Syrien bald wie Somalia?
6. November 2012Eindringlich hat der Sondervermittler der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga zu einem Ende der Gewalt in Syrien aufgerufen. Wenn das Problem nicht richtig angegangen werde, bestehe die Gefahr, dass Syrien dasselbe Schicksal erleide wie Somalia, sagte Lakhdar Brahimi der in London erscheinenden arabischen Tageszeitung "Al-Hayat". Erklärend ergänzte der Algerier, dass er damit nicht die Spaltung, sondern den politischen Zerfall des Staates meine. Dann würden die zahlreichen Kriegsherren und Milizen in ihren jeweiligen Hochburgen die Macht übernehmen.
Somalia als warnendes Beispiel
Seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges 1991 ist das ostafrikanische Land praktisch ohne Regierung. Warlords und Clans bekämpfen sich, Tausende sind in dem blutigen Konflikt am Horn von Afrika ums Leben gekommen.
UN-Vermittler Brahimi sieht angesichts der andauernden Kämpfe kein schnelles Ende des Konflikts: "Wir alle müssen einer bitteren, schwierigen und erschreckenden Wahrheit ins Auge sehen: dass diese Art Krise ein Jahr, zwei Jahre oder noch länger dauern kann, wenn man ihr nicht richtig begegnet."
In Syrien hatte sich im Zuge des arabischen Frühlings vor gut anderthalb Jahren eine zunächst friedliche Protestbewegung gegen das Regime von Baschar al-Assad gebildet. Als der Machthaber jedoch mit Gewalt gegen sein eigenes Volk vorging, eskalierte die Auseinandersetzung. Bislang sollen mehr als 36.000 Menschen in dem Konflikt getötet worden sein.
Freies Geleit für Assad?
Auf der Suche nach einer Lösung schlug der britische Premierminister David Cameron jetzt vor, Präsident Assad ins Exil zu entlassen. Die internationale Gemeinschaft solle alle Möglichkeiten erwägen, um "den Mann außer Landes zu bringen und einen sicheren Übergang in Syrien zu gewährleisten", sagte Cameron in einem Interview dem arabischen Sender "Al Arabija". Im Gegenzug für seinen Rücktritt könne Assad Ausreise und Straffreiheit eingeräumt werden.
Auch am Dienstag dauerten die Kämpfe an. Nach Angaben von Aktivisten wurden landesweit mindestens 100 Menschen getötet. Durch Autobomben starben in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus zehn Menschen, mehr als 40 wurden verletzt. Ebenfalls in Damaskus erschossen mutmaßliche Regimegegner den Bruder des syrischen Parlamentspräsidenten.
Die Vereinten Nationen vermuten, dass die Armee Assads gegen die Aufständischen die international geächteten Streubomben einsetzt. Es gebe dazu "glaubhafte Informationen", sagte der stellvertretende UN-Generalsekretär Jeffrey Feltman bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.
mak/sc/uh (rtre, DAPD, afp)