Kurden-Demo in Straßburg
13. Februar 2016Sie kamen aus Frankreich und aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern ganz Europas. Nach Angaben der französischen Polizei zogen bis zu 15.000 Menschen durch Straßburg, um an der diesjährigen Kundgebung für Abdullah Öcalan teilzunehmen. Die Teilnehmer schwenkten kurdische Fahnen und trugen große Portraits des Führers der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.
Öcalan war vor 17 Jahren vom türkischen Geheimdienst in Kenia festgenommen worden. Seit 1999 verbüßt er auf der Gefängnisinsel Imralı eine lebenslange Haftstrafe. Seitdem versammeln sich jedes Jahr am Jahrestag seiner Festnahme Kurden in Straßburg, um zu demonstrieren.
Aus der Haft heraus hatte Öcalan in den vergangenen Jahren für einen Friedensprozess mit der Führung in Ankara geworben. Vergangenen Sommer aber eskalierte der türkisch-kurdische Konflikt wieder. Im Kurdengebiet geht die türkische Armee seitdem massiv gegen mutmaßliche PKK-Mitglieder und deren Anhänger vor.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
Wegen der Spannungen wurde die diesjährige Kurden-Kundgebung in Straßburg unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen der französischen Polizei abgehalten. Die Demonstranten forderten ein Engagement der Europäer zum Schutz der Menschenrechte der Kurden in der Türkei. Außerdem verlangen sie die Freilassung Öcalans.
Eine türkische Nationalflagge in einem Fenster am Rande der Demonstationsstrecke wurde mit lauten Protestrufen registriert. Plastikflaschen flogen, und die Flagge verschwand schnell wieder. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, so Hélène Erin, die Sprecherin der Kundgebungsveranstalter, "massakriert das kurdische Volk im Osten der Türkei".
Kurdenmarsch von Stuttgart nach Straßburg
Mehrere hundert Demonstranten kamen aus Deutschland über die Europabrücke Kehl, um sich auf der anderen Rheinseite in Straßburg an der Großkundgebung mit Musik und Unterhaltung am Fußballstadion zu beteiligen. Zuvor war am Freitag ein Kurdenmarsch von Stuttgart nach Straßburg wegen Ausschreitungen auf der deutschen Seite gestoppt worden, hauptsächlich nach gewalttätigen Auseinandersetzungen in Rastatt. Dort kam es zu Zwischenfällen zwischen Kurden und rechtsgerichteten Türken.
Die Wurzeln des Konflikts reichen bis ins Jahr 1984 zurück. Damals hatten kurdische Aufständische im Südosten der Türkei einen Kampf um größere Autonomierechte begonnen. In dem Konflikt wurden seitdem etwa 45.000 Menschen getötet.
AR/rb (afp/dpa)