Syrien: Rebellen töten Al-Kaida-Kämpfer
7. Januar 2014Es müssen erbitterte Kämpfe gewesen sein, die sich syrische Rebellengruppen mit Anhängern der Gruppe "Islamischer Staat im Irak und der Levante" (ISIL) geliefert haben. Mehrere syrische Rebellenbrigaden hatten am vergangenen Wochenende eine Offensive gegen Stützpunkte der Extremisten begonnen.
Wie die Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte am Dienstag mitteilte, haben die Rebellen dabei mehr als 30 ausländische Kämpfer getötet. Die meisten von ihnen hätten der ISIL (im Artikelbild zu sehen) angehört , einige seien Mitglieder der radikalen "Dschund al-Aksa-Miliz" gewesen. Die Kämpfer sollen von den syrischen Rebellengruppen zunächst gefangen genommen und anschließend umgebracht worden sein. Die Angaben lassen sich wegen der eingeschränkten freien Berichterstattung in Syrien nicht unabhängig überprüfen.
Die Spannungen wachsen
In Syrien haben mittlerweile offenbar mehrere bewaffnete Rebellengruppen zum Kampf gegen die bislang mit ihnen verbündeten militanten Dschihadisten der ISIL zusammengeschlossen. Deren Kämpfer waren bei den syrischen Aufständischen im Kampf gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad zunächst willkommen, denn sie gelten als diszipliniert, gut bewaffnet und kampferfahren. Inzwischen werfen mehrere Rebellengruppen der ISIL-Organisation jedoch vor, in den von ihr kontrollierten Gebieten ein Terrorregime zu errichten.
Hoffnung auf Waffenlieferungen als Motiv
ISIL ging im vergangenen Jahr aus einem Zusammenschluss des irakischen und des syrischen Al-Kaida-Flügels hervor. Im Irak kontrolliert die Gruppe mittlerweile einen großen Teil der überwiegend von Sunniten bewohnten Provinz Anbar.
Gegen die ISIL-Organisation kämpfen in Syrien mittlerweile mehrere bewaffnete Rebellengruppen: die mächtige Islamische Front, die islamistische Armee der Mudschaheddin, die nicht islamistische Front der Revolutionäre Syriens und die dschihadistische Al-Nusra-Front. Diese unterhält wie die ISIL-Organisation Verbindungen zum Al-Kaida-Netzwerk, gilt aber als "gemäßigter".
Hinter dem Frontwechsel der Rebellen steckt nach Meinung von Experten nicht nur ein Streit über Gebietsansprüche, sondern auch der Wunsch, sich das Wohlwollen westlicher Waffenlieferanten zu sichern.
Sorge um die Kinder im Bürgerkriegsland
Unterdessen bereiten die Vereinten Nationen die zweite Geber-Konferenz vor. Sie soll am 15. Januar in Kuwait stattfinden. Für das Treffen haben die UN ein ehrgeiziges Ziel ausgegeben: Sie hofft, mindestens 6,5 Milliarden Dollar (4,8 Milliarden Euro) an Spenden einzuwerben.
Nach UN-Angaben sind mittlerweile mehr als neun Millionen Syrer auf humanitäre Hilfe angewiesen. Allein in Syrien selbst leben geschätzt 6,5 Millionen Menschen als Vertriebene, unter ihnen auch rund eine Million Kinder. Schätzungen zufolge wurden durch den Bürgerkrieg etwa 8000 Kinder von ihren Familien getrennt.
Um die Kinder in Syrien sorgen sich die Vereinten Nationen ganz besonders. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen hat das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR dazu aufgerufen, das Projekt "Keine verlorene Generation" für syrische Flüchtlingskinder finanziell zu unterstützen. "Die Zukunft für dieser Kinder droht zu entgleiten, aber es gibt noch eine Chance, sie zu retten", sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres. Die Welt müsse auf diese Krise mit massiver Unterstützung reagieren.
cw/kle (reuters, dpa, afp)