Triumphe und Leiden des Tony Martin
9. Juli 20152009: Im Alter von 24 Jahren erfüllt sich für Tony Martin einen Traum: Am 4. Juli startet er zum ersten Mal bei der Tour de France und lässt beim Auftakt in Monaco gleich aufhorchen. Im Einzelzeitfahren belegt er einen beachtenswerten achten Platz. Zwei Tage danach setzt sich Martin an die Spitze der Nachwuchswertung und erobert das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Auf der Königsetappe zum Mont Ventoux wird Martin nur knapp geschlagen Zweiter.
2010: Die starken Leistungen des Vorjahres haben die Erwartungshaltung gesteigert. Beim Prolog in Rotterdam gilt Martin bereits als Kandidat für das Gelbe Trikot, allerdings setzt Nieselregen ein und behindert seine Fahrt. Martins gute Zeit wird von Fabian Cancellara bei aufklarendem Himmel noch unterboten. Im zweiten Einzelzeitfahren der Rundfahrt hat Martin erneut gegen den Schweizer das Nachsehen.
2011: Das Warten hat ein Ende: Am 23. Juli, auf der vorletzten Etappe, einem Einzelzeitfahren in Grenoble, gewinnt Martin erstmals eine Tour-de-France-Etappe. Martin erreicht das Ziel völlig entkräftet und muss sich bis zur Ankunft von Cadel Evans abwarten. Der Australier gewinnt an diesem Tag zwar die Tour, wird mit sieben Sekunden Rückstand auf Martin aber Tages-Zweiter.
2012: Beim Prolog in Lüttich will sich Martin endlich das Gelbe Trikot holen. Er liegt gut im Rennen, als er sich an einer Scherbe den Hinterreifen aufschlitzt. Der Sieg und das Maillot jaune gehen erneut an Cancellara, doch die Tour der Leiden beginnt für Martin erst noch: Auf der 1. Etappe stürzt er und bricht sich das Kahnbein. Martin quält sich Tag für Tag ins Ziel, um beim Zeitfahren der 9. Etappe nochmals anzugreifen. Dort reicht es am Ende aber nur zu Rang zwölf. Martin steigt anschließend aus dem Rennen aus.
2013: Schon der Start in die Tour wird für Martin schmerzhaft: Kurz vor dem Finale des Grand Depart auf Korsika ist er in einen schweren Massensturz verwickelt und erreicht das Ziel übersät mit Schürf- und Fleischwunden. Wie im Vorjahr hält er bis zum Einzelzeitfahren durch. Am Mont-Saint-Michel werden seine Nehmerqualitäten dann belohnt: Er gewinnt vor dem späteren Gesamtsieger Christopher Froome seine zweite Tour-Etappe und erreicht schließlich auch Paris.
2014: Im Jahr des deutschen Tour-Rekords von sieben Etappensiegen trumpft auch Martin groß auf. Auf dem Weg nach Mülhausen auf der 9. Etappe düpiert er die Konkurrenz mit einem Solo-Ritt, der in seinem dritten Etappensieg mündet. Beim Zeitfahren der vorletzten Etappe heißt der Sieger erneut Tony Martin.
2015: Martin tritt mit dem großen Ziel an, endlich das Gelbe Trikot zu erobern. Nach den Rückschlägen von 2010 und 2012 soll der Coup beim Auftakt-Zeitfahren in Utrecht gelingen. Doch Martin scheitert, wird Zweiter hinter Rohan Dennis. Danach entwickelt sich die Jagd nach Gelb zum Drama, auf der zweiten und dritten Etappe scheitert die Mission an Nuancen. Doch am Dienstag belohnt sich Martin für die Pechsträhne, fährt auf dem Weg nach Cambrai als Solist zu seinem fünften Etappensieg und in das Maillot jaune. Der vorläufige Höhepunkt seiner Tour-Karriere ist erreicht. Am Mittwoch verteidigt er das Gelbe Trikot erfolgreich, doch kurz vor dem Etappenziel der 6. Etappe stürzt er und bricht sich das linke Schlüsselbein. Auf dem Podium nimmt Martin das Maillot jaune zwar noch entgegen, am Abend verkündet er aber sein Tour-Aus.
asz (sid)