Tote bei IS-Anschlag im Irak
27. Oktober 2014Am Samstag hatten die Streitkräfte des Irak und schiitische Milizen gemeldet, sie hätten die Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates (IS) aus der strategisch wichtigen Stadt Dschurf al-Sachar rund 60 Kilometer südlich von Bagdad vertrieben (Das Artikelbild zeigt eine irakische Artillerieeinheit). Eine womöglich etwas voreilige Siegesmeldung, denn der Widerstand der Terrormiliz ist offenbar noch nicht gebrochen. Ein Selbstmordattentäter riss einem Vorort der Stadt jetzt mindestens 27 schiitische Milizionäre mit in den Tod.
Armee will IS-Vormarsch stoppen
Weitere 60 Schiiten-Kämpfer seien verletzt worden, als der Attentäter ein mit Sprengstoff beladenes Armeefahrzeug zur Explosion gebracht habe, teilten Vertreter von Polizei und Armee mit. Sollten die Regierungskräfte die Stadt halten können, würde dies das Vorrücken des IS auf Bagdad stoppen. Zudem wären die Verbindungen der Islamisten zu ihren Hochburgen in der westlichen Provinz Anbar unterbrochen.
Am Montag wurden durch die Explosion einer Autobombe in Bagdad mindestens sieben Menschen getötet. Nach Angaben von Polizei und Sanitätern gab es mindestens 30 Verletzte, als der Sprengsatz in einer Straße mit Restaurants und Geschäften im Karrade-Bezirk hochging.
Der IS kontrolliert im Irak und im benachbarten Syrien große Gebiete und hat dort ein "Islamisches Kalifat" ausgerufen. Die US-Luftwaffe und ihre Verbündeten fliegen seit August im Irak und seit Ende September auch in Syrien Angriffe gegen die sunnitischen Extremisten. Das Zentralkommando der US-Armee in Florida teilte mit, die Kampfjets hätten am Sonntag und Montag sieben Angriffe auf IS-Stellungen im Irak und vier Angriffe gegen IS-Ziele in der Nähe der Kurdenhochburg Kobane in Syrien geflogen. Dabei seien fünf Fahrzeuge und ein vom IS genutztes Gebäude zerstört worden.
Kuden wehren Angriff ab
Die kurdischen Verteidiger von Kobane an der Grenze zur Türkei vereitelten einen weiteren Versuch der IS-Kämpfer, die Stadt von der Außenwelt abzuschneiden. Im Norden Kobanes hätten sie einen Angriff der Terroristen abgewehrt, teilte Kurden-Sprecher Idriss Nassan mit.
Nördlich der Stadt gibt es noch eine Verbindungsroute in die Türkei. Der IS hatte bereits am Wochenende versucht, diese zu kappen. Die Extremisten stehen nur noch knapp 700 Meter vom Grenzübergang entfernt.
Warten auf Peschmerga
Die Verteidiger der Stadt warten weiter auf die Verstärkung durch kurdische Peschmerga aus dem Nordirak. Rund 150 Kämpfer mit neuen US-Waffen sollen die syrischen Kurden gegen die Terrormiliz unterstützen. Der Peschmerga-Minister der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak, Mustafa Said Kadir, sagte der Nachrichtenseite "Rudaw", man warte noch auf "die Haltung des türkischen Staates". Deswegen seien die Kämpfer bislang nicht entsandt worden.
Die Türkei hat zugesagt, die Peschmerga über ihr Territorium nach Kobane zu lassen. Ankara lehnt jede direkte Hilfe für die Kurden in Kobane ab, weil die dortigen Volksschutzeinheiten mit der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden sind.
wl/kle (rtr,dpa)