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Syriens gespaltene Opposition

Kersten Knipp26. September 2013

Die syrische Opposition spricht seit jeher nicht mit einer Stimme. Nun haben sich Teile islamistischer Gruppen zusammengeschlossen und von den säkularen Kräften losgesagt. Deren Führungsanspruch ist geschwächt.

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Dschihadisten an der syrisch-irakischen Grenze (Foto: picture-alliance/AP)
Bild: picture-alliance/AP

Die syrische Opposition ist gespalten, und das entlang mehrerer Linien. Ein tiefer Graben trennt nicht nur das säkulare und dschihadistische Lager voneinander - auch die verschiedenen Gruppierungen innerhalb dieser beiden Lager sind zerstritten. So diskutieren die Vertreter der säkularen Kräfte seit langem heftig über die Frage einer internationalen Intervention. Der größte, in der "Nationalen Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte" vereinte Teil befürwortet einen Einmarsch des Westens. Eine etwas kleinere Fraktion, vereint vor allem in den "Nationalen Koordinationskomitees für den Demokratischen Wandel", ist strikt dagegen. Doch so entschieden die Ansichten in beiden Lagern auseinandergehen, so wenig führten sie bislang zu gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb des säkularen Lagers.

Anders sieht es im Lager der Dschihadisten aus. Sie treten zwar hauptsächlich gegen die Assad-Truppen an, liefern sich aber auch untereinander erbitterte Kämpfe. Insbesondere die Al-Kaida verbundene "Nusra-Front" und die Gruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS) kämpfen erbittert um die Vorherrschaft.

Abspaltung dschihadistischer Kräfte

Kämpfer der Freien Syrischen Armee (Foto: REUTERS)
Den Feind vor Augen: Kämpfer der Freien Syrischen ArmeeBild: Reuters

Nun hat "Al Nusra" in einer Internetbotschaft bekanntgegeben, sich mit einem guten Dutzend anderer Gruppen verbündet zu haben. Das Bündnis richtet sich aber nicht nur gegen den ISIS. Ebenso zielt es auf die Dachorganisation der syrischen Opposition, die Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte. Von dieser fühlten sie sich nicht mehr repräsentiert, erklärten die Kämpfer. Eine aus dem Ausland agierende Opposition würden sie nicht anerkennen. Stattdessen fordern sie eine islamistisch ausgerichtete Opposition, die sich an den Prinzipien der Scharia orientiere.

Einfluss der säkularen Kräfte gefährdet

Diese Abspaltung bleibe nicht ohne Auswirkung auf die Hauptverbände der säkularen Opposition, sagt der Politikwissenschaftler Barah Mikail von dem in Madrid ansässigen internationalen Think Tank FRIDE. Bisher hätten deren Vertreter behauptet, sie hätten die islamistischen Gruppen unter Kontrolle. Doch diese hätten durch ihren Zusammenschluss nun deutlich gemacht, wie scharf sie sich von den anderen Oppositionsgruppen abgrenzen wollten. "Dadurch ist die säkulare Opposition jetzt in einer schwächeren Position - insbesondere gegenüber Frankreich, Großbritannien und den USA."

Dies geschieht zu einer Zeit, in der die säkulare syrische Opposition ohnehin bereits große Schwierigkeiten hat, den Führungsanspruch, auch über die dschihadistischen Strömungen, aufrecht zu erhalten. Denn so entschieden der säkulare Kurs ihrer politischen Führer ist, so unsicher ist die ideologische oder taktische Ausrichtung von Teilen ihres militärischen Arms, der Freien Syrischen Armee (FSA). Deren Führer nehmen zwar für sich in Anspruch, keine Verbindungen zu dschihadistischen Gruppen zu haben. Doch die FSA setzt sich aus vielen verschiedenen Gruppierungen zusammen. Es sei darum nicht ausgeschlossen, dass in ihren Reihen auch Kämpfer stünden, die ein dschihadistisches oder zumindest sehr konservatives Weltbild verträten, so Mikail im Gespräch mit der DW. "Darum können wir nicht behaupten, die Freie Syrische Armee sei ganz und gar säkular."

"Syrer lehnen dschihadistische Ideologie ab"

Auch die mit den Oppositionellen sympathisierende Zeitung "Sharq al-Awsat" sieht den Einfluss der Säkularen geschwächt: "Die politische Szene wird von liberalen Kräften beeinflusst, während sich die Kämpfer vor Ort vornehmlich aus islamischen Gruppen unterschiedlicher Weltanschauung zusammensetzen. Innerhalb dieser Gruppen erkennen einige bewaffnete Gruppierungen noch nicht einmal die anderen an." Man könne sich also denken, so die Zeitung, was diese islamischen Extremisten von der säkularen und liberalen Opposition hielten.

Ein Kämpfer der Nusra-Front in Rakka 14.3. 2013 (Foto: REUTERS)
Bleibt lieber unerkannt: Kämpfer der Nusra-FrontBild: Reuters

Diese Zweifel will Hisham Marwah, einer der Sprecher der Nationalen Koalition, gegenüber der DW nicht gelten lassen. Zwar gebe es in Syrien dschihadistische Kämpfer. Diese würden von vielen Syrern auch akzeptiert - allerdings nur so lange, wie sie gegen das Assad-Regime anträten. "Wenn sie aber versuchen wollten, das Land zu kontrollieren oder ihm ihre Ideologie aufzuzwingen, werden sie sehen, dass die Syrer das nicht akzeptieren. werden."

Kräftemessen mit ungewissem Ausgang

Wie sich das Spiel der Kräfte entwickeln wird und ob die Nationale Koalition ihren Hauptvertretungsanspruch aufrecht erhalten kann, sei derzeit noch unsicher, meint Barah Mikail. Mit den islamistischen Gruppen müsse man rechnen - auch dann, wenn sich deren Vertreter teilweise bekämpften. Dieser Umstand ändere nichts daran, dass es für die Nationale Koalition künftig noch schwieriger werde, ihren Führungsanspruch zu behaupten.