"Theater, Kosmetik, Farce": Führende Kosovo-Albaner kritisieren nach gescheiterter Festnahme von Milan Ivanovic internationale Verwaltung
12. August 2002Köln, 11.8.2002, DW-radio / Albanisch
Sprecher der drei wichtigsten politischen Parteien Kosovas, der LDK, der PDK und der AAK, haben die Ansicht geäußert, die internationale Polizei habe die Festnahme (des unter dem Verdacht des versuchten Mordes stehenden Vorsitzenden des Serbischen Nationalrates des Nord-Kosovo, Milan) Ivanovic nicht ernsthaft betrieben.
Milan Ivanovic erklärte in der heutigen (11.8.) Ausgabe der serbischen Zeitung VECERNJE NOVOSTI, er halte sich immer noch in Kosova auf und werde dort auch bleiben, sich aber nicht den Organen der internationalen Polizei ergeben, da er den Grund für seine versuchte Festnahme nicht kenne.
Der Vertreter des Rates zum Schutz der Menschenrechte und Freiheiten (KMDLNJ .- MD) in Mitrovica gab an, ihm lägen Beweise vor, dass sich Ivanovic während des Versuchs der Festnahme in seinem Büro im Krankenhaus im nördlichen Teil der Stadt aufgehalten habe.
"An dem Tag, an dem laut den Meldungen versucht wurde, ihn festzunehmen, hielt er sich in dem Krankenhaus auf, denn er leitet das Krankenhaus. An dem Tag der versuchten Festnahme telefonierte er von seinem Büro aus mit albanischen Journalisten", so Halit Berani vom KMDLNJ. So erweckt man den Eindruck, als sei die internationale Polizei nicht ernsthaft an seiner Festnahme von Ivanovic interessiert.
Nach Worten von Faruk Spahija, Mitglied des Präsidiums der demokratischen Liga Kosovas und Bürgermeisters von Mitrovica könnte das geschaffene Klima der Zusammenarbeit zerstört werden. Es drohe eine Radikalisierung der Albaner.
"Es ist klar, dass die UNMIK-Verwaltung nicht entschlossen genug den Beschluss der Vereinten Nationen ausführt, die bestehenden extremistischen serbischen Kräfte sowie die in Mitrovica bestehenden Parallel-Strukturen zu entfernen. Das Schlimmste daran ist, dass das mühsam erreichte Klima der Zusammenarbeit in Gefahr ist, zerstört zu werden. Es besteht die Gefahr einer Radikalisierung der Forderungen der Albaner. Um es deutlich zu sagen: Das kann extremistische albanische Kräfte an die Oberfläche bringen", so Spahija.
Der stellvertretende Vorsitzende der Demokratischen Partei Kosovas, Hajredin Kuçi, ist der Ansicht, der Versuch der Festnahme sei mehr eine Theateraufführung als eine ernst gemeinte Aktion gewesen.
"Wir waren seit dem 12. Juni 1999 für eine vollständige administrative, exekutive, politische und territoriale Integration Kosovas. Das Hinterherlaufen hinter einer einzigen Person erweckt angesichts der Tatsache, dass im nördlichen Teil Mitrovicas stadtbekannte Verbrecherbanden am Werk sind, den Eindruck, als würde hier nur ein Theater veranstaltet und kein echter Versuch.
Diese Ansicht vertritt auch der Fraktionsvorsitzende der Allianz für die Zukunft Kosovas im Parlament von Kosova, Bujar Dugolli. Gegenüber der Deutschen Welle sagte er, die internationale Gemeinschaft habe weder die Festnahme der Extremisten noch die Einheit der Stadt ernst genommen.
"Das ist der Versuch, kosmetisch etwas für die öffentliche Meinung bei den Kosovaren zu unternehmen, denn die Probleme werden weder von Steiner angepackt, noch wurden sie von seinen Vorgängern angepackt. (...) Das ist eine Farce, denn wenn die internationale Polizei und die KFOR es nur wollten, dann könnten sie die Extremisten festnehmen und für Ruhe und Ordnung sorgen. (...) (MK)