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GesellschaftAsien

Thailand legalisiert gleichgeschlechtliche Ehe

Emmy Sasipornkarn
22. Januar 2025

Nach Nepal und Taiwan gewährt nun auch Thailand mit einem neuen Gesetz gleichgeschlechtlichen Paaren dieselben Rechte. In den meisten Ländern der Region werden LGBTQ+ aber weiterhin vom Staat diskriminiert oder verfolgt.

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Thailand, Bangkok | LGBTIQ+ Massen-Anmeldung zur Eheschließung
(Archiv) Symbolische Eheschließung in Bangkok im Februar 2024, bevor das Gesetz über die Gleichstellung der Ehe in Kraft trittBild: Lauren DeCicca/Getty Images

Nach Nepal und Taiwan soll auch in Thailand ein neues Ehegesetz am Donnerstag (22.01.25) in Kraft treten. Darin wird gleichgeschlechtlichen Paaren die zivilrechtliche Gleichberechtigung gewährt. Der Kampf um die Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe hatte sich zuvor über Jahrzehnte hingezogen.

"Das neue Gesetz gibt uns Mut, in eine Zukunft der Gleichberechtigung zu blicken", sagen Plus und Gaye, ein lesbisches Paar, das ihre vollständigen Namen nicht nennen will.

Plus und Gaye leben seit fast 20 Jahren zusammen. Nun haben sie Anspruch auf steuerrechtliche Abzüge, medizinische Versorgung und Immobilienbesitz wie jedes andere Ehepaar. Das neue Gesetz gewährt der LGBTQ+-Gemeinschaft "grundlegende Menschenrechte", so Mookdapa Yangyuenpradorn von der Menschenrechtsorganisation Fortify Rights. Allerdings habe sie Zweifel, dass das Gesetz ordnungsgemäß umgesetzt werde.

«Ehe für alle» startet in Thailand
Gleichgeschlechtliche Paare feiern das neue Gesetz am 15.1.25 in BangkokBild: Jirasak jivawavatanawanit/AP/dpa/picture alliance

"Die Staatsbediensteten müssen noch informiert und geschult werden, um Alltagsdiskriminierung zu vermeiden, sei es bei der Eheschließung von Paaren, bei der Unterzeichnung von ärztlichen Einverständniserklärungen oder Adoptionspapieren", so Yangyuenpradorn.

Bezeichnend ist im neuen Gesetz, dass die geschlechtsspezifischen Begriffe wie Ehemänner oder Ehefrauen durch geschlechtsneutrale Begriffe ersetzt wurden. Nicht zusätzlich aufgenommen haben die Gesetzgeber allerdings das Wort "Eltern", um damit das bisherige "Vater und Mutter" zu ergänzen.

Thailand gilt seit Langem als Zufluchtsort der LGBTQ+-Gemeinde in der Region. Yangyuenpradorn bezweifelt jedoch, dass die Gesellschaft mit dem neuen Gesetz zur Gleichstellung der Ehe noch toleranter werden könne.

"Als das Gesetz zur Gleichstellung der Ehe in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, sagten einige, die gleichgeschlechtlichen Paare würden sich nur lieben dürfen und deswegen verdient hätten, in Ruhe gelassen zu werden", so Yangyuenpradorn. Wenn sich aber der Fokus auf Dinge richte wie ein Gesetz zur Geschlechtsanerkennung, der es Menschen ermöglichen würde, rechtliche Dokumente zu erhalten, die ihre Geschlechtsidentität widerspiegeln, dann wird deutlich, dass „transphobe Einstellungen immer noch existieren“.

Gleichgestellt? Transgender in Indien

Vietnam: tolerante Bevölkerung, konservative Gesetzgeber

In wie weit die gleichgeschlechtliche Ehe unterstützt oder abgelehnt wird, ist in den Staaten Südasiens ganz unterschiedlich. So ergab eine Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2023, dass 65 Prozent der Menschen in Vietnam dafür sind, gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung zu erlauben, mehr als irgendwo sonst in Südostasien.

