CES: Das sind die Trends
4. Januar 2016Volkswagen, General Motors, Tesla, Ford - man könnte meinen, die CES sei eine Automesse. Ist sie aber nicht. Doch Autos sind inzwischen ein zentraler Schwerpunkt der weltgrößten Fachmesse für Unterhaltungselektronik geworden, die vom sechsten bis zum neunten Januar in Las Vegas stattfindet.
Wie immer lassen die Hersteller durch vage Andeutungen nur vermuten, welche Neuheiten und Ideen sie auf der Messe präsentieren werden. Dieses Jahr sollen vor allem Elektroautos im Mittelpunkt stehen. Erwartet wird, dass General Motors die produktionsreife Version ihres kleineren und günstigeren Chevy Bolt enthüllt. Und über VW wird spekuliert, dass es eine mit Strom fahrende Neuauflage des legendären VW-Busses geben wird. Außerdem will der von einem chinesischen Milliardär finanzierte Tesla-Herausforderer Faraday Future einen ersten Blick auf sein Fahrzeug erlauben, das bereits im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll.
"Durch Elektroautos und autonomes Fahren stellen die Menschen wieder ganz andere Ansprüche an die Fahrzeuge", sagt Volker Zota, Ressortleiter des Bereichs Software und Medien der Fachzeitschrift c't, im Gespräch mit der DW. "Autos sind nicht mehr bloß etwas, in das man Benzin kippt und das dann fährt, sondern es geht immer stärker in Richtung High-Tech. Seit rund zehn Jahren entwickeln sie sich mehr und mehr zu fahrenden Computern." Zuletzt gab es Medienberichte, dass der Internetkonzern Google und der Autobauer Ford auf der CES eine Partnerschaft bei selbstfahrenden Autos bekannt geben wollen.
Sagt der Fernseher zur Kaffeemaschine…
Der Trend, dass sich das Internet in alle Bereiche des Lebens drängt, wird auch auf der diesjährigen Messe weitergeschrieben werden. In Las Vegas werden wieder hunderte Geräte zu sehen sein, die sich miteinander und mit dem Internet verbinden lassen. Hier versuchen nun auch, Hersteller von Unterhaltungselektronik auf den Zug aufzuspringen. Samsung etwa will die CES nutzen, um bei der Heimvernetzung das TV-Gerät in den Mittelpunkt zu rücken: Der südkoreanische Konzern kündigte an, dass alle seine neuen Fernseher mit Ultra-HD-Auflösung auch als Schaltzentrale für das vernetze Zuhause eingesetzt werden können.
"Zukünftig könnte dann der Fernseher der Kaffeemaschine mitteilen, dass ich den Film gleich zu Ende geguckt habe, damit die schon einmal das Wasser erhitzt", sagt ct-Mann Zota. Die Hersteller setzen dabei alle auf Cloud-Dienste, was Datenschützern ein Dorn im Auge ist. "Cloud-Dienste haben sich im vergangenen Jahr besonders dadurch hervorgetan, dass sie löchrig sind wie ein Schweizer Käse", so Zota. "Die Herausforderung wird sein, Lösungen anzubieten, die die Vernetzung für mich in meinem Haus ermöglichen, aber die Daten nicht über das Internet dem Hersteller oder anderen zugänglich machen."
Flacher, schärfer, virtueller
In den vergangenen Jahren fanden so genannte Wearables, also kleine Computer, die man direkt am Körper trägt, wie zum Beispiel Fitness-Tracker oder auch die Apple Watch, viel Beachtung auf der CES. In diesem Jahr will Samsung einen smarten Gürtel aus seinem Innovationslabor Creative Labs zeigen, der unter anderem die gemachten Schritte zählt und die im Sitzen verbrachte Zeit misst.
Und auch die klassische Unterhaltungselektronik wird bei der CES nicht zu kurz kommen: Branchenexperten hoffen, dass VR-Brillen, mit denen Nutzer in virtuelle Welten - VR steht für Virtual Reality - eintauchen können, endlich aus dem Entwicklungsstadium kommen - 2016 soll es erste Markttests geben. Viele warten außerdem auf Notebooks und Fernseher mit OLED-Displays. Durch organische Leuchtdioden sollen die Displays flacher und stromsparender werden und die Bilder schärfer und kontrastreicher. Der südkoreanische Branchenriese LG kündigte bereits neue Fernsehgeräte an, die mehr Kontrast und Farb-Vielfalt durch die bislang vor allem bei Fotos bekannte HDR-Technologie (High Dynamic Range) bieten sollen.
Impulse für das neue Jahr
Biegbare Displays, lernfähige Messenger-Dienste oder Drohnen, die sich automatisch von verbotenen Zonen wie Flughäfen fernhalten: Auf der CES präsentieren Unternehmen innovative Ideen und Konzepte, die vielleicht den Trend für die nächsten Jahre vorgeben - oder die möglicherweise nie auf den Markt kommen werden. "Für die Branche hat die Messe einen sehr große Bedeutung", sagt Volker Zota vom c't-Magazin. "Auf der CES erhofft sich die Unterhaltungselektronikindustrie und mittlerweile auch die Automobilbranche Impulse für das gesamte Jahr."
Dass die Messe mittlerweile ein so breites Themenspektrum abdeckt, hat einen ungewollten Nebeneffekt: Las Vegas platzt aus allen Nähten. Die CES passt nicht mehr auf das Messe-Gelände und belegt deswegen auch Konferenzflächen in diversen Hotels. Das sorgt für Staus auf den Straßen und Schlangen an den öffentlichen Verkehrsmitteln. Schon 2015 hatte es einen Zuwachs um elf Prozent gegeben. Durch eine strengere Auswahl soll in diesem Jahr die Zahl der Fachbesucher auf maximal 170.000 gedrückt werden.