Syrien Kompakt
9. Oktober 2009Pünktlich zum Abzug der letzten französischen Mandatstruppen am 17. April 1946 wurde die „Syrische Arabische Republik“ ausgerufen, seit 1973 versteht sich Syrien offiziell zudem als „sozialistisch“. Freie und faire Wahlen, etwa nach europäischem Modell, kennt das Land nicht. Der eigentliche Machthaber ist der Präsident, der gemäß Verfassung alle sieben Jahre direkt vom Volk gewählt werden soll. Er ist gleichzeitig Staatsoberhaupt und oberstes Exekutivorgan. Er ernennt zudem das Regierungskabinett mit dem Ministerpräsidenten an der Spitze.
Wie der Staat funktioniert
Das Parlament heißt Volksversammlung, wird alle vier Jahre gewählt und fungiert offiziell als Kontroll- und Legislativorgan. Eine legal organisierte Opposition gibt es allerdings nicht, nur einige kleine Blockparteien, die vom Staat anerkannt und im Parlament vertreten sind. Kritik am Präsidenten oder seiner Baath-Partei ist für diese Parteien wie für das gesamte Parlament jedoch tabu. Das Staatsoberhaupt, seine Partei und sein Machtapparat herrschen allein über das politische Geschehen. Der frühere Präsident Hafez Al-Assad stützte seine Herrschaft seit der Machtübernahme 1970 30 Jahre lang geschickt auf die Macht der Militärs und Geheimdienste. Nach dessen Tod im Jahre 2000 übernahm Sohn Bashar Al-Assad dieses Herrschaftsmodell weitgehend. Hoffnungen auf politische Reformen blieben damit unerfüllt.
Innenpolitisch stabil
Die Wirtschaft öffnet sich
Wirtschaftlich steht Syrien 20 Jahre nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und seines einst starken Unterstützers UdSSR möglicherweise am Scheideweg. Züge des real existierenden Sozialismus sind zwar immer noch deutlich zu erkennen, etwa in Form von Planwirtschaft sowie Schutzmaßnahmen für staatliche Betriebe. Doch parallel dazu entwickelt sich seit Beginn der 90er Jahre auch eine Privatwirtschaft. Wirtschaftsliberalisierung, Marktöffnung, Bürokratieabbau – all dies hat sich die Regierung längst auf die Fahnen geschrieben. Die Umsetzung erfolgt jedoch schleppend, wozu auch die großteils noch anhaltende politische Isolation des Landes beiträgt.
Öl ist der Motor der Wirtschaft
Trotzdem zählt die Europäische Union längst zu Syriens wichtigsten Handelspartnern – etwa ein Drittel des Exportvolumens geht nach Europa. Die syrische Volkswirtschaft hängt dabei in beträchtlichem Ausmaß vom Ölexport ab: Er macht rund 70 Prozent der Exporteinnahmen aus. Auch die Landwirtschaft bleibt mit einem Drittel der Gesamtwirtschaftsleistung ein wichtiger Faktor. Weitere Einnahmequellen des Landes sind der Tourismus und die Textilindustrie.
Syriens Gesamtwirtschaftsleistung lag 2006 offiziell bei 29,3 Milliarden US-Dollar gemessen am Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP. Das durchschnittliche Jahreseinkommen betrug ungefähr 1.730 US-Dollar, wobei es allerdings auch deutlich niedriger liegende Schätzungen gibt. Landeswährung ist der Syrische Pfund (SYP). Ein Euro entspricht 65,47 SYP (Stand: 05.10.2009).
Autor: Khalid ElKaoutit
Redaktion: Rainer Sollich