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Frauen oft weiter benachteiligt

23. Februar 2022

Trotz Fortschritten bei der Gleichstellung sind Frauen in Deutschland einer Studie zufolge im Beruf weiterhin oft benachteiligt. Und die Corona-Pandemie könnte die Lage noch verschlechtert haben.

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Symbolbild Homeschooling
Während der Corona-Pandemie waren es überwiegend Frauen, die wegen Kinderbetreuung zu Hause bliebenBild: YAY Images/imago images

Zwar hätten Frauen in Bildung und Job aufgeholt, doch "traditionelle Strukturen" bremsten weiterhin die Bemühungen um eine Gleichstellung der Geschlechter, heißt es einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Zudem seien die Folgen der Corona-Pandemie für die Situation der Frauen derzeit "noch nicht absehbar".

Ungleiche Aufteilung bei Kinderbetreuung und Pflege

Bei schulischer und beruflicher Qualifikation sowie bei der Beteiligung an Weiterbildung haben Frauen im Durchschnitt ein höheres Niveau als Männer erreicht, wie es hieß. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen lag Ende 2020 aber noch um rund sieben Prozentpunkte niedriger: Bei den Männern im Alter zwischen 15 und 64 lag die Erwerbstätigenquote bei 79 Prozent, bei Frauen bei 72 Prozent. Im Jahr 1991 hatte die Differenz noch bei 21 Prozentpunkten gelegen. Ein wesentlicher Grund für Unterschiede ist den Angaben zufolge die ungleiche Aufteilung etwa bei Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen.

Frauen fehlen in Top-Positionen

Nach wie vor sind Frauen aber deutlich seltener als Männer in Top-Positionen der Wirtschaft. So waren 2020 elf Prozent aller Vorstandsposten der 160 größten deutschen börsennotierten Unternehmen mit Frauen besetzt.

Deutschland | Münchner Sicherheitskonferenz - CEO Business Lunch
Dieses Foto ging um die Welt: Business Lunch am Rande der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz in MünchenBild: Michael Bröcker/The Pioneer/dpa/picture alliance

Anders sieht es der Analyse des Wirtschaft- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zufolge auf der zweiten Führungsebene aus, wo der Frauenanteil mit 40 Prozent nur etwas niedriger als der Anteil an allen Beschäftigten (44 Prozent) war.

Corona-Pandemie wirft Gleichstellung zurück

Hier könnte es nach Angaben des Instituts durch die Corona-Pandemie sogar zu Rückschritten gekommen sein: So übernahmen vor Beginn der Pandemie 62 Prozent der Mütter und fünf Prozent der Väter in Paarbeziehungen mit Kindern den überwiegenden Anteil der Betreuungszeit, ein Drittel der Paare teilte die Kinderbetreuung annähernd gleich auf. Nach einem vorübergehenden Anstieg der Kinderbetreuung durch die Männer verschlechterte sich die Arbeitsteilung bis zum Juni 2021 wieder. Bei 71 Prozent der Familien übernahmen die Mütter überwiegend die Kinderbetreuung, bei sieben Prozent die Väter. Nur noch 22 Prozent der Paare teilten sich die Betreuung annähernd gleich auf.

Die Gleichstellungsforscherin des Instituts, Yvonne Lott, mahnte, "dass die Pandemie Fortschritte in Frage stellt, die langsam über Jahre hinweg gemacht wurden". Deshalb sei es jetzt wichtig, dass Staat und Gesellschaft die Anreize für eine gleichberechtigte Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit verstärkten.

Symbolbild Gehaltsunterschiede
Frauen verdienen im Durchschnitt immer noch weniger als MännerBild: Andrey Popov/Panthermedia/imago images

"Gender-Pay-Gap" noch immer verbreitet

Große Unterschiede gibt es der Studie zufolge beim Verdienst. Laut WSI lag der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen zuletzt mit 18,62 Euro brutto in der Stunde um 18,3 Prozent oder 4,16 Euro unter dem der Männer. Ein Grund dafür sei, dass Frauen viermal so häufig in Teilzeit oder sogar in Minijobs arbeiteten wie Männer, häufig um besser Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Dies schränke die Karrieremöglichkeiten ein. Die Lohnlücke schrumpfte in den vergangenen Jahren langsam, aber kontinuierlich.

Gravierender ist deshalb nach Einschätzung des WSI die nach wie vor große Lücke beim Thema Altersabsicherung. "Nimmt man gesetzliche Rente, betriebliche und private Alterssicherung zusammen, beziehen Frauen durchschnittlich ein um 49 Prozent niedrigeres Alterseinkommen als Männer", berichtete das WSI.

Deutschland | Häusliche Altenpflege
Frauen sind im Alter oft schlechter abgesichert als MännerBild: epd/imago

Eine weitere Rolle beim Verdienstrückstand von Frauen spielen geschlechtsspezifische Präferenzen bei der Berufswahl. So finden sich im Pflege- und Gesundheitsbereich oder im Handel verstärkt weibliche Beschäftigte. Diese Tätigkeiten werden oft schlechter bezahlt als handwerkliche und technische Berufe, in denen Männer dominieren.

as/qu (epd, dpa)