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Heynckes beschwört Bayerns Siegermentalität

Pascal Jochem
1. Mai 2018

Die Bayern gehen nach dem 1:2 im Hinspiel als Außenseiter ins alles entscheidende Halbfinal-Duell gegen Madrid. Trainer Jupp Heynckes steht vielleicht vor der letzten Champions-League-Partie seiner Trainerkarriere.

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Champions League: FC Sevilla - Bayern München
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Fast 40 Jahre lang ist Jupp Heynckes nun schon Trainer. Transfersummen, Spielergehälter und der Medienhype haben das Fußball-Geschäft verändert, er ist immer derselbe geblieben. Don Jupp rufen sie ihn heute noch in Spanien. Vor genau 20 Jahren stand er auf der anderen Seite, und hat als Trainer von Real die Champions League gewonnen. Das haben sie in Madrid nicht vergessen.

Und so waren die spanischen Journalisten deutlich in der Überzahl bei der Abschluss-Pressekonferenz vor dem alles entscheidenden Rückspiel am Dienstag in Madrid (20.45 Uhr im Live-Ticker auf dw.com/sport). Ist Real der neue Angstgegner der Bayern? Wie genau will der deutsche Rekordmeister das 1:2 aus dem Hinspiel bitte noch umbiegen? Sie konnten ihm nichts anhaben. All ihre Fragen wehrte Heynckes ab, er pendelte zwischen Zuversicht und Kampfeslust - und diktierte schließlich seine eigene Botschaft in die Blöcke und Fernsehkameras: "Meine Mannschaft versteht es, in solchen Spielen über sich hinauszuwachsen. Wer weiß, was alles passiert?" Soll heißen: Die Bayern glauben an den großen Coup im Rückspiel, denn "uns hat immer ausgezeichnet, dass wir Tore erzielen wollen. Wir müssen nur unsere Chancen nutzen. Auch im Estadio Bernabéu", sagte Heynckes.

88 Tore in 32 Spielen haben die Münchner allein in der Bundesliga erzielt – doch in der Königsklasse finden sie sich erstmals in einer Rolle wieder, die sie so als Branchenprimus in Deutschland nicht kennen, auch in der Champions League nicht, wenn es wie in den Runden zuvor gegen europäische Leichtgewichte wie Besiktas und Sevilla geht. Die Bayern sind diesmal eindeutig der Außenseiter.

Champions League - FC Bayern München v Real Madrid
Enttäuschung nach dem Hinspiel gegen Real MadridBild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Bayern ohne Robben, Boateng, Vidal und Neuer

Zumal auch die Verletztenliste noch ein paar prominete Zugänge bekommen hat. Nun fallen auch Arjen Robben und Jerome Boateng aus, dazu fehlen in Arturo Vidal und Manuel Neuer zwei weitere wichtige Stützen in der Mannschaft. Das allerdings will Heynckes "nicht als Entschuldigung heranziehen". Viel lieber erinnert er sich an die Vergangenheit. 2012 haben sie es das letzte Mal geschafft, Real im Champions-League-Halbfinale rauszuwerfen. Im Elfmeterschießen im Bernabéu. Der Trainer damals: Jupp Heynckes. Oder ein Jahr später, als sie unter Heynckes den Titel in der Königsklasse holten. "Wir brauchen die innere Ruhe. Wir müssen wissen, was zum richtigen Zeitpunkt zu tun ist. 2013 hatten wir das. Und jetzt haben wir einen noch besseren Spielerkader."

Gerade dieses Gefühl, dass etwas Besonderes entstehen kann, hatte sich in den letzten Wochen wieder entfaltet. Die Bayern wachsen zum Saisonende unter Heynckes über sich hinaus. Ein Kader, der zu etwas Höherem berufen ist; der Geist von 2013, als die Bayern das Triple holten, umweht auch dieses aktuelle Heynckes-Team. Bis zum bitteren Unfall im Hinspiel, als die Bayern gegen ein leicht überdurchschnittliches Real zu viele Hochkaräter vergeben und nun mit dem Rücken zur Wand stehen. Hat dieses eine Spiel etwa eine ganze Saison ruiniert? Heynckes hat weiterhin "vollstes Vertrauen in meine Mannschaft" und nimmt auch den zuletzt gescholtenen Robert Lewandowski in Schutz. "Jeder große Torjäger durchläuft Phasen, in denen er nicht trifft. Entscheidend ist, dass die ganze Mannschaft ihn daraus zieht."

Den Dreifachsieg vor Augen

Bei den Königlichen sind sie siegessicher, aber noch vorsichtig. Trainer Zinedine Zidane sprach bereits vom "Spiel des Jahres". Auch um seine Mannschaft nochmals einzuschwören auf das große Ziel dritter Champions-League-Triumph in Folge. Im Viertelfinale wäre es fast schief gegangen, als Madrid zuhause gegen Juventus eine 3:0-Führung noch aus der Hand gab und erst durch einen viel diskutierten Elfmeter in der Nachspielzeit glücklich ins Halbfinale einzog. Für Heynckes ein eindeutiges Zeichen, dass Real zuhause verwundbar ist. "Sie sind nicht so stabil wie gedacht."

Und dennoch weiß Heynckes nur zu genau, dass große Spiele nicht mit markigen Sprüchen auf Pressekonferenzen gewonnen werden. Es könnte sein letztes Spiel als Trainer in diesem Wettbewerb sein. Nach der Saison ist definitiv Schluss, das hat er immer wieder beteuert. Zweimal hat er die Champions League gewonnen. 1998 mit Real, 2013 mit den Bayern. Es ist die letzte Chance auf sein ganz persönliches Triple.