Traumberuf Regisseur - 35. Max Ophüls Preis
27. Januar 2014Schreiende Fans am Roten Teppich und Gala-Empfänge. Blitzlichtgewitter und die wartende Weltpresse. Stars und Sternchen - die Welt des Films fasziniert und lockt die Massen an. Viele junge Menschen träumen vom Beruf des Filmregisseurs. Die Fans und den Roten Teppich: Das hat die junge Regisseurin Isabell Suba jetzt zum Thema ihres Spielfilmdebüts gemacht.
Mit dem Kurzfilm beim Festival in Cannes
"Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" heißt Subas Film, den sie gerade beim Nachwuchsfestival Max Ophüls Preis (20.-26.1.) in Saarbrücken vorgestellt hat. Gedreht hat sie ihn im vergangenen Jahr mitten im Trubel des Festivals von Cannes. Suba war eingeladen worden um einen Kurzfilm zu präsentieren. Doch die junge Regisseurin wollte mehr. Sie nutzte die Chance und drehte mit zwei befreundeten Schauspielern gleich einen ganzen Spielfilm, mit wenig Geld, viel Improvisation und sehr viel Enthusiasmus.
Der Film ist nun fertig. Er erzählt von den Schwierigkeiten, sich im hart umkämpften Film-Business zu behaupten. Der originelle Titel spielt an auf das Ungleichgewicht in einer von Männern beherrschten Filmwelt, in der Frauen auf dem Regiestuhl selten sind. 2012 war im Wettbewerb von Cannes keine einzige Frau vertreten. Das ärgerte Suba. Nun ist sie mit ihrem Debüt zwar nicht in Cannes, aber immerhin in Saarbrücken gelandet, wo sich alljährlich der deutschsprachige Nachwuchs trifft.
Schöner Job - aber auch viel Stress
"Insgesamt ist das ein total schöner Job", sagt die junge Regisseurin, schränkt aber gleich ein: "Was ich irgendwann als unglaubliche Belastung empfunden habe, und was mich viel Kraft gekostet hat, war die Regie und den Schnitt zu machen, Entscheidungen zu treffen und dann nebenbei noch den Überblick zu haben: Was ist das beste für das Team und für den Film?"
Suba schwankt zwischen Enthusiasmus und Skepsis. Das nächste Mal werde sie nicht alles in Personalunion machen, sich einen erfahrenen Produzenten mit ins Boot holen. Genervt ist sie auch vom vielen Stress: "Gehen sie mit mir auf dem Festival rum und zeigen sie mir jemanden, der nicht gestresst ist", fordert sie einen auf. "Alle sind wahnsinnig geburnoutet." Das könne doch nicht sein, erregt sie sich: "Der Rausch der Traumfabrik, das angeblich Allergrößte und Schönste - wo ist das?" Viele Leute seien total unglücklich damit. "Jeder Schuster, den ich treffe, ist glücklicher!", meint sie.
Gesättigter Markt
Da mag ein Schuss Koketterie mitschwingen. Doch auch Suba weiß, dass jetzt die Schwierigkeiten erst anfangen, nach dem ersten Film. Knapp zehn Filmhochschulen und vergleichbare Ausbildungsstätten gibt es in Deutschland. Jedes Jahr verlassen dutzende Absolventen diese Talentschmieden. Da sei inzwischen ein großes Überangebot vorhanden - in diesem Punkt sind sich fast alle Experten alle einig.
Philipp Bräuer leitet gemeinsam mit Gabriella Bandel seit einigen Jahren das Festival in Saarbrücken: "Die wenigsten Filmemacher können nach ihrem Debütfilm auch den zweiten oder den dritten Film angehen, da fehlt es an Unterstützung." Für das Debüt gebe es sehr viele Fördermaßnahmen. Mittel für den zweiten oder dritten Film fehlten dagegen. "Wir versuchen mit dem Festival dazu beizutragen, dass eine Vernetzung zustande kommt, dass man nächste Projekte lancieren kann, damit man auch eine gewisse Karriere machen kann."
"Privileg der Jugend"
Dass der Output der Filmhochschulen zu groß ist, dass der Markt das alles gar nicht mehr aufnehmen kann, sagt auch Stephanie Groß. Die Fernsehredakteurin betreut seit Jahren Debütfilme für den Südwestdeutschen Rundfunk. Nur in Ausnahmefällen entstehen in Deutschland heute Filme ohne das Geld der Fernsehanstalten. Warum stürzen sich dennoch immer wieder viele junge Menschen auf diesen Beruf, obwohl sie nach dem Debüt vor einer ungewissen Zukunft stehen? "Das ist das Privileg der Jugend", vermutet Groß. "Die haben noch die Energie und die Naivität oder auch Illusionen."
Cüneyt Kaya ist da schon einen Schritt weiter. Der junge Regisseur ist mit seinem Produzenten Anatol Nitschke nach Saarbrücken gekommen. Im letzten Jahr haben die beiden hier Kayas Debüt "Ummah - Unter Freunden" vorgestellt. Diesmal sind sie zum Festival gekommen um Kontakte zu vertiefen und zu schauen, was die anderen abliefern. Warum ist für Cüneyt Kaya der Beruf des Filmregisseurs so reizvoll? "Das ist die perfekte Verbindung zwischen Kreativität und Technischem", meint der junge Mann. "Die Montage ist die Kunstform unserer heutigen Zeit, sie hebt sich von allem ab, was davor dagewesen ist." Das fasziniere ihn. "Um das auszudrücken, was mir als Künstler wichtig ist, ist Film das beste Medium."
Investition in die Zukunft
Einen finanziellen Erfolg kann man mit Debütfilmen sowie nur in den seltensten Fällen einfahren, sagt Anatol Nitschke, der bereits viele Jahre Erfahrung in der Branche hat und auch mit etablierten Regisseuren zusammenarbeitet. "Wir machen so etwas eher strategisch. Wir suchen uns Erstlingsfilme, von denen wir das Gefühl haben, aus den Regisseuren wird was." Man sei bereit, bei einem Debüt erst einmal draufzuzahlen. "Wir öffnen ihm die Tür zum Markt und dem Publikum." Nitschke setzt auf eine längerfristige Zusammenarbeit. Davon profitiert Cüneyt Kaya jetzt.
Isabell Suba befindet sich noch an einem anderen Punkt ihrer Karriere. Ihr Film "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" wurde komplett von der Regisseurin und ihren Schauspielern finanziert. Die Postproduktion entstand nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion im Internet. Einen Verleih für eine Kinoauswertung hat der Film aber bisher noch nicht. Suba träumt von einem neuen, einem revolutionären Modell des Filmemachens. "Ich würde am liebsten 25 Superkreative in einen Raum packen und einen Spielraum aufmachen." Man darf gespannt sein auf den nächsten Karriereschritt der jungem Isabell Suba.
Der Max Ophüls Preis wurde zum Ende des Festivals an den Film "Love Steaks" von Regisseur Jakob Lass verliehen. "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" erhielt den erstmals vergebenen "Preis für den gesellschaftlich relevanten Film" und den Preis der Jugendjury.