1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trauerfeier für Siegfried Lenz

28. Oktober 2014

Er war einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit. An seiner Trauerfeier nehmen in Hamburg hunderte Gäste teil. Am 7. Oktober war Lenz im Alter von 88 Jahren gestorben.

https://p.dw.com/p/1Dd6V
Trauerfeier für Siegfried Lenz
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

In einer bewegenden Trauerfeier haben Hunderte Menschen in der Hamburger St. Michaeliskirche Abschied von dem verstorbenen Schriftsteller Siegfried Lenz genommen. Zu den Trauerrednern gehörten Hamburgs Oberbürgermeister Olaf Scholz (SPD), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) und Tomasz Andrukiewicz, der Oberbürgermeister der polnischen Stadt Elk. Dort wurde Lenz 1926 geboren - vor dem Krieg gehörte die Stadt zu Ostpreußen und hieß Lyck.

"Siegfried Lenz war ein zutiefst demokratischer Schriftsteller, der Vernunft und Humanität immer wieder aufs Neue in der Vielheit ihrer Stimmen gesucht hat", sagte Bürgermeister Scholz, der die erste Trauerrede hielt. Lenz habe die rar gewordene Kunst beherrscht, "lehrreich zu erzählen, ohne sich belehrend zu geben". Scholz fügte hinzu: "Seine Erzählungen haben die Kraft, uns vor allzu einfachen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu schützen. Sie zwingen uns zum genauen Blick und mahnen uns, einander zuzuhören."

"Stringenter Moralist"

Altbundeskanzler Schmidt sagte über Lenz: "Er hat sich selbst einen Schriftsteller genannt, aber hinter dem Schriftsteller blieb ein Philosoph einigermaßen verborgen, und in dem Philosophen steckte ein stringenter Moralist." Siegfried Lenz sei leise mit seiner Moral geblieben und habe sie dem Leser nicht aufgedrängt.

Ministerpräsident Albig bezeichnete Lenz als einen "leisen, aber deutlich vernehmbaren Streiter". Er sei "ein großer Künstler gewesen, der stets den kleinen Leuten verbunden blieb". Mit seiner Sprache habe er die Landschaft Schleswig-Holsteins nachgebildet. "Weltliteratur braucht nicht die große Bühne", sagte Albig. Mit 30 Millionen Büchern in 35 Sprachen habe Lenz das nördliche Bundesland weltweit bekanntmacht, dessen Ehrenbürger er seit Dezember 2004 war.

Beerdigung im engsten Familienkreis

Unter den Trauergästen waren auch Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Liedermacher Wolf Biermann. Die Beisetzung sollte am Nachmittag im engsten Familienkreis stattfinden.

Siegfried Lenz zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit. Die moralische Aufarbeitung der NS-Verbrechen und die Aussöhnung mit Polen und Israel sah Lenz als seine Lebensaufgabe. Seine bekanntesten Romane sind "Deutschstunde" von 1968 und "Heimatmuseum" von 1978. Seine Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.

hjh/nf/kle (dpa/epd)