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Studiogast: Prof. Hartmut Herrmann, Leibniz- Institut für Troposphärenforschung e.V. >>

Markus Kopplin13. März 2011

Kaminfeuer führt dazu, dass eine große Partikelmasse in die Luft entlassen wird, die in Deutschland inzwischen größer ist als die Partikelmasse, die der Verkehr verursacht.

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DW-TV: Herr Herrmann, soll ich alle meine Kerzen aus dem Hause verbannen? War’s das mit dem Candle-Light-Dinner?

Hartmut Herrmann: Nein, das würde ich nicht sagen. Es ist wie immer eine Frage der Dosis. Ich denke, einige Kerzen sind unbedenklich und man sollte einfach darauf achten, dass die Kerzen ruhig brennen.

Also zwei Kerzen sind in Ordnung - zehn nicht.

Das würde ich sagen.

Kaminfeuer steht auch auf dem Index.

Ja. Kaminfeuer führt dazu, dass eine große Partikelmasse in die Luft entlassen wird, die in Deutschland inzwischen größer ist als die Partikelmasse, die der Verkehr verursacht. Das ist schon seit mehreren Jahren so. Und es sind auch – wie wir in eigenen Untersuchungen nachgewiesen haben - giftige aromatische Stoffe darin enthalten, so dass der Staub aus Kaminfeuer auch nicht völlig unbedenklich ist.

Das heißt also: Kaminfeuer ist mit Blick auf den Feinstaub schlimmer als Straßenverkehr, wenn ich Sie richtig verstanden habe?

Nein, die Masse ist mehr, aber der Anteil schädlicher Substanzen ist geringer. Ich denke unser Hauptverdächtiger für gesundheitlich bedenklichen Feinstaub ist nach wie vor der Verkehr. Deshalb wird ja auch großer Aufwand betrieben mit Dieselpartikelfiltern. Oder mit Maßnahmen wie dem Einrichten von Umweltzonen.

Hat das denn schon was gebracht? Umweltzonen in den Städten in Deutschland gibt es ja schon eine ganze Weile. Sind Verbesserungen feststellbar?

Es gibt vereinzelte Beobachtungen, aber tatsächlich laufen Messungen erst. In Leipzig haben wir gerade eine Messreihe begonnen, weil dort die Umweltzone eingeführt worden ist. Und ich möchte darauf hinweisen: Die Kennzahl laut Gesetzgebung sind Mikrogramm pro Kubikmeter. Aber für die gesundheitlichen Effekte sind eigentlich die sehr kleinen Partikel verantwortlich, die nicht sehr viel Masse zusammenbringen. Und ich denke, dass die Umweltzone an verkehrsreichen Orten die Anzahl dieser sehr kleinen Partikel reduzieren kann.

Aber bis jetzt sollten wir lieber eine Atemmaske aufsetzen?

Um das zu vermeiden wird ja die Umweltzone gemacht. Die Luftqualität an verkehrsreichen Orten in unseren Städten ist schon kritisch, besonders in Bezug auf die ultrafeinen Partikel. Ich denke es ist einen Versuch wert zu gucken von großen Partikelanzahlen herunterzukommen. Nicht die Masse allein entscheidet.

Können Sie sagen, wo es – weltweit gesehen - die schlimmste Umweltbelastung gibt? Umweltzonen gibt es ja nicht in allen Städten der Welt. Gibt es da Untersuchungen?

Wenn wir weltweit schauen, befinden wir uns natürlich auf einem hohen Niveau der Luftreinhaltung. Und für die Atmosphärenchemie, die Chemie der belasteten Atmosphäre, ist Mexico City zum Beispiel ein Ort mit außergewöhnlich starker Luftbelastung. Aber auch Orte wie Kalkutta oder auch Peking haben Riesenprobleme bei Gasen und auch bei Feinstaubpartikeln. Wir haben in Europa schon ein hohes Niveau der Luftreinhaltung erreicht.

Das heißt, wir können hier ganz gut atmen? Ihre Untersuchungen laufen ja nun schon eine ganze Weile. Was würden Sie sagen, hat sich da etwas verbessert im Laufe der letzten Jahre mit Blick auf die Luftreinheit weltweit?

Weltweit würde ich das nicht unterschreiben. In Europa schon. Und es gibt auch eine Aktion die heißt "Clean Air for Europe". Die ist meiner Meinung nach erfolgreich. In anderen Regionen der Welt müssten wir aber noch mehr tun.

Ja dann bitte ran an die sprichwörtlichen „Bouletten“! Hartmut Herrmann herzlichen Dank für Ihren Besuch.

Interview: Daniela Levy