Telemedizin auf der CeBIT
3. März 2011Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, John Dalli, auf der CeBIT in Hannover eine Messe in der Messe eröffnet: Auf der TeleHealth in der Halle 8 präsentieren Hersteller, Dienstleister und IT-Unternehmen Produkte, Konzepte und Lösungen aus der Welt der IT-gestützten Medizin. "Ich bin überzeugt, dass eHealth, also ein IT-gestütztes Gesundheitswesen, eine tragende Säule unserer zukünftigen Entwicklung in Europa sein wird", sagt John Dalli. Er will die Regierungen der Union ermutigen, die Telemedizin und die Vernetzung von Arzt und Patient stärker zu fördern - nicht nur, weil das nach seiner Überzeugung Zeit und Kosten spart, sondern weil sich damit auch Patienten Expertenwissen über Grenzen hinweg erschließen können.
Natürlich sind auch die ganz großen Namen in der IT-Welt in Sachen Gesundheit unterwegs, zum Beispiel IBM. "Wir arbeiten wir mit Firmen wie Roche zusammen an der Genom-Sequenzierung", sagt Martin Jetter, Chef von IBM Deutschland. "Wir wollen sie erschwinglich machen, so dass letztlich eine personifizierte Medizin entwickelt werden kann." Zudem seien IBM-Maschinen in der Lage, Riesendatenmengen im Gesundheitswesen zu speichern und zu analysieren.
Gesundheitsdaten im Netz…
In der Halle 8 auf der TeleHealth sind allerdings nicht die ganz großen Namen vertreten, sondern die Spezialisten im Gesundheitssektor. So hat sich die CompuGroup Medical aus Koblenz die Vernetzung aller am Gesundheitswesen Beteiligten auf die Fahnen geschrieben. "Unser Ziel ist sychronizing healthcare, das heißt, wir wollen für den Patienten, für die Ärzte, für die Leistungserbringer immer die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort haben", sagt Thomas Wanka von der CompuGroup Medical AG. Ihre Software läuft weltweit in rund 380 000 Arztpraxen, das Unternehmen hat im vergangenen Jahr mit rund 3 300 Mitarbeitern etwa 313 Millionen Euro erwirtschaftet.
Auf der CeBIT propagiert das Unternehmen unter anderem die persönliche Gesundheitsakte - nicht zu verwechseln mit der Gesundheitskarte. Die persönliche Gesundheitsakte soll den Ablauf der ärztlichen Behandlung optimieren und "Patienten und gesundheitsbewusste Menschen aktiv in ihren Gesundheits- und Behandlungsprozess einbinden", wie es in einem Werbeprospekt heißt. Obwohl die Deutschen sehr große Vorbehalte haben, ihre persönlichen Daten im Netz zu hinterlegen, glaubt Thomas Wanka an den Erfolg dieses Angebots: "Wir stellen fest, dass die Motivation bei den gesundheitsbewussten Menschen sehr hoch ist. Wir wissen zum Beispiel, dass es allein zum Thema Rücken, Rückenschmerzen, Rückentraining, Rückengymnastik - allein zu dieser Themenwolke über 16 Millionen Suchanfragen in Deutschland gibt - pro Monat."
…stoßen auf Vorbehalte
Doch das Interesse an medizinischen Themen im Netz garantiert noch nicht, dass der Patient mitspielt und im Internet eine eigene Gesundheitsakte anlegt. Deshalb betont Thomas Wanka, sein Unternehmen nehme das Thema Datenschutz und Datensicherheit sehr ernst. Der TÜV habe die Sicherheit der mehrfach verschlüsselten Informationen geprüft, der Patient sei der Eigentümer der Gesundheitsakte und habe die volle Datenhoheit, er allein verwalte die Zugriffsrechte für seine Ärzte, und ein Zugriff auf die Daten durch Unbefugte sei technisch unmöglich.
Autor: Rolf Wenkel, Hannover
Redaktion: Klaus Ulrich