Tunesien: Desolate Corona-Lage
In Tunesien spitzt sich die Corona-Pandemie-Lage weiter zu, die Infektionszahlen steigen. Auch Fälle der besonders ansteckenden Delta-Variante wurden inzwischen registriert. Manche Regionen wurden abgeriegelt.
Mehr und mehr Infektionen
In Tunesien steigen die Corona-Infektionszahlen weiter an. In der vergangenen Woche wurden täglich zwischen 3500 und 4000 Neuinfektionen gemeldet - darunter auch Tunesiens Ministerpräsident Hichem Mechichi. Besonders intensiv getestet wird in Tunesien allerdings nicht. Viele Krankenhäuser sind wegen der zahlreichen Covid-19-Patienten überlastet.
Ausgangssperren und Lockdowns
Im gesamten Land gilt eine nächtliche Ausgangssperre - bereits seit Oktober 2020. Je nach Inzidenzahl hat die Regierung zudem Lockdowns für Städte und Regionen verhängt - und sie von der Außenwelt abgeriegelt. So wie hier in der Stadt Manouba im Nordosten. Die höchsten Inzidenzzahlen gibt es in den Städten Beja, Siliana, Zaghouan - und in Kairouan.
Kairouan ist abgeriegelt
Kairouan liegt etwa 150 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tunis. Die Stadt mit etwa 120.000 Einwohnern hat derzeit eine der höchsten Infektionsraten mit weit über 400 Infektionen auf 100.000 Einwohner. Der Platz vor der Moschee ist normalerweise voll mit Menschen und es herrscht reges Treiben. Doch Kairouan ist derzeit abgeriegelt und erinnert eher an eine Geisterstadt.
Ambulanzen im Dauereinsatz
Nur noch wenige Straßenverkäufer und wichtige Geschäfte sind weiterhin geöffnet. Dafür sind die Krankenwagen im Dauereinsatz und transportieren COVID-19-Erkrankte in die Krankenhäuser von Kairouan.
Corona-Stationen eingerichtet
Seit mehreren Wochen halten sich die hohen Infektionszahlen in Kairouan. Da die Krankenhäuser in der Stadt aufgrund des hohen Infektionsgeschehens überfordert waren, gab es nicht überall sofort COVID-19-Stationen. Diese wurden mittlerweile aber eingerichtet, um infizierte und nicht-infizierte Patienten bestmöglich voneinander zu trennen.
Ärzte und Pflegepersonal infiziert
Auch einige Ärzte und Angehörige des ohnehin knappen Pflegepersonals haben sich mit dem Coronavirus infiziert und fallen zeitweise aus. Einige Patienten müssen auch deswegen so lange mit Sauerstoff versorgt werden, bis man einen Krankenhausplatz in einer anderen Stadt für sie findet.
Zahl der Toten steigt
Zwischen acht und zehn Personen sterben derzeit in Kairouan täglich an den Folgen einer Coronavirus-Infektion. Seit Beginn der Pandemie sind in Tunesien offiziellen Angaben zufolge insgesamt fast 15.000 Menschen gestorben.
Delta-Mutation bereits vor Ort
Ärzte und Pfleger sind im Dauereinsatz. Das Gesundheitsministerium hat die Bevölkerung zur Einhaltung der Maßnahmen aufgerufen. Dessen Angaben zufolge wurden bisher 18 Personen identifiziert, die sich mit der ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus infiziert haben. Sieben der 18 Infizierten leben demnach in Kairouan, darunter Kinder. Elf Delta-Infizierte stammen aus anderen Städten.
Schleppende Impfkampagne
Die Impfkampagne in Tunesien kommt derweil nur langsam voran: Von den rund 11,5 Millionen Landesbewohnern wurden bislang erst knapp 1,8 Millionen geimpft, gut 500.000 von ihnen haben laut tunesischem Gesundheitsministerium den vollen Impfschutz erhalten. Ob das Land seinen Plan umsetzen kann, im laufenden Jahr die Hälfte der Bevölkerung zu impfen, scheint fraglich.