Taliban nehmen zahlreiche NGO-Mitarbeiter fest
16. September 2023Seit fast sechs Jahrzehnten arbeitet die in der Schweiz registrierte christliche Hilfsorganisation International Assistance Mission (IAM) in Afghanistan. Die radikalislamischen Taliban haben den Mitarbeitern schon mehrfach vorgeworfen, unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe zu missionieren. 2010 waren zehn IAM-Mediziner bei einem Taliban-Angriff in einer abgelegenen Region im Norden Afghanistans getötet worden.
Ein Vertreter der Taliban-Regierung sagte nun der Nachrichtenagentur AFP, insgesamt seien 21 IAM-Mitarbeiter in Gewahrsam genommen worden, darunter eine US-Bürgerin. Die Gruppe stehe bereits seit einiger Zeit unter Beobachtung, weil sie versucht habe, Afghanen zum Christentum zu bekehren.
"Keine Hilfe nach politischen oder religiösen Gesichtspunkten"
Die Hilfsorganisation hatte zuvor erklärt, 18 Beschäftigte seien aus ihrem Büro in der Provinz Ghor in Zentralafghanistan abgeführt und in die Hauptstadt Kabul gebracht worden. Die IAM wisse noch nicht, was ihrem Personal vorgeworfen werde.
Auf ihrer Webseite erklärt die Hilfsorganisation, sie stütze sich auf christliche Werte, leiste ihre Hilfe aber nicht nach politischen oder religiösen Gesichtspunkten. "Wir schätzen und respektieren die lokalen Bräuche und Kulturen", so die IAM. Alle Mitarbeiter hätten sich verpflichtet, die Gesetze des Landes einzuhalten.
Seit die Taliban vor zwei Jahren wieder die Kontrolle über Afghanistan errungen haben, wird mit drakonischen Gesetzen eine strenge Auslegung des Islams durchgesetzt. Im "Islamischen Emirat" Afghanistan stehen Nichtregierungsorganisationen (NGO) unter verschärfter Beobachtung. Auch dürfen afghanische Frauen nicht mehr in Hilfsorganisationen oder für die Vereinten Nationen arbeiten.
rb/jj (AP, AFP, dpa)