Müller und Bayern vor Titelgewinn
3. April 2021Joshua Kimmich schaute in der 38. Spielminute des Top-Spiels des 27. Bundesliga-Spieltags bei RB Leipzig kurz hoch und spielte dann einen wunderbaren Pass in den Lauf von Thomas Müller. Der stoppte das Spielgerät kurz vor der Grundlinie und legte dann perfekt auf den einschussbereiten Leon Goretzka zurück. Der 26 Jahre alte Mittelfeldstratege fackelte nicht lange und versenkte den Ball fulminant im rechten, oberen Toreck.
"Der 'Mull' [Thomas Müller, Anm. d. Redaktion] macht das super. Er hat die Ruhe, nochmal aufzuziehen und ich stehe da, wo ich mich am wohlsten fühle", beschrieb Torschütze Goretzka seinen Treffer anschließend im ARD-Interview. "'Mull' sieht mich im richtigen Moment und legt ihn super rein und ich erwische den Ball gut. Ich bin überglücklich, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, dass wir das Spiel gewinnen konnten."
Es war einer dieser Spielzüge, die den Rekordmeister immer gefährlich machen. Schnell, präzise und eiskalt vor dem Tor des Gegners - dieses Mal vollstreckte allerdings nicht Robert Lewandowski, der sich in der Länderspielpause am Knie verletzt hatte, sondern ein anderer Weltklassespieler. Durch den 1:0 (1:0)-Erfolg gegen den letzten verbliebenen Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft, dürfte dem Team von Trainer Hansi Flick auch der neunte Titel in Folge nur noch schwer zu nehmen sein. Neben Rekord-Torjäger Lewandowski zählt Müller in dieser Saison zu den Erfolgsgaranten beim FC Bayern. Elf Tore hat Münchens Nummer 25 vorbereitet und dazu noch zehn Treffer selbst erzielt - viel besser geht es nicht.
Thomas Müller: "Man muss süchtig sein"
Müller, der seit 21 Jahren im Klub ist, gehört ohnehin zu den emsigsten Titeljägern im Bayern-Team. Seit 2009 spielt der mittlerweile 31-Jährige bei den Profis und hat seitdem 27 Trophäen auf Vereinsebene gesammelt. "Ich war schon in meinem ganzen Leben hungrig auf Erfolg. Spiele und Titel zu gewinnen fühlt sich einfach gut an", sagte Müller Anfang des Jahres in einem Interview mit dem "Kicker". "Um es immer wieder aufs Neue zu erleben, bin ich bereit, täglich hart dafür zu arbeiten."
Gelernt hat Müller von Vorbildern wie Mark van Bommel, Arjen Robben, Franck Ribéry, Philipp Lahm oder auch Bastian Schweinsteiger, die sich alle durch eine starke Siegermentalität ausgezeichnet haben. So habe er sich über die vielen Jahre auf allerhöchstem Niveau entwickeln können, berichtet er im "Kicker". "Dieser Siegeswille ist sicherlich eine unserer Stärken. Es gehört aber deutlich mehr dazu, um in der Bundesliga dauerhaft an der Spitze zu sein", sagte Müller. "Wenn man in diesem Geschäft erfolgreich sein will, muss man süchtig nach dieser besonderen Challenge sein."
"Radio Müller" ist der verlängerte Arm des Trainers
Auch im Spitzenspiel gegen Leipzig war Müller einer der auffälligsten Spieler auf dem Platz. Immer anspielbereit, gefährlich vor dem Tor und kommunikativ auf dem Platz. Letzteres ist sicher eine der größten Stärken des Mittelfeldspielers. Sein kommunikatives Talent hat ihm nicht nur den Spitznamen "Radio Müller", sondern auch große Anerkennung von Trainer Hansi Flick eingebracht. "Er coacht auch die Mannschaft, was wir von zentralen Spielern verlangen. Er ist im Mittelpunkt unseres Spiels wichtig und macht es auch sehr gut", sagte Flick vor einigen Wochen über seinen Kommunikator.
Auch wenn Müller und der FC Bayern das Triple aus der Vor-Saison nicht mehr wiederholen können, das Double aus Meisterschaft und Champions League ist immer noch drin. Und für Thomas Müller könnte im Sommer auch noch ein weiteres Highlight hinzukommen. Denn in dieser Verfassung wird auch Bundestrainer Joachim Löw nur schwer um den 31-Jährigen herumkommen. Für Müller wäre es nach drei Teilnahmen an WM-Endrunden, die dritte Europameisterschaft.