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Telekom, Huawei und der 5G-Ausbau

Mischa Ehrhardt
17. Juni 2020

Die 5G-Technik soll den mobilen Datenverkehr auf eine neue Stufe katapultieren. Dabei spielt auch Huawei eine Rolle. Der Einsatz der chinesischen Technik ist nach wie vor umstritten, womöglich aber unerlässlich.

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Zusammenarbeit: Core Network Joint Innovation Center der Deutschen Telekom und Huawei in Bonn
Bild: DW

Kein Bild, kein Ton - wir kommen schon. Diesen Satz aus längst vergessenen Service-Zeiten hätten sich viele Telekom-Mobilfunkkunden in der Nacht zum Dienstag gewünscht. Da nämlich fielen zeitweise die Verbindungen des Branchenführers aus. Der Chef Bonner des Telekommunikations-Riesen, Timotheus Höttges, erklärte das mit einem nächtlichen Ausfall der Infrastruktur. "Das hängt damit zusammen, dass wir gerade aktiv das Netz umbauen." Spätestens jetzt ist klar: Es ging um die Umrüstung von Teilen des Netzes in Richtung des neuen Mobilfunkstandards 5G.

Denn ab Mittwoch könnten theoretisch Millionen Menschen landesweit ganz oder teilweise in den Genuss von 5G-Datenübertragungen für ihre Smartphones kommen. Bisher war das nur in Testgebieten möglich. Vorausgesetzt natürlich, die Geräte sind 5G-fähig. Beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards will der Konzern nun mächtig aufs Gas drücken. "Ab heute versorgen wir 16 Millionen Menschen in Deutschland mit 5G, das sind 20 Prozent der Bevölkerung", sagt Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. "Ab Mitte Juli dann bereits die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands". Das sei schneller als geplant.

Vom Reden und vom Handeln

Um Kunden und jenen, die es werden wollen, die neue Technik schmackhaft zu machen, startet pünktlich zum Tag der Telekom-Aktionärsversammlung am kommenden Freitag eine massive Werbekampagne, die für die Vorteile des neuen Standards wirbt und offenkundig auch die Marktführerschaft der Telekom unterstreichen und ausbauen soll. "Während andere reden und viel geredet haben, haben wir uns hingesetzt und die Arme hochgekrempelt und das Netz gebaut; in Corona-Zeiten über die vergangenen Wochen, Monate und sogar Jahre hinweg. Und jetzt ernten wir die Früchte dieser Arbeit."

Telekom-Chef Tim Höttges: Beim Thema Huawei und 5G eher nicht so drauf wie hier auf dem Bild
Telekom-Chef Tim Höttges: Beim Thema Huawei und 5G eher nicht so drauf wie hier auf dem BildBild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Soweit der Plan. Denn an der Umrüstung der herkömmlichen Sendemasten auf die neue Technologiestufe ist als Zulieferer der Telekom und anderer Telekommunikationskonzerne auch  der chinesische Technologiekonzern Huawei beteiligt. Der ist umstritten, befürchten Kritiker hierdurch ein mögliches Einfallstor für Spionage aus Peking. Vor allem die USA wirken darauf hin, Huawei aus dem Aufbau der 5G-Netze heraus zu halten; unter anderem mit Sanktionen gegen das Unternehmen.

Was wird nun mit Huawei?

In einem internen Papier spricht die Telekom nun von einem Milliardenschaden, wie an diesem Mittwoch das Handelsblatt berichtete. Demnach rechnet der Konzern mit Kosten von mindestens drei Milliarden Euro, sollte sich die Bundesregierung gegen den Einsatz chinesischer Mobilfunktechnologie stellen.

Dirk Wössner vermied auf Nachfrage am Mittwoch eine direkte Antwort auf die Frage, wie stark ein Ausschluss von Huawei die Telekom bei ihren 5G-Ausbauplänen zurückwerfen würde. "Das Netz besteht aus vielen Komponenten von verschiedensten Herstellern. Und es wird ja nicht ein kompletter Huawei-Bann in allen Komponenten diskutiert. Und wir haben bereits gesagt, dass wir in unseren Kernnetzen auf die chinesischen Hersteller verzichten werden."

Sieht nicht topmodern aus, ist es aber: Huawei 5G Basisstationen in Shanghai
Sieht nicht topmodern aus, ist es aber: Huawei 5G Basisstationen in ShanghaiBild: picture-alliance/dpa/Zhouyou

Die Regierungskoalition in Berlin streitet seit langem über die Beteiligung von Huawei am 5G-Ausbau. Die SPD will Anbieter aus Ländern ohne rechtsstaatliche Kontrollen sicherheitshalber ausschließen. Kanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) sträuben sich bislang dagegen. Sie fürchten Ärger mit China und Nachteile für die deutsche Wirtschaft.

Branchenexperten befürchten zudem, dass ein Ausbau ohne Huawei deutlich länger dauern würde und auch höhere Kosten mit sich bringt. Die Deutsche Telekom müsste dabei nicht nur auf andere Ausrüster zurückgreifen. Sie müsste dann konsequenterweise auch bereits verbaute Technik an kritischen Stellen wieder entfernen, was auch das derzeitige 4G-Netz (LTE) treffen würde. Dieser Prozess könnte laut Aussage des internen Papiers bis zu fünf Jahre lang dauern. Aus der Bundesnetzagentur schließlich heißt es, dass kein Ausrüster spezifisch ausgeschlossen werden soll. Es müssten aber hohe Sicherheitsanforderungen eingehalten werden.