Trumps Front gegen Nordkorea
6. November 2017Japan unterstütze Trumps harte Haltung gegenüber der Führung in Pjöngjang, sagte Abe bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem US-Präsidenten in Tokio. Die beiden Verbündeten seien in der Nordkorea-Frage zu hundert Prozent auf einer Linie. Zudem sei dies nicht die Zeit für einen Dialog mit Nordkorea. Dialog um des Dialoges willen ergebe keinen Sinn, sagte Abe. "Wir wollen durch alle möglichen Mittel den Druck auf Nordkorea bis zum Maximum erhöhen", sagte Japans Regierungschef.
US-Präsident Trump bekräftigte, dass die Ära strategischer Geduld für Nordkorea seitens der USA zu Ende sei. "Wenn die Leute sagen, meine Rhetorik sei zu stark, sollten wir uns ansehen, wohin wir mit schwacher Rhetorik in den vergangenen 25 Jahren gekommen sind", sagte Trump. Der US-Präsident erklärte, Japan und die USA würden gemeinsam auf die "gefährliche Aggression" reagieren. Abe kündigte an, dass Japan nordkoreanische Raketen abschießen werde, wenn dies notwendig sei.
Trump vermied es jedoch, an die Adresse Nordkoreas ähnlich starke Worten zu richten wie er es zuvor getan hatte. Bei verschiedenen Gelegenheiten hatte er dem Land mit totaler Zerstörung oder mit Feuer und Wut in noch nie gesehenem Ausmaß gedroht. Japan steht unter dem atomaren Schutzschild der USA. Zugleich ist das Land ein wichtiger Verbündeter der USA in der Region.
Sanktionen gegen das Regime
Zugleich kündigte Japans Premier weitere Sanktionen gegen Pjöngjang an. "Wir werden morgen beschließen, die Vermögen von 35 Organisationen und Einzelpersonen einzufrieren", die im Zusammenhang mit Entführungen von Japanern durch Nordkorea oder dem Atomprogramm stünden. Spannungen zwischen Tokio und Pjöngjang bestehen schon mehrere Jahrzehnte. Besonders das Schicksal der entführten Japaner belastet seit langem die Beziehungen.
Nordkorea hatte vor gut einem Jahrzehnt zugegeben, in den 1970er und 1980er Jahren 13 Japaner entführt zu haben, um den eigenen Geheimdienstagenten die Sprache und Gebräuche der Japaner beizubringen. Fünf der Entführten durften später in ihre Heimat zurückkehren, die übrigen acht wurden von Pjöngjang für tot erklärt. Tokio geht jedoch von einer größeren Anzahl von Entführten aus.
Südkorea erweitert Sanktionsliste
Unterdessen hat auch Südkorea neue Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Die südkoreanische Regierung setzte am Montag 18 nordkoreanische Bankenvertreter auf eine Sanktionsliste, die in das Atomprogramm des kommunistischen Landes verstrickt sein sollen. Künftig ist es südkoreanischen Vertretern und Unternehmen damit untersagt, Geschäfte mit den in China, Libyen und Russland ansässigen Nordkoreanern zu machen.
Die Strafmaßnahmen wurden einen Tag vor dem geplanten Besuch des US-Präsident in Seoul vom südkoreanischen Außenministerium bekannt gegeben. Die 18 Nordkoreaner waren zuvor bereits von den USA auf eine Sanktionsliste gesetzt worden. Es sind die ersten unilateralen Sanktionen Südkoreas seit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Moon Jae In im Mai. Seoul wird die zweite Station von Trumps Asienreise sein. Er wird dort eine Rede vor dem Parlament halten.
Wirtschaftliche Interessen
Aber nicht nur die Krise um das diktatorische Nordkorea steht bei Trumps Besuch in Asien auf der Agenda: Konkret geht es auch um den Handel. Erneut verteidigte der US-Präsident den Rückzug der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP. "Wir werden mehr Handel haben als im Rahmen von TPP, und die Situation wird viel weniger komplex sein."
TPP sei nicht die richtige Idee gewesen. TPP sollte rund um den Pazifik die größte Freihandelszone der Welt schaffen. Japan hält indes an dem ehrgeizigen Vorhaben weiter fest. "Der Handel mit Japan ist nicht frei, und er ist nicht gegenseitig, aber er wird es bald sein", sagte Trump. Es werde eine Zeit dauern, aber dann werde es Handelsdeals und "Handelskonzepte" geben. Diese Position wiederholte Trump in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Premier Abe.
Empfang beim Kaiser
Am letzten Tag seines Besuches in der japanischen Hauptstadt wurden Trump und seine Frau Melania vom japanischen Kaiserpaar in deren Palast empfangen. Lächelnd gaben sie Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko zur Begrüßung die Hand, bevor sich die Vier zu einem für 30 Minuten geplanten Gespräch zurückzogen. Japanische Medien erinnerten an Trumps Vorgänger Barack Obama, der sich 2009 tief vor Japans Kaiser verbeugt hatte und dafür von Konservativen in Amerika kritisiert worden war.
cgn/kle (afp, dpa, rtr)