Suezkanal: Zehn Milliarden US-Dollar Warenwert stecken fest
Seit Tagen blockiert das Containerschiff Ever Given den Suezkanal. Das bekommt auch die Wirtschaft zu spüren. Bis der Frachter wieder flott gemacht wird, könnte es noch Wochen dauern - mit möglicherweise fatalen Folgen.
Das Containerschiff steckt weiter fest
Die Bemühungen, die Ever Given, ein 400 Meter langes Containerschiff, das seit Dienstag den Suezkanal in Ägypten blockiert, wieder flott zu machen, werden fortgesetzt. Bagger haben Sand und Schlamm vom Bug des Schiffes entfernt, während Schlepper versuchen, es zu bewegen. Der japanische Eigner Shoei Kisen bat um Entschuldigung und erklärte, die Arbeiten gestalteten sich "extrem schwierig".
Die Arbeiten könnten Wochen dauern
Die Arbeiten sollen etwa eine Woche, möglicherweise auch länger dauern, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag. Die Suezkanal-Behörde hingegen machte keine neuen Angaben, wann der Kanal wieder befahrbar ist. Das unter der Flagge Panamas fahrende Containerschiff war auf Grund gelaufen und steckt seither diagonal im Suezkanal fest.
165 Frachter warten auf die Weiterfahrt
Kaum steckte die Ever Given fest, bekam das auch die Wirtschaft zu spüren. Im Verlauf der Woche kam es zu Schwankungen beim Preis von Rohöl. 165 Frachter warten derzeit auf die Durchfahrt an den beiden Enden des Kanals - Port Said am Mittelmeer und Suez am Roten Meer, aber auch im Kanal selbst. Das meldete Lloyds List, einer auf Containerverkehr spezialisierter Datenanalyst.
Suezkanal spart Schiffen Zeit
Der Suezkanal, der den Kontinent Afrika vom Nahen Osten und Asien trennt, ist eine der verkehrsreichsten Handelsrouten der Welt, über die etwa zwölf Prozent des gesamten Welthandels abgewickelt werden. Dank dem Suezkanal ersparen sich die Schiffe die Umfahrung Afrikas. Mit Hilfe dieses Nadelöhrs sparen die Schiffe rund 7000 Kilometer gegenüber der Route rund um Afrika.
Zehn Milliarden US-Dollar Warenwert blockiert
Neben Öl werden Konsumgüter wie Kleidung, Möbel und Autoteile über den Kanal transportiert. Richard Medae von Lloyds List schrieb auf Twitter, dass Berechnungen zufolge der westwärts gerichtete Verkehr täglich etwa 5,1 Milliarden US-Dollar wert ist, der ostwärts gerichtete Verkehr rund 4,5 Milliarden Dollar. Damit sind inzwischen rund zehn Milliarden Dollar an Warenwert blockiert.
Russland und Saudi-Arabien besonders betroffen
"Jeder Hafen in Westeuropa wird das merken", sagte ein Sprecher des größten EU-Hafens in Rotterdam. Besonders betroffen dürften Russland und Saudi-Arabien sein, die beiden Staaten, die am meisten Öl durch den Kanal schicken. Indien und China sind dagegen die größten Importeure, teilten Analysten von Vortexa mit. Auch die deutsche Wirtschaft dürfte die Blockade viel Geld kosten.
Worst-Case-Szenario: Container versenken
Die Ever Given ist eines der größten Frachtschiffe der Welt. Sollte es nicht gelingen, es wieder flott zu machen, so könnte es dazu kommen, dass ein Teil der Ladung vernichtet werden muss. Die Container müssten vom Schiff geschafft und womöglich versenkt werden, so Bloomberg.
Mehr als 50 Schiffe pro Tag
Nach Angaben der Betreibergesellschaft Suez Canal Authority haben im vergangenen Jahr 19.000 Schiffe den Suezkanal passiert - das sind mehr als 50 Schiffe pro Tag. Containerschiffe machen rund 26 Prozent des gesamten Verkehrs auf dem Kanal aus - der Großteil sind Öltanker. Insgesamt wurden 2019 600 Millionen Tonnen an Waren über den ägyptischen Seeweg transportiert.