Trump will wohl Irans Kulturgüter verschonen
8. Januar 2020Die USA würden bei möglichen Vergeltungsschlägen gegen den Iran nicht gegen geltendes Recht verstoßen, erklärte US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus in Washington. Wenn Angriffe auf Kulturstätten verboten seien, werde er sich daran halten.
Zugleich stellte er die Rechtslage als unfair dar, denn: "Sie dürfen unsere Bürger töten, sie dürfen unsere Bürger zu Krüppeln machen, sie dürfen alles in die Luft sprengen, das wir haben - und nichts stoppt sie. Und wir sollen verschiedenen Gesetzen zufolge sehr vorsichtig mit ihrem kulturellen Erbe umgehen. Aber das ist okay für mich", sagte der Präsident, um die Führung in Teheran sogleich zu warnen: "Falls der Iran irgendetwas macht, was er nicht tun sollte, werde das Land die Konsequenzen erleben. Und das sehr stark."
Trump hatte am Samstag mit Angriffen auf Dutzende iranische Ziele gedroht, darunter auch kulturell bedeutende Orte. Das sorgte im In- und Ausland für Entrüstung. Die UN-Kulturorganisation UNESCO ermahnte die US-Regierung, sich an internationale Übereinkommen zu halten. Sie führt mehr als 20 Welterbestätten im Iran, darunter die Ruinen von Persepolis und den Königsplatz von Isfahan.
"Auf das Schlimmste vorbereitet"
Trotz unabsehbarer Folgen beharrt der iranische Präsident Hassan Rohani auf Vergeltung für die Tötung von Top-General Ghassem Soleimani bei einem US-Luftangriff im Irak. Die Amerikaner müssten wissen, dass sie vor den Konsequenzen dieses schweren Verbrechens nicht geschützt seien, sagte Rohani in einem Telefonat mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron. Der Iran erwarte daher von allen Ländern, die für Frieden seien, sich gegen diesen "terroristischen Akt der USA" zu positionieren.
Pentagon-Chef Mark Esper betonte derweil bei einer Pressekonferenz: "Wir wollen keinen Krieg mit dem Iran anfangen, aber wir sind darauf vorbereitet, einen zu Ende zu bringen", so der US-Verteidigungsminister. Und im TV-Sender CNN sagte er: "Wir werden sehen, was passiert. Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet."
Die angespannte Lage im Nahen Osten war am Dienstagabend auch Thema eines Telefonats von Trump mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Neben der Situation im Irak und Iran tauschten sich beide auch über das Krisenland Libyen und die Bemühungen zur Lösung des dortigen Konflikts aus, wie der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, mitteilte. Merkel und Trump vereinbarten demnach, hierzu weiter in Kontakt zu bleiben.
wa/se (dpa, afp, rtr)