Tesla: Kündigungen im Engpass
13. Juni 2018"Höllische Momente" habe er hinter sich, bekannte Tesla-Chef Elon Musk letzte Woche, als er über die Schwierigkeiten mit dem neuen Model 3 sprach. Solche Momente dürfte nun auch fast jeder zehnte seiner rund 37.500 Mitarbeiter erleben: Sie müssen das Unternehmen nämlich verlassen. Noch in dieser Woche werden die Kündigungen verschickt.
Laut Musk betreffen die Kündigungen insbesondere doppelt besetzte und überflüssig gewordene Jobs, die während des rasanten Wachstums der vergangenen Jahre entstanden seien. Stellen in der Produktion würden nicht gestrichen, die Fertigung des Model 3 bleibe unberührt.
Batterien und Engpässe
Ob das mal stimmt? Derzeit werden von dem Mittelklassemodell 3 erst 3500 Stück pro Woche gebaut. Eigentlich sollten es seit Ende 2017 schon 5000 Exemplare sein. Ein Problem offenbar: die Batterieproduktion. Die werden im eigen Betrieb in Reno, im US-Bundesstaat Nevada gebaut - aber hier gibt es Engpässe. Auch hatte Musk jüngst eingeräumt, er habe einen zu hohen Automatisierungsgrad beim Autobau angepeilt - müsste eigentlich heißen: Wir brauchen mehr Arbeiter statt der eingeplanten Roboter.
Die Entscheidung sei "schwierig, aber notwendig", heißt es in der E-Mail an die Tesla-Kollegen, die Musk am Dienstag (Ortszeit) per Twitter teilte. Gewinn sei zwar für ihn und Tesla keine Motivation, so Musk. Aber ohne gehe es langfristig eben auch nicht: "Wir werden unsere Mission niemals erfüllen können, wenn wir nicht irgendwann demonstrieren, dass wir dauerhaft profitabel sein können".
Käufer mit kalten Füßen
Die "Mission" hatte er so beschrieben: "den Wandel der Welt zu nachhaltiger, sauberer Energie beschleunigen". Dabei werden nun ein paar bisherige Mitstreiter nicht mehr mitmachen. Um wie viele Kündigungen es genau geht, ist bislang nicht ganz klar.
Klar ist allerdings, dass Tesla in den 15 Jahren seines Bestehens nicht ein Geschäftsjahr mit Gewinn abgeschlossen hat. Das Minus im vergangenen Jahr lag bei fast zwei Milliarden Dollar. Angeblich verschlingt das Unternehmen derzeit jedes Quartal mehr als eine Milliarde Dollar, schätzt die "Neue Zürcher Zeitung".
Die Lage für Tesla wird nicht besser dadurch, dass etliche Autokäufer, die das Model 3 vorbestellt und dafür einen Vorschuss zu zahlen hatten, inzwischen offenbar kalte Füße bekommen. So vermeldete das US-Analyseportal Second Measure Anfang des Monats, 23 Prozent dieser Vorbestellungen seien wieder storniert worden. Die Anzahlung hätten die Interessenten zurückbekommen. Wie viele Bestellungen Tesla für das Mittelklasse-Elektro-Modell erhalten hat, weiß man nicht. Schätzungen sprechen von rund 500.000.
ar/hb (dpa, rtr – Archiv)