Test für die Demokratie - Wahlen in Togo
5. März 2010Präsident Faure Gnassingbé, der sich um eine Wiederwahl bemüht, ist der Sohn des ehemaligen Militärdiktators Gnassingbe Eyadema. Dieser hatte das westafrikanische Land 38 Jahre lang autokratisch geführt. Nach dem Tod des Diktators im Jahr 2005 ließ sich sein Sohn Faure wie in einer Erbdemokratie zum Präsidenten küren. Er trat danach zurück und gewann eine Präsidentenwahl, bei der es massiven Wahlbetrug gegeben haben soll. Bei Unruhen nach der Wahl waren mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen. Mit Schritten in Richtung Demokratie konnte der neue Machthaber sein Land trotzdem aus der außenpolitischen Isolation führen. Die EU zum Beispiel vertraut Faure Gnassingbé. Seit zwei Jahren zahlt sie wieder Entwicklungshilfe an Togo.
Sieben Kandidaten
Um das Präsidentenamt bewarben sich neben Gnassingbé sechs Oppositionskandidaten. Darunter sind der ehemalige Premierminister Yawovi Agboyo und als erste Frau, die Rechtsanwältin Brigitte Adjamagbo-Johnson. Als aussichtsreichster Herausforderer gilt allerdings Jean Pierre Fabre von der Union der Kräfte für einen Wandel (UFC). Der langjährige Oppositionsführer Gilchrist Olympio (73) war von der Wahlkommission aus Gesundheitsgründen nicht zugelassen worden. Gnassingbé hat seine Hochburg im ländlich geprägten Norden. Die Opposition kann dagegen in Lomé und im Süden des Landes mit einer deutlichen Mehrheit rechnen.
Proteste der Opposition
Vor der Präsidentenwahl in Togo hatten mehr als 15.000 Menschen friedlich gegen die Regierung von Amtsinhaber Faure Gnassingbé protestiert. «43 Jahre an der Macht sind genug», skandierten Demonstranten in der Hauptstadt Lomé. Sie forderten ein Ende der «Gnassingbé-Dynastie». Außerdem warfen sie der Regierung vor, auch in diesem Jahr die Wahlregister gefälscht zu haben. Die Opposition spricht deshalb von "Wahlen, deren Ergebnis schon vorher feststeht". Sie befürchtet, dass Faure Gnassingbé sich - mit allen Mitteln - durchsetzen wird.
Kleines Land, große Probleme
Das westafrikanische Togo liegt wirtschaftlich am Boden. Ein Drittel der rund 6,4 Millionen Einwohner des tropischen Agrarlandes muss mit weniger als 70 Euro-Cent am Tag auskommen. Die nur knapp 57 000 Quadratkilometer große Republik verfügt über die viertgrößten Phosphatvorkommen der Welt. Als Folge von Missmanagement sank die Jahresproduktion aber von 3,4 Millionen Tonnen 1997 auf 840 000 Tonnen im Jahr 2008. Die Baumwollproduktion fiel in diesem Zeitraum von 187 000 auf 42 000 Tonnen. Auch die Ergebnisse bei den wichtigen Exportgütern Kaffee und Kakao gingen stark zurück. Bis Ende des Ersten Weltkrieges war Togoland deutsche Kolonie, bis zur Unabhängigkeit 1960 stand es unter französischer Verwaltung.
Autorin: Klaudia Pape (dpa, afp, epd)