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Tennis: Macht der Belag den Unterschied?

12. Januar 2023

Drei Bodenbeläge unterscheidet die Tenniswelt: gespielt wird auf Sand-, Rasen- oder Hartplätzen, wie jetzt bei den Australian Open. Doch auf welchem Belag ist für Amateure wie Profis die Verletzungsgefahr am höchsten?

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Australian Open Finale | Daniil Medvedev gegen Rafael Nadal
Hohe Belastung für den Körper: Daniil Medwedew auf dem Hartplatz in Melbourne 2022Bild: PAUL CROCK/AFP

Wer Tennis nicht regelmäßig verfolgt und nur gelegentlich Profis im TV sieht oder Bekannte auf der heimischen Tennisanlage vor Ort begleitet, der wird sich schon gewundert haben, weshalb dieser Sport auf unterschiedlichen Untergründen gespielt wird. Rote Asche, Hardcourts, Rasen sind die Bodenbeläge, auf den Profis aber auch Amateure ihrer Leidenschaft in erster Linie nachgehen. 

"Tennis ist ja mal auf Rasen gestartet", sagt Philipp Born, Tennis-Fachmann am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten bei der Deutschen Sporthochschule in Köln. In den 1870er Jahren wurde in Großbritannien das Rasentennis erfunden, das sich dann über die Welt ausbreitete. Doch das ist lange her. Mittlerweile ist der Hartplatz der weltweit am meisten gespielte Untergrund. Rund zwei Drittel aller Profi-Tennis-Events werden auf dem harten Untergrund ausgespielt. Bei den Australian Open (16. bis 29.01.) und den US Open wird auf Hartplatz, in Wimbledon auf Rasen, bei den French Open auf roter Asche gespielt. Aber welchen Einfluss haben diese Bodenbeläge auf die Gesundheit und die Verletzungsanfälligkeit der Spieler? 

Man muss unterscheiden zwischen akuter und chronischer Verletzung. "Bei den akuten Verletzungen ist Tennis grundsätzlich ein recht verletzungsarmer Sport, weil es keinen direkten Gegnerkontakt gibt", sagt Born. Zerrungen, Muskelfaserrisse, Bänderverletzungen sind typische körperliche Beeinträchtigungen. Das seien die häufigsten gesundheitlichen Probleme, die akut auftreten können. "Die Gelenke sind beim Tennis insgesamt stark belastet und damit auch verletzungsanfällig", sagt Sportwissenschaftler Born. 

Der Hardcourt

Serena Williams schlägt aus der Hinteransicht auf und trifft den Ball über dem Kopf
Serena Williams schlägt bei den US Open auf Hardcourt aufBild: Charles Krupa/AP Photo/picture alliance

Die Beschaffenheit eines Hardcourts, der ja eher stumpf ist, kann Verspannungen der Muskulatur im gesamten Rücken, im unteren Rücken, in der Wirbelsäule verursachen. Grund dafür sind die häufigen Start-Stopp-Bewegungen auf relativ hartem Untergrund, die es im Tennis dauerhaft gibt.  "Die Profis schaffen es, diese Probleme ein wenig zu umgehen, indem es ihnen zunehmend gelingt, auch auf Hardcourts zu rutschen. Das schaffen wahrscheinlich 99 Prozent der Tennisspieler auf der Welt nicht, was eine höhere Belastung des Körpers mit sich bringt", sagt Born. 

Und die Spieler müssen ihr Eigengewicht in allen Richtungen immer wieder auffangen. Es gibt ständige Sprung- und Landebewegungen, die die Gelenke im ganzen Körper stark beanspruchen. Rafael Nadal ist einer der Leidtragenden dieses Untergrunds. Er liebe es zwar auf Hartplatz zu spielen, sein Körper hingegen weniger. Heftige Schmerzen - unter anderem in den Knien - plagen ihn, wenn er darauf mehrere Matches spielen muss. "Es wäre besser, in 15 bis 20 Jahren eine Lösung zu finden und auf weicheren Belägen zu spielen", sagte der spanische Superstar unlängst.

Grundsätzlich sind die Hartplätze aber nicht mehr die, die sie ursprünglich mal waren. "Früher gab es tatsächlich knallharte Betonplätze, auf denen gespielt wird. Vor allem in den USA, wo es immer noch Publikums-offene Betonplätze gibt", sagt Born.

Hartplatz sei inzwischen jedoch ein Überbegriff für verschiedenste Gummimischungen, die auf die Plätze ausgebreitet werden. "Die Beläge bei den Turnieren sind nicht mehr so hart wie sie mal waren", so Born. Der große Vorteil: Die Hartplatz-Courts sind sehr pflegeleicht und die Spieleigenschaften sind immer gleich. 

