Sudan: Der Letzte seiner Art
Sudan war eine Legende. Als "begehrtester Junggeselle" machte er in der Dating-App Tinder Schlagzeilen. Denn er war das letzte Männchen einer Nashorn-Unterart. Jetzt ist er tot und die Hoffnung auf Reproduktion sinkt.
"Last Man Standing"
"The Last Man Standing" ist tot, schreibt das Ol Pejeta Conservancy in einem Nachruf auf seiner Homepage. In dem Naturschutzgebiet in Kenia lebte der Nördliche Breitmaulnashorn-Mann Sudan die letzten Jahre seines Lebens. Die Trauer ist groß, denn mit Sudans Tod sinkt die Hoffnung, die Nashorn-Unterart vor dem Aussterben retten zu können.
Langes Nashornleben
Sudan war schon ein Nashorn-Opa. 1973 wurde er in der Wildnis Sudans geboren. Zwei Jahre später folgte die Gefangenschaft: 33 Jahre lang lebte Sudan im Dvůr Králové Zoo in der Tschechischen Republik. Im Dezember 2009 wurden er und drei weitere Nördliche Breitmaulnashörner dem Ol Pejeta Conservancy übergeben.
Sudan hinterlässt zwei Frauen
Die Hoffnung war groß: Sudan oder Suni (das zweite Männchen aus dem Zoo, es starb im Jahr 2014) würden sich in natürlicher Umgebung vielleicht mit den Weibchen Fatu (Mitte) und Najin (links) paaren. Doch die natürliche Reproduktion wollte einfach nicht klappen. Fatu und Najin zeigten kein Interesse und Sudan wurde immer älter und schwächer.
Tochter und Enkelin
Ein weiteres Problem: Najin ist Sudans Tochter, Fatu seine Enkelin. Auch deshalb entschied man sich früh, mehr im Bereich der künstlichen Befruchtung zu forschen. Die Wissenschaft sollte einen Ausweg aus der prekären Situation finden.
Schwacher Sudan
Im Jahr 2015 mussten Tierpfleger Sudan beim Grasen helfen. Natürliche Paarung war mittlerweile fast ausgeschlossen. Doch Sudans Spermien hatte man eingefroren.
Junggeselle auf Tinder
Im vergangenen Jahr machte Sudan Schlagzeilen: Tinder setzte sein Bild prominent in der Dating-App ein. Sie bewarben eine große Spenden-Kampagne, um Geld für die Forschung zur künstlichen Befruchtung bei Nashörnern zu sammeln. 85.000 US-Dollar kamen auf diese Weise zusammen.
"Die letzten Drei"
Erst vor wenigen Tagen wurde in New York die Statue "The Last Three" ("Die letzten Drei") der Künstler Gillie und Marc Art enthüllt. Auch sie wollten Bewusstsein für die aussichtslose Lage von Sudan, Najin und Fatu schaffen. Dass der Nashorn-Mann kurze Zeit später sterben würde, konnten sie nicht wissen.
Unsichere Zukunft
Forschungseinheiten wie das des Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung versuchen weiterhin, Nördliche Breitmaulnashörner zu erhalten. Und es gibt Hoffnung: In einem komplizierten Verfahren wollen die Forscher Najin und Fatu Eizellen entnehmen und die Embryos von einem Südlichen Breitmaulnashorn austragen lassen.