Tupperparty-Report
16. Februar 2010Ein Reihenhaus in einem Wohnviertel in Wesseling, das ist der Ort des Geschehens. Im Wohnzimmer zwitschert der Wellensittich aufgeregt vor sich hin, der vielen fremden Leute wegen. Und etwas irritiert bin auch ich, in der ansonsten rein weiblichen Runde. Der Sittich bekommt ein Tuch über den Käfig gelegt und hört prompt auf zu pfeifen. Ich nehme auf dem Sofa Platz und greife zur Beruhigung erst einmal bei Getränken und Snacks zu. