Toys 'R' Us ist insolvent
19. September 2017Der 1948 gegründeten US-Spielzeugkette Toys 'R' Us ist kurz vor dem Weihnachtsgeschäft das Geld ausgegangen. Am Montag beantragte das Unternehmen im US-Bundesstaat Virginia Gläubigerschutz. Es ist eine der größten Insolvenzen eines Fachhändlers in den USA. Sukzessive kamen immer weniger Kunden in die Toys 'R' Us-Läden. Stattdessen kauften sie das Spielzeug beim Onlinehändler Amazon oder bei Billiganbietern.
Toys 'R' Us teilte mit, im Rahmen der "Chapter 11"-Insolvenz einen Neukredit in Höhe von mehr als drei Milliarden Dollar von einer von JPMorgan angeführten Bankengruppe sowie früheren Kreditgebern erhalten zu haben, der vorrangig bedient werden müsse. Die Summe müsse noch vom Gericht genehmigt werden. Der Kredit soll laut dem Unternehmen die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs sicherstellen. Toys 'R' Us hat 875 Filialen in den Vereinigten Staaten und über 1600 weltweit. Die Kette beschäftigt weltweit 64.000 Mitarbeiter.
Die überwiegende Mehrzahl der Märkte arbeite weiter profitabel und setze ihren Betrieb fort, betonte das Unternehmen. Die Gesellschaften in Europa, Asien und Australien seien zudem "nicht Teil des derzeit in den USA und Kanada stattfindenden Restrukturierungsprozesses", hieß es am Dienstag aus der deutschen GmbH von Toys 'R' Us in Köln. Auch die Bestellmöglichkeiten im Internet blieben erhalten.
Es gehe bei dem US-Verfahren außerdem "weder um eine Geschäftsauflösung noch einen Konkurs nach deutschem Verständnis". Ziel sei es, die Schulden bei laufenden Betrieb zu senken - "zum Zweck der Rückkehr auf eine nachhaltige Erfolgsspur für das Unternehmen Toys 'R' Us". Die
Zahlungsfähigkeit der europäischen Gesellschaften sei gesichert.
Unruhe am Aktienmarkt
Insider hatten bereits vorab von dem bevorstehenden Insolvenzantrag berichtet. Die drohende Umschuldung vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft sorgte auch am Aktienmarkt für Unruhe: Toys 'R' Us ist zwar nicht an der Börse gelistet, doch die Aktien der größten US-Spielzeughersteller Hasbro und Mattel gerieten unter Druck. Die Konzerne sollen wegen Befürchtungen, der Geschäftspartner könne Rechnungen nicht begleichen, bereits Lieferungen eingeschränkt haben.
Online-Handel zwingt auch andere in die Knie
Die 2005 von Investoren um Bain und KKR übernommene Firma ist damit ein weiterer US-Einzelhändler, der dem Druck von Amazon & Co. nicht standhalten kann. Allein in diesem Jahr haben bereits mehr als ein Dutzend amerikanische Ketten wie Payless, Gymboree oder Perfumania Gläubigerschutz beantragt.
Dies bedeutet allerdings noch nicht automatisch das Ende. Viele Einzelhändler versuchen im Insolvenzverfahren, ihre unrentablen Läden zu schließen und das Online-Geschäft auszubauen. Auch im Fall von Toys 'R' Us laufen die Geschäfte erst einmal weiter, Kredite werden aber zunächst nicht mehr bedient.
iw/ml (dpa, rtr)