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Telekom-Chef hat gut lachen

Henrik Böhme25. Februar 2016

Die Deutsche Telekom erntet die Früchte eines harten Umbauprozesses. Die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahrs ist goldgerändert, der Ausblick positiv. Doch der Erfolg ruht auf zu wenigen Säulen.

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Deutschland Timotheus Höttges Deutsche Telekom AG
Bild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Interview mit Telekom-CEO Tim Höttges

Erfolgreiche Manager, zumal in der IT-Branche, zeigen sich ja gerne im T-Shirt - oder zumindest ohne Krawatte. Auch Tim Höttges, der Chef der Deutschen Telekom, gehört seit einiger Zeit dazu, zum Beispiel vor ein paar Tagen auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Aber an diesem Donnerstag in der Bonner Konzernzentrale, wo Höttges den aktuellen Geschäftsbericht vorstellte, da war dann doch wieder die steife Krawatte angesagt, in der Unternehmensfarbe Magenta. Dabei hätte der hochgewachsene Manager durchaus allen Grund, locker aufzutreten. Denn die Zahlen, die er präsentierte, können sich sehen lassen. "Ich habe heute Aktien gekauft!", das immerhin verkündete Höttges mit einem zufriedenen Lächeln. Und: "2014 war gut, 2015 besser, 2016 könnte so weiter gehen." Es sind die Jahre, seit der frühere Finanzchef den Posten des Vorstandschefs bekleidet.

"Zentrum der Digitalisierung"

Bei allen wichtigen Kennzahlen konnte die Telekom zweistellig zulegen. So beim Umsatz, der um 10,5 Prozent auf knapp über 69 Milliarden Euro gesteigert wurde. Ein Plus von über 13 Prozent steht beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zu Buche, es liegt jetzt bei 19,9 Milliarden Euro. Das füllt die Kriegskasse, der sogenannte Free Cashflow beträgt jetzt 4,5 Milliarden Euro. Und worauf Höttges besonders stolz ist, das ist die hohe Investitionsrate: Knapp elf Milliarden Euro, das sind über 15 Prozent vom Umsatz, hat die Telekom im vergangenen Jahr in den Netzausbau und in neue Technologien gesteckt. Und weil man "das Zentrum der Digitalisierung", so Höttges, bleiben wolle, wird auch im laufenden Jahr in dieser Höhe investiert.

Das Netz ist alles

Denn das Netz, so der Konzernchef, sei das alles Entscheidende für die vielen neuen Anwendungen, die er gerade erst in Barcelona wieder bestaunen konnte. "Ich könnte eine Stunde darüber reden", schwärmte er, und stellte dann die Frage: "Würden Sie sich für 1500 Dollar eine VR-Brille kaufen, wenn es kein schnelles Datennetz gäbe?" Natürlich nicht, gab Höttges gleich selbst die Antwort. Die Basis sei das Netz, und das beste Netz habe in Deutschland nun mal die Deutsche Telekom, gab der Chef den besten PR-Mann seines Unternehmens.

Deutschland Bonn Timotheus Höttges Deutsche Telekom AG
Tim Höttges mit einem Mini-Beamer, entstanden in Kooperation mit SK Telecom aus SüdkoreaBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Aber weil das Netz noch so gut sein kann, aber eben doch eine eher langweilige Sache ist, präsentierte er auch ein neues Gadget, das aus einer Kooperation mit der südkoreanischen SK Telecom stammt: Einen Mini-Beamer, der drahtlos mit dem Smartphone verbunden, Fotos und Videos in HD-Qualität an die nächstbeste weiße Wand bringt. "Vieles können wir selbst, aber für manches braucht man eben gute Partner", so Höttges.

Der amerikanische Zauberer

Einen großen Anteil am guten Konzernergebnis hat freilich auch das US-Geschäft. Was einst ein Milliardengrab war, entpuppt sich mittlerweile als wahre Geldmaschine. Das liegt zum einen an den massiven Investitionen ins Mobilfunk-Netz, vor allem aber am Chef des US-Geschäfts, John Legere. Dessen ungewöhnliche Auftritte und Verkaufsmethoden bescherten so manchem im eher beschaulichen Bonn schlaflose Nächte.

John Legere
Paradiesvogel und begnadeter Verkäufer: John Legere, Chef von T-Mobile USABild: Getty Images/D.Becker

Aber der aggressive Verkäufer, der mit über zwei Millionen Followern auf Twitter für seine Kunden jederzeit erreichbar ist, hat der Konkurrenz in den USA mittlerweile das Fürchten gelehrt. Die Telekom ist mittlerweile wieder die Nummer Drei im US-Markt. "Das hat einfach eine neue Qualität", schwärmt Höttges von seinem US-Kollegen. "Ich finde die Entmystifizierung des CEO´s absolut sympathisch." Flachere Hierarchien seien definitiv wünschenswert.

Geschenk an den Finanzminister

Freilich fragen sich Beobachter, ob Höttges und seine Telekom den Schwung beibehalten können. Denn niemand kann garantieren, dass die Erfolgsgeschichte in den USA so weiter geht. Zudem hat sich auch der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro sehr positiv auf die Geschäfte ausgewirkt. Für den Heimatmarkt Deutschland sowie in Europa hingegen spricht Höttges lieber nur von einer "stabilen Entwicklung". Das Wort "Stagnation" vermeidet er. Dafür hat das Unternehmen dann aber noch eine gute Nachricht für seine Aktionäre: Die Dividende für 2015 wird angehoben. Betrug sie im Jahr davor noch 50 Eurocent, so sollen es für das abgelaufene Jahr 55 Cent sein. Das wird den Bundesfinanzminister freuen: Denn schließlich ist der Bund mit 32 Prozent der größte Aktionär des einstigen Staatsmonopolisten.