Strom an, Strom aus in Sambia
Sambia setzt beim Strom hauptsächlich auf Wasserkraft. Unregelmäßiger Regen über viele Monate führen zu Stromausfällen im ganzen Land und stellen die Sambier vor tägliche Herausforderungen. Besuch in einem Township.
Geduldsspiel
Stromausfall am Nachmittag in Lusukas Township Bauleni: Der 52-jährige Schreiner Stanford Mwanza tut, was er kann. "Es ist ein höllisches Problem", sagt er zu den täglich acht Stunden Stromausfall. "Heute wurde der Strom um 10 Uhr morgens abgestellt und jetzt können wir nur warten. Normalerweise brauche ich drei Wochen für einen Kleiderschrank, aber an diesem arbeite ich schon seit zwei Monaten."
Der Strom kommt und geht
Lastabwurf - so heißt das gezielte Abschalten der Stromversorgung in ganzen Stadtteilen, um das Stromnetz zu entlasten. Für Baulenis rund 15.000 Einwohner bedeutet das ein kontinuierlicher Wechsel zwischen acht Stunden mit und dann wieder ohne Strom. Eine unregelmäßige Regenzeit wird für die aktuelle Energiekrise verantwortlich gemacht, denn Sambia wird überwiegend von Wasserkraftwerken versorgt.
Betriebe stehen still
Während der Stromausfälle gibt es nur wenig zu tun in Baulenis Metall- und Schweißwerkstätten. Den Arbeitern wird eine Zwangspause auferlegt und so vergeht ein Großteil ihrer kostbaren Arbeitszeit mit Tratsch und Geplaudere statt mit Schweißen.
Mehrkosten für Unternehmer
"Bei uns läuft ständig der Generator. Denn wenn das Fleisch auftaut, müssen wir es wegschmeißen", sagt der Fleischer Bismark Musheke. "Auf Dauer wird das teuer." Die Weltbank schätzt, dass die Kosten für Unternehmer in Schwellenländern durch Stromausfälle um 40 Prozent steigen. "Die Produktion sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt - die Energiekrise belastet die gesamte Wirtschaft," so Musheke.
Auf der Jagd nach Holzkohle
Durch die Stromausfälle ist die Nachfrage nach Holzkohle erheblich gestiegen. Das treibt die Preise in die Höhe. "Kohlelieferanten sind häufig schon um zehn Uhr morgens ausverkauft.", sagt der Naturschützer Jo Pope und schlägt Alarm: "Schon vor der Energiekrise hatte Sambia die höchste Entwaldungsrate in Afrika."
Kein Strom - kein Wasser
Der Strom ist zurück: Die zehnjährige Natsha nutzt die Gunst der Stunde und füllt die Wasservorräte auf, denn während des Stromausfalls sind die vier örtlichen Wasserpumpstationen außer Betrieb. "Dann haben wir kein Wasser für die Toiletten und können nicht waschen.", sagt die Hausfrau Dinna Mwanza. "Manchmal müssen wir um drei Uhr nachts aufstehen, um die Wasservorräte auszufüllen."
Erdnussbutterproduktion - Tag und Nacht
In Tenderer-Ost, einem größeren Township von Lusuka, produziert Taxifahrer Grivin Phiri (rechts) mit seinem Sohn Rabson Erdnussbutter, um sein Gehalt aufzustocken. Normalerweise bis zu 50 Gläser die Woche. "Eigentlich möchte ich jeden Tag produzieren, bin dabei aber vom Strom abhängig", sagt Phiri. "Deshalb ist es mir egal wie spät es ist. Sobald der Strom da ist, mach ich mich an die Arbeit."
Strategie: mehrere Energiequellen
Phiris Familie benutzt Elektrokocher und Holzkohleofen: "Tagsüber kochen wir mit Holzkohle - sogar wenn wir Strom haben. Weil es billiger ist", sagt Phiri. "Für das Abendessen benutzen wir den Elektrokocher, während wir das Wasser zum Duschen auf dem Holzkohleofen erhitzen." Jeden Morgen rollen Rabson und sein Bruder ein 210-Liter-Fass zum Auffüllen zu der öffentlichen Wasserstation.
Die Kundschaft bleibt aus
"Wir verlieren unsere Kunden", klagt die 24-jährige Frisörin Clementina. "Wenn wir den Generator benutzen, dann müssen wir mehr berechnen, was die Kunden verärgert. Außerdem liefert er nicht genügend Strom, um beide Haartrockner zur selben Zeit zu benutzen. Unser Einkommen hängt von dem Salon ab. Wenn wir nicht arbeiten, dann können wir auch kein Essen kaufen."
Manchmal reicht es auch fürs Fernsehen
Der größte Teil des Stroms in Sambia wird vom Kariba Damm erzeugt, dem größten künstlich geschaffene Wassereinzugsgebiet der Welt. Doch der Wasserstand sei durch ausbleibende Regenfälle zu niedrig, um eine konstante Stromversorgung zu garantieren, klagt Sambias Stromversorger ZESCO. An einem guten Tag wie diesem kommt genügend Strom in Bauleni an, um den Fernsehen einzuschalten.