Trauerfeier nach der Messerattacke in Solingen
1. September 2024Solingen hat mit einer Trauerfeier der Opfer des islamistischen Terroranschlags gedacht. "Ich kann kaum ermessen, wir alle können kaum ermessen, was Sie, liebe Angehörige und Freunde durchmachen, was Sie durchleiden müssen, durch welche Hölle Sie gehen", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der kurz zuvor mit Angehörigen der Toten und Verletzten der Messerattacke von Solingen gesprochen hatte. "Der Schmerz sei kaum zu ertragen."
Warum konnte die "heimtückische Tat" nicht verhindert werden?
In seiner Rede bekannte der Bundespräsident, dass der Staat in Solingen sein Versprechen auf Schutz und Sicherheit nicht eingehalten habe. "Er steht deshalb in der Pflicht, dieses Verbrechen, auch Fehler und Versäumnisse, die dazu beigetragen haben könnten, dass diese heimtückische Tat nicht verhindert werden konnte, umfassend aufzuarbeiten."
Was bisher bekannt ist: Am 23. August hatte ein Angreifer auf dem Solinger Stadtfest mit einem Messer drei Menschen getötet und acht verletzt. Die Tat wird als islamistisch motivierter Terroranschlag eingestuft. Die Terrororganisation "Islamischer Staat" reklamierte den Angriff für sich. Tatverdächtig ist ein 26-jähriger Syrer, der 2022 als Geflüchteter nach Deutschland kam.
Begrenzung des Zugangs von Migranten ist "eine Riesenaufgabe"
Deutschland müsse nun "jede, wirklich jede Anstrengung unternehmen, um die Regeln zur Begrenzung des Zugangs, die es schon gibt und die, die wir gerade zusätzlich schaffen, umzusetzen", so der Bundespräsident weiter. Diese Riesenaufgabe müsse in den kommenden Jahren oberste Priorität haben. Alle demokratischen Kräfte stünden dabei in der Verantwortung. Die Kraftanstrengung für das Gelingen von Zuwanderung darf nach Steinmeiers Worten nicht bei den Menschen abgeladen werden, die sich einsetzen. "Wir dürfen die Gutwilligen nicht überfordern!"
An der Trauerfeier im Theater und Konzerthaus nahmen unter anderem auch Bundeskanzler Olaf Scholz , Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (beide SPD) sowie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) teil. Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) rief zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. "Der Anschlag traf Menschen vor einer Bühne in Solingen, aber er galt uns allen", sagte Kurzbach. "Wir werden weltoffen bleiben. Wir werden das Leben auch wieder feiern, gerade weil Terroristen, die uns die Freude rauben wollen, nie gewinnen dürfen."
fab/sti (dpa, afp)