Sturmflut sorgt an der Ostsee für Land unter
Veröffentlicht 20. Oktober 2023Zuletzt aktualisiert 20. Oktober 2023Wegen einer Sturmflut sind in Flensburg, Kiel, Wismar und anderen Orten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern etliche Straßen und Uferzonen überschwemmt worden. Es gibt teilweise großräumige Sperrungen, mancherorts wurden Sandsäcke gegen das aufsteigende Wasser gestapelt. In der Flensburger Förde in Schleswig-Holstein wurde am frühen Freitagabend mit 1,99 Meter über dem normalen Wasserstand der höchste Wert seit mehr als einhundert Jahren erreicht. Einige Stunden später stieg der Wasserstand gar auf 2,27 Meter über dem Normalstand.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnte allgemein vor einer Gefahrenlage für die gesamte Ostseeküste, die noch bis Samstagvormittag dauern sollte. Auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn kam am Freitag eine 33-jährige Frau in ihrem Auto ums Leben, als ihr Fahrzeug von einem umstürzenden Baum getroffen wurde.
Sturmfluten entstehen durch starken Wind, der das Wasser an die Küste drückt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab zudem Sturmwarnungen für die Küste heraus. Es wurde mit Böen mit über einhundert Stundenkilometern gerechnet.
Fluten im Flensburger Hafen und in Lübecks Altstadt
In Flensburg drückte das Wasser bereits früh in die Straßen am Flensburger Hafen am Rande der Innenstadt. Im Laufe des Freitags wurden in der Stadt dann weitere Straßen vor allem in Wassernähe für Autos gesperrt. Das betraf auch die Stadt Lübeck, die von "vielen Überschwemmungen rund um die Altstadt" berichtete. Dort waren Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen mit vielen Kräften im Einsatz.
In der Stadt Schleswig stiegen die Pegelstände der Schlei an. Im Landkreis Schleswig-Flensburg wurden rund 30.000 Sandsäcke an Ämter und Gemeinden verteilt. Auch in Kiel wurden zahlreiche Straßen wegen des Hochwassers gesperrt und Fluttore geschlossen. Die Behörden registrierten außerdem Sturmeinsätze wegen umgestürzter Bäume.
Auf der Insel Fehmarn brachten Seenotretter zehn Urlauber von Hausbooten auf Schiffen an Land. Die Fährgesellschaft Scandlines stellte den Verkehr auf den Routen zwischen Puttgarden und Rødby in Dänemark sowie Rostock und dem dänischen Gedser vorübergehend ein.
Ausgelöst wurden Sturm und Sturmflut nach Angaben des DWD durch starke Luftdruckunterschiede zwischen einem Tief über Westeuropa und einem ausgeprägten Hoch über Skandinavien. Auch in Schweden, Dänemark und in Schottland gab es deshalb Unwetteralarm.
In dem von schweren Überflutungen getroffenen Schottland starben zwei Menschen. Eine Frau wurde in einen Fluss gerissen und konnte nur noch tot geborgen werden. Eine weitere Frau starb, als sie mit ihrem Auto gegen einen umgestürzten Baum fuhr. In der Stadt Brechin versuchten Rettungskräfte, von den Wassermassen in ihren Häusern eingeschlossene Menschen zu befreien. Die Auswirkungen des Sturms waren bis in das Zentrum und den Süden von England zu spüren. In der zentralenglischen Grafschaft Shropshire wurde ein Mann von Wassermassen mitgerissen und ertrank.
Niedrigwasser an Nordsee bremst Fähren aus
Parallel zur Sturmflut an der Ostseeküste gibt es Niedrigwasser an der deutschen Nordseeküste und den angrenzenden Flüssen. Zahlreiche Fähren zwischen den Nordseeinseln wie auch auf der Elbe fahren deshalb nicht. So verkehrt der Katamaran "Halunder Jet" von Hamburg und Cuxhaven zur Nordseeinsel Helgoland derzeit nicht, wie die Reederei FRS Helgoline mitteilte. Auch bei der FRS Syltfähre, die die dänische Insel Rømø und Sylt verbindet, kam es zu Änderungen im Fahrplan. Wegen des extremen Niedrigwassers fiel zudem die Elbfähre zwischen Glückstadt und Wischhafen komplett aus.
In Hamburg fiel der Wasserstand am Nachmittag um rund 1,80 Meter unter das mittlere Niedrigwasser. Laut einem Sprecher der Hafenbehörde werden keine größeren Probleme erwartet, da der prognostizierte Wasserstand in der Vorplanung von Schiffsanläufen und -liegezeiten berücksichtigt worden sei. "Die Hafenwirtschaft ist informiert, Unterwasserstände treten regelhaft bei Ostwindlagen auf und sind für die Akteure im Hafen nichts Ungewöhnliches", erklärte Ullrich Kerz von der Behörde. Lediglich der Wert von rund zwei Metern unter dem mittleren Niedrigwasser sei besonders.
sti/cw/se (afp, dpa)