Deutsche Firmen in Togo
4. März 2015"Ich habe hier in meinem Büro in Lomé einen Fernseher stehen, den ich aus Deutschland mitgebracht habe. Und alle meine Kunden wollen diesen Fernseher haben!" In der Stimme von Lambert Dameto Nayante mischt sich Belustigung mit Erstaunen. "Die Togoer mögen deutsche Produkte mehr als alles andere auf der Welt." Lambert Dameto Nayante ist Vorstandsmitglied der togoischen Industrie- und Handelskammer, CCI Togo. Der Ökonom hat in Köln studiert und pendelt heute zwischen beiden Ländern, um Geschäftskontakte zu vermitteln. Nayante wünschte, dass ihm in Deutschland ebenso viel Begeisterung für sein Land entgegenschlagen würde. Aber deutsche Unternehmer sind zurückhaltend. "Was private Investitionen anbelangt, rangiert Deutschland unter den Europäern hier fast auf dem letzten Platz."
"Je ne comprends pas?!"
Auch die Deutsche Botschaft versucht das zu ändern. Sie geht sogar gezielt Unternehmen zu, bietet Briefings an und sichert Unterstützung zu. "Hauptthema ist erstaunlicherweise die Sprachbarriere", erzählt der Deutsche Botschafter in Lomé, Volker Berresheim. "Es gibt nicht so viele deutsche Mittelständler, die sich in einer französischsprachigen Umgebung zuhause fühlen." Die offizielle Amtssprache in Togo ist auf Grund der Kolonialgeschichte Französisch. Doch auch Togo und Deutschland verbindet eine gemeinsame Verganenheit: Bis zum Ersten Weltkrieg war Togo deutsche Kolonie. "Es gibt eine große Aufgeschlossenheit der Togoer", fügt Volker Berresheim hinzu. "Auch weil die deutsche Kolonialzeit ein bisschen idealisiert wird." In Togo ist dieses Kapitel in der Wahrnehmung noch präsent. Es gibt ein Goethe-Institut im Zentrum von Lomé und eine große Nachfrage am Germanistik-Institut der Universität von Lomé.
Togo: Drehscheibe Westafrikas
Doch anders herum: Die meisten Deutschen müssten das westafrikanische Land auf der Karte wohl erst mal suchen. Dennoch steckt viel Potential in der kleinen Republik: Für 2015 wird Togo ein Wirtschaftswachstum von 5,7 Prozent prognostiziert. Und das trotz anstehender Präsidentschaftswahlen, die einen politischen Unsicherheitsfaktor bilden. Der Hafen in der Hauptstadt Lomé wird derzeit massiv ausgebaut und soll zum tiefsten Hafen des Kontinents werden, den auch moderne Riesenfrachter ansteuern können. Außerdem wurde der Flughafen erweitert: Er ist der Knotenpunkt der regional bedeutsamen Fluglinie Asky, die von Dakar bis Yaoundé alle wichtigen Destinationen bedient.
Deutsches Zement für den togolesischen Bau-Boom
Die Bau- und Transportbranche boomt. Und davon profitiert auch eine der sonst so rar gesäten deutschen Firmen: Das Unternehmen HeidelbergCement eröffnet in dieser Woche ein neues Klinkerwerk in Tabligbo, 80 km nordöstlich der Hauptstadt Lomé. 250 Millionen US-Dollar hat das Unternehmen investiert.
Togo ist reich an Kalkstein - ein wichtiger Rohstoff für die Zement-Produktion. "Der Testbetrieb läuft gut", sagt Endre Rygh von der Firma HeidelbergCement in Afrika. Er managt seit 10 Jahren die Produktionsanlagen in Togo, Benin und Burkina Faso. "Eine der größten Herausforderungen war die Ausbildung der Mitarbeiter“, fügt der Norweger Rygh hinzu. Um qualifiziertes Personal zu finden, schloss HeidelbergCement eine Kooperation mit der Universität von Lomé. Ingenieure und Techniker von dort wurden dann in Fabriken in Afrika und Europa geschult und betreuen jetzt die Anlagen in Tabligbo.
Korruption, nein Danke
Endre Rygh kennt die Vorbehalte vieler Unternehmer, hält sie aber für unbegründet. "Viele sprechen von Korruption. Aber wir verfolgen da ohne große Probleme eine Null-Toleranz-Politik."
"Es gibt Gesetze - alles ist klar", findet auch Lambert Nayante. Er wird weiterhin gebetsmühlenartig die Vorzüge seines Heimatlandes auf Konferenzen in der ganzen Bundesrepublik wiederholen. Damit seine Landleute deutsche Firmen bald nicht mehr nur aus dem Fernsehen kennen.