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Studiogast: Prof. Dagmar Fischer, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Charlotte Wilczok18. September 2011

Prof. Dagmar Fischer leitet das BMBF-geförderte Projekt NanoMed - eine große Untersuchung zur Wirkung von Nanopartikeln im menschlichen Körper.

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DW-TV: In solche Nanoteilchen werden, nicht nur als Giftsauger, große Hoffnungen gesetzt. Es wird viel geforscht und doch gibt es noch ziemlich blinde Stellen. Dagmar Fischer ist Professorin für pharmazeutische Technologien an der Universität Jena und leitet ein großes Forschungsprojekt genau dazu. Frau Fischer, warum ist Ihre Forschung so wichtig?

Dagmar Fischer: Nanotechnologie ist eine unglaublich innovative Technologie, die in Medizin, Pharmazie und in jeder Form von Technik ihre Anwendung findet. Mit einem Hype bezüglich dieser Technologien, geht aber auch eine gewisse Hysterie einher. Vor einigen Monaten beispielsweise, geisterte durch alle Zeitschriften, Titandioxid, Nanopartikel in Sonnencremes, seien risikoreich und gefährlich. Das sind Dinge, denen wir versuchen, entsprechend zu begegnen.

DW-TV: Sind die Nanopartikel denn risikoreich und gefährlich?

Dagmar Fischer: Im Grunde genommen nicht. Das, was zugelassen ist, ist entsprechend geprüft. Zu den Titandioxid-Nanopartikeln wurden im Rahmen der EU, im „Nanoderm-Projekt“, mehr als 40 Studiengemacht und man hat festgestellt, dass bei einer intakten Haut, also einer gesunden Hautbarriere, da keinerlei Bedenken bestehen. Es sieht natürlich anders aus, wenn keine intakte Barriere besteht, erkrankte Haut oder ähnliches. Aber für die Normalanwendung bestehen da keinerlei Bedenken nach gegenwärtigem Stand der Technik.

DW-TV: Ja, aber auch in der Normalanwendung hat man ja mal einen kleinen Schnitt oder so was. Was machen denn Nanopartikel im Körper, oder was können sie anrichten?

Dagmar Fischer: Also man muss zunächst unterscheiden, Nano ist nicht gleich Nano. Es gibt viele verschiedene Partikel aus den unterschiedlichsten Materialien, die bioabbaubar sind oder nicht bioabbaubar sind, die unterschiedliche Nanogrößen aufweisen können, die unterschiedliche Ladungen und Oberflächeneigenschaften haben. Ich nenne ihnen mal ein Beispiel: Sogenannte kationische Partikel, das sind Partikel, die positiv geladen sind, können mit jedem Bestandteil des Körpers interagieren. Also jede Zelle ist negativ geladen, jedes Blutplättchen, jede Erythrozyte, also jede rote Blutzelle ihres Körpers, ihre Plasmaproteine. Überall dort sind elektrostatische Wechselwirkungen möglich. Und wenn sie jetzt einen negativ geladenen Partikel oder ein neutrales Teilchen verwenden, dann können sie die deutlich reduzieren. Anderes Beispiel: Größe. Große oder runde Partikel können von ihren Fresszellen im Organismus z.B. nach Inhalation gut ausgeschieden und gehandhabt werden. Spitze, längliche Teilchen hingegen nicht. Also Nano ist nicht gleich Nano, wie ich gerade sagte, sondern da gibt es noch deutliche Unterschiede.

DW-TV: Wie untersuchen sie denn Nanopartikel? Die sind ja nun so was von klein, wie kann man das überhaupt untersuchen, ob etwas gefährlich ist oder nicht? Man muss ja wahrscheinlich aufpassen, dass man die nicht einatmet beim Forschen.



Dagmar Fischer: Die Dosis macht das Gift, das ist der Unterschied. Es ist so, dass wir Materialien vom Patienten verwenden, also z.B. wenn sie zur Blutspende gehen, dann können sie ihr Blut dafür zur Verfügung stellen. Man gibt die Nanoteilchen dazu und schaut z.B. nach Effekten. Gibt es Verklumpungen der roten Blutzellen, das würde zu Embolien führen, oder werden diese Zellen sogar angegriffen und aufgelöst. Wir verwenden Zellkulturen, dass heißt also Zellen, die aus Patienten stammen, die immortalisiert worden sind, also unsterblich sind. Die können in Schichten angezogen werden und man kann Wechselwirkungen mit den Zellen, toxikologisch, Transport, Verstoffwechselung und Ähnliches messen und quantifizieren. Vor der Anwendung steht natürlich noch der Versuch am Tier.

DW-TV: Können Sie zum Schluss noch ganz kurz sagen: Ab wann wird’s gefährlich, ab wann sollte man Schluss machen?

Dagmar Fischer: Dosis ist ein Punkt, Konzentration, die sie inhalieren, erkrankte Organe sind ein Faktor, der kritisch ist und das ist das, was wir berücksichtigen müssen.

Interview: Daniela Levy