Aber trotz dieser großen öffentlichen Unterstützung scheint Vietnam von einer gesetzlich verankerten gleichgeschlechtlichen Ehe noch weit entfernt zu sein. Noch bis 2022 definierte das Land Homosexualität, Bisexualität oder Transgender als "Krankheit".

Das derzeitige vietnamesische Ehe- und Familiengesetz wurde 2014 novelliert, um symbolische Hochzeiten gleichgeschlechtlicher Paare zu ermöglichen, die aber nicht gesetzlich anerkannt sind. Das Gesetz sollte 2024 oder 2025 überarbeitet werden. Im Gesetzgebungsplan des Parlaments war und ist dazu aber nichts zu finden.

Auch in Singapur haben die Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe noch einen langen juristischen Kampf vor sich. Im November 2022 hob das Parlament zwar ein Gesetz auf, das Sex zwischen Männern unter Strafe stellte. Zeitgleich änderten die Gesetzgeber auch auch die Verfassung, um die vollständige Gleichstellung der Ehe zu verhindern.

Der Kampf einer iranischen LGBTQ-Aktivistin in Deutschland

LGBTQ+ und der Islam

Die Unterstützung für die gleichgeschlechtliche Ehe ist in den mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern wie Malaysia und Indonesien am geringsten. Nur 17 beziehungsweise fünf Prozent der Befragten sind dafür. Laut Pew Research Center zeigten die Muslime die geringste Unterstützung für die gleichgeschlechtliche Ehe - und zwar in allen untersuchten Ländern und im Vergleich mit allen anderen religiösen Gruppen.

Hier sind die LGBTQ+-Gemeinschaften mit verschiedenen Problemen konfrontiert. So sind gleichgeschlechtliche Beziehungen in Indonesien, dem Land mit der größten muslimischen Bevölkerung, zwar nicht verboten, außer in der Provinz Aceh, wo die strenge Auslegung des Korans, die Scharia, gilt.

"In der muslimischen Gemeinschaft in Indonesien können gleichgeschlechtliche Paare ein verdecktes Liebesleben führen, vorausgesetzt, sie sind besonders vorsichtig", sagte Dede Oetomo, LGBTQ+-Aktivist im Interview mit der DW.

Aber allgemein habe diese Menschengruppe enorme Schwierigkeiten. "Von Zeit zu Zeit gibt es Meldungen über Razzien bei Schwulentreffen oder die Verfolgung von Einzelpersonen durch Familien- oder Gemeindemitglieder, manchmal auch durch staatliche Strafverfolgungsbehörden", sagt Oetomo.

Aber es gebe Grund zur Hoffnung, da sich immer mehr religiöse Führer mit der LGBTQ+-Gemeinde solidarisieren würden, sagt Oetomo. In einigen ostindonesischen Städten wie Ambon und Kupang seien bereits lokale Antidiskriminierungsverordnungen erlassen worden, die die Rechte dieser Minderheit schützen.

Philippinen | Pride march -  Hände berühren sich
(Archiv) Pride Demo in Manila 2018Bild: TED ALJIBE/AFP/Getty Images

Im Nachbarland Malaysia dagegen ist Homosexualität gesetzlich verboten - es drohen 20 Jahre Gefängnis. 2023 erklärte Premierminister Anwar Ibrahim, Malaysia werde die Rechte von LGBTQ+ niemals anerkennen.

In Brunei droht Schwulen und Lesben die Todesstrafe. 2019 führte Brunei neue Gesetze ein, nach denen Sex zwischen Männern die Steinigung zur Folge haben könnte. Nach internationalen Protesten wurden diese Gesetze ausgesetzt.

Auf den Philippinen haben die regionalen Behörden eine Reihe lokaler Maßnahmen zum Schutz von LGBTQ+-Gemeinden vor Diskriminierung verabschiedet. Auf der staatlichen Ebene blockiert das Parlament jedoch ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und des Geschlechtsausdrucks. Darüber debattiert das Parlament seit mehr als 20 Jahren.

Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan