht und mehrere Kinder mit verschiedenen Frauen gezeugt zu haben. Außerdem habe er die Interessen der Kirche über die Not der zahlreichen Missbrauchsopfer von Geistlichen gestellt.

Der Vatikan wies die Vorwürfe zurück. Es habe während des neunjährigen Selig- und Heiligsprechungsverfahren keinerlei Anzeichen für eine Beteiligung des Heiligen Vaters an der Vertuschung gegeben.

85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI.Foto: dpa)
Hier sollen beide Päpste "Fehler" gemacht haben: Das II. Vatikanische KonzilBild: picture-alliance/dpa

Aus Sicht des Vatikans sind beide Päpste auch wegen ihrer Volksnähe zu Heiligen geworden. Die Nähe zu den einfachen Menschen sei die stärkste Gemeinsamkeit zwischen den beiden Kirchenoberhäuptern, sagte der zuständige Postulator für das Kanonisierungsverfahren Johannes Paul II., Slawomir Oder in Vatikan.

Schon während seiner Priesterausbildung in Polen habe der spätere Johannes Paul II. bei seinen Mitstudenten im Ruf der Heiligkeit gestanden. Er habe es verstanden, den einfachen Glauben des Volkes mit mystischer Tiefe zu verbinden, so Oder. Dabei sei es ihm immer um eine lebendige Kirche und den Auftrag der Evangelisierung gegangen, um möglichst vielen Menschen das Ideal eines heiligen Lebens nahezubringen.

Heiligsprechung Sache des Papstes

Auch Johannes XXIII. verbanden die Zeitgenossen nach den Worten des zuständigen Postulators, Giovangiuseppe Califano, schon vor seinem Papsttum mit der Aura des Heiligen. Der Konzilspapst habe durch seine Demut in besonderer Weise die Einheit mit Jesus Christus verkörpert. Sein Ausspruch "Gott ist alles und ich bin nichts - das reicht mir" verweise auf einen tiefen Gehorsam gegenüber Gott, der Califano zufolge das stärkste Merkmal dieses Papstes war.

Papst Johannes XXIII (Bild Nr.: 1645327)
Als "Konzilspapst" umstritten: Johannes XXIII.Bild: dpa

Selige und Heilige werden in der katholischen Kirche als Vorbilder christlichen Lebens verehrt. Die Seligsprechung erlaubt die offizielle Verehrung eines Verstorbenen in einer bestimmten Region. Die Heiligsprechung dehnt diese Verehrung auf die gesamte katholische Weltkirche aus. Damit jemand heiliggesprochen werden kann, muss die meist langwierige Seligsprechung vorausgehen. Die letzte Entscheidung über die Kanonisation liegt beim Papst.

Wunder spielen dabei eine zentrale Rolle. Denn es muss der Beweis erbracht werden, dass ein Wunder auf die Fürsprache des Seligen zurückgeht - es sei denn, es handelt sich um einen Märtyrer, der für seinen Glauben gestorben ist...

gmf/SC (afp, dpa, epd, kna)