Trump und Sanders gewinnen zweite Vorwahl
10. Februar 2016Der Unmut in den USA über das Establishment in Washington hat sich bei der zweiten Vorwahl im Bundesstaat New Hampshire Bahn gebrochen: Bei den Republikanern siegte der rechtspopulistische Geschäftsmann Donald Trump (Artikelbild rechts), bei den Demokraten der linke Senator Bernie Sanders.
Sanders bei 60, Clinton bei 38 Prozent
Nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmbezirke in dem nordöstlichen Bundesstaat kam der demokratische Senator auf 60 Prozent. Ex-Außenministerin Hillary Clinton, die den Vorwahlauftakt vor einer Woche in Iowa noch hauchdünn für sich entschieden hatte, lag bei 38 Prozent.
"Es ist einfach zu spät für die gleiche alte Establishment-Politik und Establishment-Wirtschaft", sagte Sanders in seiner Siegesrede. "Die Leute wollen echte Veränderungen." Der 74-jährige selbsterklärte "demokratische Sozialist" kommt mit seiner Forderung nach einer gerechteren Einkommensverteilung vor allem bei jungen Wählern gut an. Angesichts des Einflusses reicher Wahlkampfspender in den USA will Sanders eine "politische Revolution" erreichen, um die Demokratie wieder in die Hände der Bevölkerung zu legen, wie er sagt.
Clinton räumt Niederlage ein
Clinton räumte ihre Niederlage ein und richtete den Blick bereits auf die nächsten Vorwahlen in South Carolina und in Nevada. Ihr Wahlkampfmanager Robby Mook wies darauf hin, dass im März in einer Reihe von weniger ländlich geprägten Bundesstaaten abgestimmt werde, die stärker die "Vielfältigkeit" der Demokratischen Partei widerspiegelten. "Die Nominierung wird sehr wahrscheinlich im März gewonnen werden, nicht im Februar", so Mook.
Für Clinton ist die Niederlage dennoch bitter. 2008, als sie sich schon einmal beworben hatte und beim innerparteilichen Kandidatenrennen am jetzigen Präsidenten Barack Obama gescheitert war, hatte sie in New Hampshire noch gewonnen.
Großer Vorsprung für Trump, Enttäuschung für Rubio
Bei der Auszählung der Stimmen der Parteigänger der Republikaner liegt Trump mit rund 35 Prozent deutlich vorn. Auf den zweiten Platz kommt Ohios Gouverneur John Kasich mit gut 16 Prozent.
Auf dem dritten Platz landete der erzkonservative Senator Ted Cruz, der mit zwölf Prozent knapp vor Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush lag. Cruz hatte vor einer Woche die erste Vorwahl gewonnen. Die Wählerschaft in New Hampshire gilt allerdings als weniger konservativ als in Iowa. Vor allem die evangelikalen Christen, unter denen Cruz viele Unterstützer hat, spielen hier eine geringere Rolle.
Der Senator Marco Rubio lag bei knapp elf Prozent und musste damit einen Rückschlag hinnehmen. "Es ist meine Schuld", sagte Rubio mit Blick auf seine schwache Leistung bei der Fernsehdebatte am Wochenende. In Iowa hatte er mit gut 23 Prozent noch den dritten Platz belegt.
New Jerseys Gouverneur Chris Christie holte in New Hampshire knapp acht Prozent, die Ex-Managerin Carly Fiorina gut vier Prozent und der frühere Neurochirurg Ben Carson etwa zwei Prozent. Christie erklärte, er werde nun über eine Fortsetzung seines Wahlkampfes entscheiden.
Vorwahlen bis Sommer
Die Serie von Abstimmungen in den einzelnen Bundesstaaten der USA dauert noch bis zum Sommer. In jeder Wahl wird in beiden Parteien eine Zahl von Delegierten für einen Kandidaten bestimmt, diese Stimmen werden gesammelt. Die jeweiligen Spitzenkandidaten der Republikaner und Demokraten werden dann auf Parteitagen im Sommer gekürt. Die Präsidentenwahl findet am 8. November statt. Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
sti/wl/jj (dpa, afp, rtr)