Teufelskreis Kinderarbeit
12. Juni 2015Die 6-jährige Aisha arbeitet auf dem Fischmarkt von Gao in Mali, der 10-jährige Santiago erntet Pfeffer auf dem Feld seiner Familie in Ecuador. Der 13-jährige Shindar ist mit seiner Familie vor dem Krieg in Syrien geflohen und arbeitet nun von morgens bis abends in einem Restaurant in Erbil.
Kinderschicksale aus aller Welt, die das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, in Fotos dokumentiert hat. Sie sind trotz internationaler Konventionen wie der UN-Kinderrechtskonvention oder jener der internationalen Arbeitsorganisation ILO noch immer sehr verbreitet. Dabei ist die Zahl der Kinderarbeiter in den letzten 15 Jahren Kinderarbeiter um ein Drittel gesunken, so das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen , von 246 auf 168 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren.
“Sie haben die Alternative entweder zu hungern oder eben zu versuchen, Geld zu verdienen“, sagt Iris Stolz, Referentin für Kinderrechte beim deutschen Kinderhilfswerk Terre des Hommes. Die Organisation ist in 33 Ländern tätig und unterstützt auch Projekte für Kinderarbeiter. So lange es extreme Armut gebe, so lange werde es auch nicht möglich sein, Kinderarbeit weltweit abzuschaffen.
Verbote alleine helfen nicht
Ausbeuterische Kinderarbeit, wie sie etwa die ILO-Konvention 182 ächtet, lehnt Iris Stolz ohne wenn und aber ab, doch man könne nicht pauschal alle Formen von Kinderarbeit abschaffen ohne auf die gesamte Lebenssituation der Kinder zu schauen:
“Das hängt immer von der Art der Arbeit ab, von der Dauer der Arbeit und von den Bedingungen, unter denen gearbeitet wird“, sagt sie und nennt ein Beispiel aus Thailand. Dort arbeiten viele Kinder in der Garnelenindustrie, pulen Krabben und Garnelen für den Weltmarkt doch:
“Wenn man es einfach nur verbietet, dann würden die großen Firmen, die einigermaßen reguliert sind, keine Kinder mehr einstellen“. Das Ergebnis wäre dann, dass die Kinder in den Subunternehmen landen, “wo sie noch weniger verdienen, wo die Arbeit noch gefährlicher ist, wo alles noch viel schwieriger ist“.
Harte Realität
Das UN Kinderhilfswerk UNICEF sieht das Problem ähnlich. Fast alle Staaten der Welt haben sich dazu verpflichtet, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2016 abzuschaffen. Erreicht werde das Ziel im nächsten Jahr wohl nicht, so Ninja Charbonneau von UNICEF Deutschland. Es ist noch ein weiter Weg, bis kein Kind mehr arbeiten muss, um seine Existenz oder die seiner Familie zu sichern:
"Wir müssen erst einmal anerkennen, dass Kinderarbeit eine Realität ist", sagt die Pressesprecherin. Erfreulich aber sei, so Charbonneau, , dass Kinderrechte und die Abschaffung von Kinderarbeit auch in den neuen nachhaltigen UN-Entwicklungszielen, den Sustainable Development Goals, kurz den SDGs, Eingang gefunden haben."Darin formuliert, zumindest nach jetzigem Stand, sind sehr ehrgeizige Ziele für die nächsten 15 Jahre, also bis zum Herbst 2030".
Zukunftshoffnung Kinder
Die SDGs sollen im September bei der UN-Versammlung in New York verabschiedet werden. Die formulierten Ziele wurden in jahrelanger Arbeit ausgehandelt und liegen als Entwurf vor, der im September zur Abstimmung kommen soll.
In diesem Entwurf ist vorgesehen, alle Formen von Kinderarbeit bis 2025 abzuschaffen Nicht durch Verbote allein, sondern durch Unterstützung und soziale Absicherung bedürftiger Familien - kurz durch Bekämpfung der Ursachen für Kinderarbeit.
"Wichtig ist, dass es existenzsichernde Löhne für Erwachsene gibt, denn so lange wie in Indien zum Beispiel Erwachsene drei Euro am Tag verdienen, sind Kinder gezwungen sehr früh mitzuarbeiten", sagt Iris Stolz von Terre des Hommes Deutschland.
Mit der Kinderarbeit entstehe so ein Teufelskreis aus Armut und Ausbeutung, der die nächste Generation in der extremen Armut festhält.