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Junge Generation wird in der EU abgehängt

27. Oktober 2015

Die Kleinsten zählen zu den größten Verlierern: In der Schuldenkrise der EU sind Millionen Kinder und Jugendliche von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung.

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Kinderhände mit Euro-Münzen (Symbolbild: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Bei der sozialen Gerechtigkeit in Europa verläuft die eine Kluft zwischen Nord und Süd - und die andere zwischen Jung und Alt. 26 Millionen Kinder und Jugendliche sind nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung in der Europäischen Union von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Betroffen ist fast jeder dritte Minderjährige.

Weit über fünf Millionen in der Altersgruppe von 20 bis 24 Jahren (17,8 Prozent) haben weder eine Arbeit noch einen Ausbildungsplatz - ihre Zukunftsperspektiven sind dementsprechend düster. Während der Anteil der Armen in der Bevölkerungsgruppe ab 65 Jahren seit 2007 von 24 auf 18 Prozent sank, stieg er in der Gruppe der Kinder leicht an: auf 28 Prozent.

Deutschland nur auf Platz sieben

Die Studie zur sozialen Gerechtigkeit (Social Justice Index) beleuchtet zum zweiten Mal nach 2014 die Entwicklung in allen 28 EU-Staaten anhand von 35 Kriterien. Deutschland belegt - wie bereits bei der ersten Studie - trotz großer volkswirtschaftlicher Kraft nur den siebten Platz, konnte seinen Index-Wert seit 2008 aber von 6,16 auf 6,52 verbessern. Der EU-Schnitt liegt bei 5,63. Spitzenreiter bleibt Schweden (7,23), Griechenland fällt mit 3,61 weiter zurück.

"Wir können uns eine verlorene Generation in Europa weder sozial noch ökonomisch leisten. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen besondere Anstrengungen unternehmen, um die Chancen junger Menschen nachhaltig zu verbessern", sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann-Stiftung, zum Ergebnis der Studie.

Trotz Vollzeitjob von Armut bedroht

Für Deutschland spricht die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit (7,7 Prozent) im EU-Vergleich und hinter Schweden der zweithöchsten Beschäftigungsquote von 73,8 Prozent. Die Forscher bemängeln allerdings den mit 40 Prozent zu großen Anteil von atypischen Beschäftigten in Deutschland. Diese Menschen sind trotz Vollzeitjob von Armut bedroht - wegen befristeter Verträge und niedriger Löhne.

Bei der Generationengerechtigkeit hat sich die Bundesrepublik im Vergleich zu 2014 von Rang 10 auf 15 verschlechtert. So müssen bei den unter 18-Jährigen etwa fünf Prozent mit schweren materiellen Entbehrungen leben. Bei den über 65 Jahre alten Bundesbürgern sind es nur 3,2 Prozent. Auch beim Bildungszugang beklagt die Bertelsmann-Stiftung in Deutschland einen zu starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

Einstieg in den Job verbaut

Neben der wachsenden Kluft zwischen Alt und Jung gibt es in der EU auch weiterhin ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Gerade die Staaten im Süden Europas mit hoher Jugendarbeitslosigkeit bedürfen der Studie zufolge weiterer Strukturreformen. "Dort kommen viele Hochqualifizierte nicht auf dem Arbeitsmarkt an. Der Übergang von der Bildung in den Job funktioniert nicht", sagt Daniel Schraad-Tischer, Experte der Bertelsmann-Stiftung.

jj/se (dpa, bertelsmann)