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Trotz Brexit: Optimismus vor der Luftfahrtmesse

Andreas Spaeth
16. Juli 2018

Die britische Branchenmesse zwischen Brexit-Ängsten und der Hoffnung auf neue Großbestellungen. Und natürlich geprägt vom Wettstreit der ewigen Rivalen Boeing und Airbus. Wobei in diesem Jahr eher klein angesagt ist.

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Frankreich Toulouse Flugzeuge
Bild: DW/A. Spaeth

Die weltweite Luftfahrtbranche trifft sich ab Montag auf dem Flugplatz von Farnborough südwestlich von London zu ihrer alle zwei Jahre dort abgehaltenen Branchenmesse, der zweitgrößten der Welt nach der Pariser Luftfahrtschau. Großbritannien ist traditionell eines der wichtigsten Luftfahrtländer der Welt, und die Wurzeln der Messe reichen bis 1920 zurück. An ihren heutigen Standort zog sie bereits 1948. Doch in diesem Jahr dürfte wegen des 2019 bevorstehenden Brexit gerade für die künftige Rolle der britischen Luftfahrtindustrie erhebliche Verunsicherung herrschen.

Frankreich Toulouse Flugzeuge
Ein neuer Hoffnungsträger der Airbus-Familie: Die vom kanadischen Bombardier-Konzern übernommene C-Series wird zum Airbus A 220. Bild: DW/A. Spaeth

Fluggesellschaften und Hersteller prangerten jüngst gleichermaßen die herrschenden Unsicherheiten an und verlangten klare Regelungen. Während Airlines wie easyJet sich leichter, etwa durch Hilfskonstrukte wie der Gründung von Tochterfirmen auf dem europäischen Kontinent, behelfen können, lassen sich Herstellungskapazitäten nicht so einfach verlagern. Daher hatte Airbus zuletzt die Briten stark kritisiert, das europäische Konsortium fertigt in Broughton einen Großteil der Tragflächen für seine Flugzeuge und drohte zuletzt Investitionen in Großbritannien einzustellen wenn es zu einem "harten", sprich ungeregelten Brexit käme. 

Kleinere Baureihen im Fokus

Doch das Tagesgeschäft der Branche geht trotzdem munter weiter. "Wir kommen nach Farnborough mit der soliden Basis eines bisher außerordentlich starken Jahres", strotzt Boeing-CEO Dennis Muilenburg vor Selbstbewusstsein. Auch Airbus sieht sich weiter auf Höhenflügen, beflügelt zuletzt durch die erfolgreiche Übernahme der CSeries-Flugzeugfamilie von Bombardier aus Kanada. Gleich am Tag der Bekanntgabe des neuen Markennamens Airbus A220 konnte Airbus eine wichtige Order einfahren, die US-Gesellschaft JetBlue bestellte 60 Maschinen. Das pikante daran ist dass JetBlue bisher in diesem Segment 60 Flugzeuge des Konkurrenten Embraer aus Brasilien einsetzt. Der wiederum begibt sich jetzt in eine Kooperation mit Boeing. Beide Weltmarktführer wollen mit der Anbindung von jeweils einem der beiden nächstgrößeren Unternehmen ihre Produktfamilien am unteren Rand in der Klasse der 100- bis 150-Sitzer erweitern wo weder Boeing noch Airbus aktuell vertreten waren.

Hintergrund ist dass beide Riesen allein derzeit nicht in der Lage sind, den Bedarf an Flugzeugen mit einem Mittelgang zeitnah zu befriedigen. "Der Druck auf die Hersteller in diesem Bereich bleibt hoch, trotz voll ausgelasteter Produktionskapazitäten hinkt die Auslieferung dem Kundenbedarf deutlich hinterher", so eine aktuelle Studie der Münchner Beratungsfirma AlixPartners. "Der Auftragsbestand erreichte eine Rekordhöhe von über 11.700 Flugzeugen - 145 Prozent mehr als noch im Jahr 2010." Allerdings haben es Wertbewerber außerhalb des Duopols der großen Zwei schwer, im vergangenen Jahr noch vor den jüngsten Übernahmen vereinten sie lediglich sieben Prozent der Bestellungen im Segment der Flugzeuge mit einem Mittelgang auf sich. Jetzt dürfte es noch schwerer werden.

Copa Airlines Embraer ERJ190
Auch Boeing will zukaufen: Nämlich das Regionaljet-Programm des brasilianischen Herstellers Embraer. Im Bild eine ERJ 190 der Copa Airlines.Bild: imago/Aviation-Stock

Airbus-Riese A 380 als Second-Hand-Variante

"Derzeit bleibt einzig die C919 des chinesischen Herstellers Comac eine nennenswerte Alternative zu den Programmen der Boeing 737- und Airbus A320-Familien, die aktuell dieses Marktsegment beherrschen", konstatieren die Berater. Sie gehen auch davon aus dass die Luftfahrtbranche weiterhin anhaltendes Wachstum erleben wird. Bei einer durchschnittlichen Steigerung des Luftverkehrs um 4,5 Prozent in den nächsten 20 Jahren könnte sich die Flotte an Verkehrsflugzeugen fast verdoppeln, von 22.300 Maschinen in 2017 auf knapp 40.000 im Jahr 2037, heißt es in der Analyse weiter.

Die Zeit der wirklichen Neuheiten in der Verkehrsflugzeugsparte allerding sind seit den letzten großen Premieren des Airbus A350 (Erstflug 2013) und Boeing 787 (Erstflug 2009) sowie der jetzt zur A220 mutierten Bombardier CSeries (Erstflug 2013) weitgehend vorbei. Das zeigt sich auch in Farnborough: Hier präsentieren Airbus und Boeing lediglich die jüngsten Weiterentwicklungen bestehender Modelle. Es wird auch um die Zukunft des Riesenfliegers A380 gehen, der sich bisher kommerziell als Flop erwiesen hat. In Farnborough wird eine der ersten A380, die 2007 den Liniendienst bei Singapore Airlines aufnahm, nun als Second Hand-Flugzeug in den Farben einer portugiesischen Chartergesellschaft vorgestellt. Dass die A380 noch eine späte Blüte erleben könnte, halten Branchenexperten allerdings für unwahrscheinlich.