Surfen auf Tahiti: Olympia der langen Wege
Ein olympischer Rekord der Sommerspiele 2024 in Paris steht schon jetzt fest. Noch nie zuvor war ein Wettkampfort so weit entfernt von der ausrichtenden Stadt - auch wenn das Phänomen nicht neu ist.
Surfparadies Tahiti wird olympisch
Das Wellenreiten kehrt dorthin zurück, wo es entstand: in der Südsee. Bei den Sommerspielen 2024 werden die olympischen Wettbewerbe im Surfparadies Teahupoo auf Tahiti ausgetragen. Die Insel, die zu Französisch-Polynesien gehört, liegt 15.760 Kilometer vom eigentlichen Olympia-Ort Paris entfernt. Olympischer Distanz-Rekord - wenn auch nur knapp.
Quarantänegesetz führt zu Olympia-Teilung
15.589 Kilometer trennen Melbourne und Stockholm. Melbourne richtet die Sommerspiele 1956 aus. Doch in Australien müssen Pferde sechs Monate unter Quarantäne gehalten werden, ehe sie bei Wettbewerben starten dürfen. Also vergibt das IOC die Pferdesport-Wettbewerbe separat. Fünf Monate vor den Spielen in Melbourne geht es in der schwedischen Hauptstadt Stockholm um olympisches Gold im Reiten.
Die ersten dezentralen Spiele in Grenoble
Der Begriff "Spiele der langen Wege" wird jedoch erst 1968 geprägt. Die Spiele in Grenoble in Frankreich brechen mit der Tradition, möglichst viele Wettbewerbe an einem Ort auszutragen. Die Wettkampfstätten verteilen sich auf fünf weitere Orte, bis zu 65 Kilometer entfernt. In Val d'Isere, "nur" 30 Kilometer von Grenoble aus, gewinnt Volksheld Jean Claude Killy (Bild) Gold in der Abfahrt.
Umweltsünden in Albertville und Co.
Ebenfalls in Frankreich wird die Dezentralisierung auf die Spitze getrieben. Die Winterspiele 1992 in Albertville zählen neun Wettkampforte, bis zu 118 Kilometer entfernt, teilweise nur über kleine Bergstraßen zu erreichen. Nicht nur deswegen laufen Umweltschützer Sturm gegen die Spiele - auch wegen der schwerwiegenden Eingriffe in die Natur, etwa beim Bau der Bobbahn in La Plagne.
Hunderte Kilometer entfernt
Noch längere Wege gibt es bei den Sommerspielen in der kanadischen Metropole Montreal. So werden einige Vorrundenspiele des olympischen Fußballturniers in Toronto angepfiffen, 540 Kilometer entfernt. Auch die Segelwettbewerbe werden fernab von Montreal ausgetragen: in Kingston am Ontario-See, 290 Kilometer von der Olympiastadt entfernt.
Weite Rückkehr zur Wiege der Spiele
Der Tradition wegen schwitzen die Kugelstoßer - hier der Kubaner Miselydis Gonzalez - knapp 300 Kilometer von Athen entfernt. Die Organisatoren der Sommerspiele 2004 platzieren den Wettbewerb im alten Stadion in Olympia - dort wo in der Antike die Wiege der Olympischen Spiele stand.
Tokio zu heiß und schwül
Auch bei den nächsten Sommerspielen 2020 in Tokio gibt es einen 800-Kilometer-Abstecher. Weil im August mit hohen Temperaturen und feuchter Luft zu rechnen ist, werden die Marathons und die Wettbewerbe im Gehen in Sapporo auf der Nordinsel Hokkaido ausgetragen. Auch die Freiwasserschwimmer würden eine solche Reise in Kauf nehmen, um dem warmen Wasser in der Buchet von Tokio aus dem Weg zu gehen.
Von Peking ab in die Berge
Peking ist alles andere als eine Wintersportmetropole und dennoch Ausrichter der Winterspiele 2022. Die weiten Wege hat das Internationale Olympische Komitee also bewusst in Kauf genommen. So werden die alpinen Skiwettbewerbe in den Xiaohaituo-Bergen ausgetragen, 190 Kilometer von Peking entfernt. Dort kennt man immerhin den Wintersport, wie diese Kinder an einer Grundschule demonstrieren.
Spektakel garantiert
Doch gegen die olympische Ferndisziplin Surfen auf Tahiti erscheinen fast alle genannten Beispiele wie Peanuts. Immerhin: Spektakuläre Bilder aus der Südsee sind 2024 garantiert - 15.760 Kilometer von Paris entfernt.