Erhöhte Sicherheit im Thalys
23. August 2015Französische Sicherheitskräfte sind bereits in Thalys-Zügen im Einsatz. Belgische und niederländische Polizisten sollen sie nach Angaben der belgischen Bahngesellschaft SNCB möglicherweise unterstützen. Außerdem werden an den Bahnsteigen in Brüssel, wo die Schnellzüge halten, Polizeikräfte eingesetzt.
Am Freitag war ein 25-jähriger Mann schwerbewaffnet in Brüssel in den Thalys von Amsterdam nach Paris eingestiegen. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, der Täter habe mit einem Schnellfeuergewehr über der Schulter die Zugtoilette verlassen. Als ein französischer Passagier ihn aufzuhalten versuchte, gab der Angreifer mehrere Schüsse ab. Dabei wurde ein Fahrgast getroffen.
Verletzter US-Soldat aus Krankenhaus entlassen
Anschließend überwältigten zwei US-Soldaten sowie ein mit ihnen befreundete US-Student den Mann. Insgesamt sollen fünf Fahrgäste an der Aktion gegen den Schützen beteiligt gewesen sein - neben den genannten hatte sich auch ein britischer Geschäftsmann eingesetzt.
Einer der beiden US-Soldaten, Spencer Stone, hätte fast seinen Daumen verloren, weil der Verdächtige ihn mit einem Messer angriff. Nach einer erfolgreichen Operation in der Klinik in Lille, wurde er nun entlassen, hieß es aus ärztlichen Quellen.
Einladung in den Elysée-Palast
Frankreichs Präsident François Hollande dankte US-Präsident Barack Obama in einem Telefonat für das "vorbildliche Verhalten" der jungen Amerikaner. Hollande will die als Helden gefeierten Passagiere am Montagmorgen im Elysée-Palast empfangen, hieß es aus seinem Umfeld. Neben den US-Bürgern ist auch der 62-jährige Brite und ein junger Franzose eingeladen.
Am Abend telefonierte US-Präsident Barack Obama mit den drei US-Bürgern. Er habe Stone, Aleksander Skarlatos und Anthony Sadler zu ihrer "außergewöhnlichen Tapferkeit" gratuliert, teilte das Weiße Haus in Washington mit.
Verdächtiger reiste quer durch Europa
Inzwischen ist polizeilich bestätigt, dass es sich bei dem mutmaßlichen Schützen um einen Marokkaner handelt, der von den spanischen Geheimdiensten als radikaler Islamist eingestuft worden ist. Der Mann sei unter anderem anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert worden.
Nach Angaben der spanischen Ermittler lebte der Mann sieben Jahre lang in Spanien - zunächst in Madrid, dann bis 2014 in Algeciras, dann sei er über Frankreich in das Bürgerkriegsland Syrien gereist. Am 10. Mai hielt er sich nach Erkenntnissen der französischen Behörden in Berlin auf. Von hier aus sei er in die Türkei geflogen, nach seiner Rückkehr habe er dann in Belgien gewohnt.
In Polizeigewahrsam
Der Polizeigewahrsam für den mutmaßlichen Attentäter wurde am Samstagabend verlängert. Der Fall liegt nun in den Händen der für Terrorismus zuständigen Pariser Staatsanwaltschaft, auch in Belgien wird ermittelt. Der Verdächtige wird in einem Vorort von Paris verhört.
Frankreich war in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel von Terroranschlägen oder -plänen mit islamistischem Hintergrund. Im Januar schockierten die blutigen Attacken auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt das Land. In der Region Paris gilt die höchste Terrorwarnstufe.
nem/as (dpa, afp)