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Frankreich: Tatverdächtige aufgespürt

8. Januar 2015

Erste Erfolge bei der Jagd nach den Attentätern von Paris: Mehrere Personen wurden festgenommen, darunter wohl einer der Attentäter. Auch die beiden Hauptverantwortlichen wurden offenbar gesichtet.

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Fahndungsfotos der mutmaßlichen Attentäter Charif und Said K. (Foto: DPA)
Die beiden mutmaßlichen Hauptverantwortlichen Chérif (l.) und Said K. sind weiter auf die FluchtBild: picture-alliance/dpa/French Police/Handout

Die beiden Hauptverdächtigen des Anschlags auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" sind nach Angaben von Ermittlern in Nordfrankreich gesichtet worden. Die verdächtigen Brüder Chérif und Said K. seien bewaffnet und mit einem grauen Renault Clio im Département Aisne unterwegs, hieß es. Ein Mitarbeiter einer Tankstelle bei dem Ort Villers-Cotterêt habe die beiden mutmaßlichen Terroristen eindeutig erkannt. "Die beiden Männer sind vermummt, mit Kalaschnikow und anscheinend mit Raketenwerfern" ausgerüstet, hieß es von Seiten der Ermittler.

Sieben Festnahmen

Zuvor hatte es im Zusammenhang mit dem Attentat erste Festnahmen gegeben. Wie Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls dem Radiosender RTL sagte, hätten sich mehrere Menschen über Nacht in Polizeigewahrsam befunden. Nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve handelt es sich um sieben Personen.

Bereits am Mittwochabend hatten mehrere Medien übereinstimmend berichtet, dass sich einer der drei mutmaßlichen Attentäter der Polizei gestellt habe. Der 18-Jährige befinde sich in der Kleinstadt Charleville-Mézière nahe der belgischen Grenze in Polizeigewahrsam, hieß es. Demnach ging er freiwillig zur Polizei, nachdem sein Name in sozialen Netzwerken im Internet zirkulierte. Der junge Mann heiße Hamyd M. und soll Chérif und Said K. bei dem Attentat geholfen haben. Er selbst soll jedoch seine Unschuld beteuern.

"Sie sprachen perfekt Französisch"

Die Brüder sollen am Mittwoch die Redaktion des Magazins mitten in Paris gestürmt haben und unter anderem mit einer Kalaschnikow um sich geschossen haben. Im Kugelhagel waren zwölf Menschen getötet worden, darunter acht Journalisten. Unter den Toten ist auch Redaktionsleiter Stephane Charbonnier. Elf Menschen wurden verletzt.

Die Terroristen sollen während des Anschlags "Allah ist groß" und "Wir haben den Propheten gerächt" gerufen haben. "Sie sprachen perfekt Französisch", sagte die Zeichnerin Corinne Rey, die den Anschlag überlebte, der Zeitung "l'Humanité". Dabei hätten sie behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören. Der Überfall habe etwa fünf Minuten gedauert.

Ausweis im Auto vergessen

Die Polizei ist mit mehr als 3000 Beamten im Einsatz, um die Flüchtigen zu finden. Spezialkräfte umstellten in der Nacht auf Donnerstag ein Haus im ostfranzösischen Reims. In der Nacht hieß es, die Polizei verhöre derzeit Menschen aus dem Umfeld der Brüder. Der Festgenommene und die beiden Flüchtigen sollen aus Paris sein und die französische Staatsbürgerschaft haben. Es wird ein islamistischer Hintergrund vermutet. Einer der Brüder sei 2008 verurteilt worden, weil er im Irak gekämpft haben soll.

Wie das Magazin "Le Point" und die Zeitung "Le Monde" schreiben, hat offenbar ein schwerer Fehler der Attentäter die Polizei auf ihre Spur gebracht. Auf der Flucht hätten die Terroristen einen Personalausweis in ihrem Fluchtwagen vergessen, berichteten die Blätter übereinstimmend.

Nach Angaben von Innenminister Cazeneuve sind die beiden Tatverdächtigen vor dem Anschlag überwacht worden. Dabei habe es aber keine Hinweise auf einen bevorstehenden Terrorakt gegeben, gegen die Männer habe es auch kein juristisches Verfahren gegeben. "Wir treffen hundertprozentig Vorsichtsmaßnahmen, ein Null-Risiko gibt es aber nicht", sagte Cazeneuve dem Sender Europe 1.

Fahndungsfotos veröffentlicht

Die Polizei veröffentlichte einen Zeugenaufruf mit Fahndungsbildern der beiden Männer. Sie seien möglicherweise "bewaffnet und gefährlich", warnten die Behörden und forderten die Bevölkerung auf, sich mit möglichen Informationen an die Polizei zu wenden.

"Charlie Hebdo" war mehrfach wegen Mohammed-Karikaturen in die Kritik geraten und angefeindet worden. Erst am Dienstag hatte die Zeitschrift eine Karikatur veröffentlicht, auf der ein islamistischer Terrorist mit einer umgehängten Kalaschnikow auf dem Rücken sagt: "Noch immer kein Attentat in Frankreich, aber man darf sich ja bis Ende Januar was wünschen."

cr/wl (dpa, afp)