"Trump Brasiliens" bei Präsidentenwahl klar vorn
8. Oktober 2018In Brasilien zieht der rechtsgerichtete Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro mit klarem Vorsprung in die Stichwahl um das höchste Amt des südamerikanischen Landes. Auf Jair Bolsonaro entfielen im ersten Wahlgang rund 46 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt in Brasilia mitteilte. Sein linker Kontrahent Fernando Haddad erreichte demnach gut 29 Prozent - und damit die zweitmeisten Stimmen. Die Stichwahl zwischen Bolsonaro und Haddad ist für den 28. Oktober angesetzt.
Bolsonaro, der häufig als "Donald Trump Brasiliens" bezeichnet wird, hat der Korruption in Lateinamerikas größter Volkswirtschaft den Kampf angesagt. Er will staatliche Unternehmen privatisieren, damit sich Politiker dort nicht länger bedienen können. Gegenüber der Militärdiktatur in Brasilien (1964 - 1985) zeigte der Ex-Fallschirmjäger wiederholt Sympathien. Auch sorgte der 63-Jährige mit frauenverachtenden und gewaltverherrlichenden Aussagen für Schlagzeilen. Nach einer lebensgefährlichen Messerattacke auf ihn bei einer Wahlkampfveranstaltung vor einem Monat hatten seine Umfragewerte deutlich zugelegt.
Ersatz für Lula
Haddad (55) macht hingegen das schlechte Image seiner linken Arbeiterpartei zu schaffen, die in zahlreiche Korruptionsskandale verwickelt ist. São Paulos früherer Bürgermeister ging anstelle von Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva ins Rennen. Zunächst wollte der wegen Korruption zu zwölf Jahren Haft verurteilte Lula selbst antreten, dann aber untersagte ein Gericht die Bewerbung des noch immer sehr populären Politikers.
Insgesamt sind rund 147 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, einen Nachfolger für den konservativen Staatschef Michel Temer zu bestimmen. In der ersten Runde am Sonntag traten 13 Bewerber an, für Temers Wunschkandidaten Henrique Meirelles stimmten allerdings lediglich 1,2 Prozent der Wähler.
Brasilien steckt derzeit in einer tiefen Krise: Neben diversen Korruptionsskandalen läuft die Wirtschaft nur schleppend. Auch nimmt die Gewalt im Land immer weiter zu. Mehr als 60.000 Menschen wurden im vergangenen Jahr getötet - in den Favelas liefern sich Drogenbanden und Sicherheitskräfte regelmäßig stundenlange Schießereien.
wa/jmw (rtr, afp, dpa)