Der Asche-Platz

Alexander Zverev liegt auf dem Rücken auf der Asche und krümmt sich vor schmerzen mit angezogenen Beinen
Alexander Zverev zieht sich im Halbfinale der French Open gegen Rafael Nadal einen dreifachen Bänderriss zuBild: Thibault Camus/AP Photo/picture alliance

Der Tennenplatz, auch Sand- oder Ascheplatz genannt, wird aus Ziegelmehl hergestellt. Auf dem Sandplatz ist es möglich zu Rutschen, was gelenkschonender ist -  weil der Spieler nicht abrupt stoppt, sondern die Bewegung ausgleiten kann und das gesamte Körpergewicht nicht auf einmal abgefangen werden muss. Dabei gibt es allerdings auch die Gefahr, dass der Spieler dabei umknickt. Ein unerfreuliches Beispiel dafür ist die schwere Verletzung von Alexander Zverev, der bei den French Open 2022 im Halbfinal-Match gegen Rafael Nadal im Sand hängen geblieben ist und sich dabei alle drei Bänder im rechten Fuß gerissen hat.

Die Asche-Plätze speziell auf der Anlage in Roland Garros sind sehr hart und werden mit sehr feinkörnigem, mehligem Sand ausgestattet, wodurch die Bälle höher abspringen und noch schneller sind als auf handelsüblichen Sandplätzen. Aber: Auch auf weicheren, mit grobkörnigeren Sand ausgestatteten Courts kann man schnell mal hängen bleiben und umknicken. "Es gibt eine gewisse Unkontrollierbarkeit auf Sand durch Unebenheiten und nicht fest verbundene Stellen auf dem Court", so Born.

Und: Das Rutschen kann sogar Profispieler überfordern, die in ihrer Jugend nie auf Ascheplätzen trainiert haben. So haben etwa Serena Williams oder auch Maria Scharapowa - beide mehrfache Gewinnerinnen der French Open - vor der Ascheplatz-Saison stets einige spezielle Trainingseinheiten absolviert. Dabei haben sie die richtige Annäherung an den Ball mithilfe des Rutschens stundenlang trainiert. "Die French Open, so sagen die Profis, sind jedenfalls das am härtesten zu gewinnende Turnier, weil die Ballwechsel länger und damit kraftraubender sind", so Born. 

Der Rasen-Platz

Der Australier Nick Kyrgios läuft ans Netz und spielt einen Vorhand-Halbflugball
Der Wimbledon-Rasen ist weltberühmt und wird gehegt und gepflegtBild: Adrian Dennis/AFP/Getty Images

"Der Untergrund Rasen ist in der Tenniswelt fast zu vernachlässigen, weil kaum darauf gespielt wird", sagt Sportwissenschaftler Born. Bei den Profis gibt es nur eine sehr kurze Saison - lediglich ein paar Wochen inklusive Wimbledon. Aber auch für Amateure gibt es hin und wieder die Gelegenheit, sich auf den Halmen auszuprobieren.

Der Rasen kann zwar ab und an rutschig sein, ist aber ein grundsätzlich weicher Untergrund, der eher gelenkschonender ist. Doch wenn die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist, kann auch das satte Grün seine Tücken haben. Eigentlich die einzige Gefahr für die Gesundheit der Sportler, die der Rasen mit sich bringt.

"Man muss sich hier sehr, sehr vorsichtig bewegen. Wenn man in den falschen Momenten zu viel Druck ausübt, geht man zu Boden", sagte der Schweizer Superstar Roger Federer im Jahr 2021, als der Wimbledon-Rasen einige glatte Stellen aufgrund der "nassen" Umstände aufzuweisen hatte. Serena Williams etwa rutschte in dem Jahr weg und brach schon früh im Turnier ab. Auch der Franzose Adrian Mannarino musste gegen Roger Federer nach einer ähnlichen Szene wie bei Williams aufgeben. Auch der Serbe Novak Djokovic rutschte auf dem Rasen weg. 

Fazit

"Der Hartplatz ist derjenige Untergrund, der die größte Belastung für das Gelenk- und Knochensystem durch die harten Impacts hervorruft", sagt Sportwissenschaftler Born. Aber: Insgesamt würden sich die unterschiedlichen Untergründe in Sachen Verletzungsgefahr nicht sonderlich unterscheiden.

Wenn sich jemand verletzt, habe es sehr häufig ursächlich eher damit zu tun - egal ob Anfänger-, Profi- oder Amateur - dass Müdigkeit im Spiel ist. Das jeweilige Körpersystem, dass gerade besonders beansprucht werde, werde dann überlastet und das schwächste Glied gebe in der Folge nach. Und Unfälle, die auch hin und wieder passieren beim Tennis, seien zumeist völlig unabhängig vom jeweiligen Bodenbelag.

Es gibt demnach keinen Bodenbelag, auf dem besondere Vorsicht geboten wäre.