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Angeklagte Franzosen

6. November 2007

Die Affäre um die französische Hilfsorganisation Arche de Zoé spitzt sich zu: Der Tschad möchte den Mitarbeitern selbst den Prozess machen. Frankreichs Präsident Sarkozy will seine Landsleute aber nach Hause holen.

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Eine Arche-Mitarbeiterin wird von einem Polizeibeamten eskortiert, Quelle: AP
Eine Arche-Mitarbeiterin wird von einem Polizeibeamten eskortiertBild: AP

Der Tschad will die sechs angeklagten Mitarbeiter der französischen Hilfsorganisation Arche de Zoé unter keinen Umständen ausliefern. "Ein Prozess in Frankreich wäre eine Beleidigung für die tschadische Bevölkerung", sagte Innenminister Ahmat Mahamat Bachir der französischen Zeitung "Le Parisien". Auch eine eventuelle Strafe - es drohen 20 Jahre Zwangsarbeit - müssten die Franzosen im Tschad verbüßen. "Sie sollen unsere Gefängnisse schmecken", sagte Bachir. "Danach weisen wir sie ein für alle Male aus."

Präsident Idriss Déby warf Arche de Zoé Kinderraub vor und sprach von einem pädophilen Hintergrund der als humanitär deklarierten Aktion. Seine Regierung will nun die Kontrollen verschärfen. "Wir verlangen von allen Hilfsorganisationen jetzt detaillierte monatliche Berichte über ihre Aktivitäten", sagte Bachir.

Sarkozy gibt sich entschieden

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, Quelle: AP
Retter in der Not: Frankreichs Präsident Nicolas SarkozyBild: AP

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy erklärte dagegen am Dienstag (6.11.2007) in Paris, auch die restlichen Inhaftierten heimholen zu wollen. "Ich werde die, die noch übrig sind, holen - egal was sie gemacht haben", sagte er vor seinem Abflug in die USA.

Der französische Präsident war am Sonntag überraschend in den Tschad gereist, um mit Déby über die Angeklagten zu sprechen, Er kam mit sieben von ihnen zurück - drei französischen Reportern und vier spanischen Flugbegleiterinnen. Am Dienstag waren noch zehn Europäer in Haft, unter ihnen sechs Mitglieder von Arche de Zoé. Sie sind wegen der Entführung Minderjähriger und Betrugs angeklagt, weil sie 103 angebliche Waisenkinder aus Darfur zur Adoption nach Frankreich ausfliegen wollten. Inzwischen stellte sich heraus, dass die meisten Kinder noch mindestens ein Elternteil haben und auch nicht aus der sudanesischen Krisenregion stammen, sondern aus dem Tschad.

Zapatero bittet um gute Behandlung der Spanier

Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero, Quelle: AP
Um Landsleute besorgt: Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodriguez ZapateroBild: AP

Die tschadische Polizei nahm die Europäer vor knapp zwei Wochen an einem Flughafen im Osten des Landes fest. Neben den sechs Franzosen sind noch drei Spanier und ein belgischer Pilot inhaftiert; ihnen wirft die Staatsanwaltschaft Mittäterschaft vor. Spaniens Regierungschef José Luis Zapatero bat in einem Telefonat mit Präsident Déby um "bestmögliche Behandlung" seiner drei Landsleute.

Die Vereinten Nationen kritisierten unterdessen die Hilfsorganisation in scharfer Form. Sie verurteile die Tat von Arche de Zoe auf das Heftigste, teilte die UN-Vertreterin im Sudan, Ameera Haq, am Montag mit. Derartige Handlungen liefen jeglichem internationalen Recht und auch UN-Prinzipien zuwider.

Kenia beschuldigt US-Hilfsorganisation

Auch in Kenia ist eine westliche Hilfsorganisation in die Kritik geraten. Der amerikanischen Organisation Kids Alive werden Kinderhandel und Ausbeutung von Kindern vorgeworfen, teilte ein Regierungsmitglied am Dienstag mit. Drei Kinder aus Einrichtungen von Kids Alive in Kenia würden vermisst, sagte der Anwalt einer christlichen Gruppe, die Klage gegen die Hilfsorganisation eingereicht hatte.

Kids Alive darf bereits seit dem 9. Oktober nicht mehr in Kenia aktiv sein. Ein Richter verlängerte das Verbot am Montag, bis ein Urteil gefällt ist. Die Organisation, die mit örtlichen Kirchen und Gruppen zusammenarbeitet, betreibt in Kenia bis zu zehn Kinderheime. Insgesamt ist sie nach Informationen auf ihrer Website in 15 Ländern weltweit aktiv. (tos)

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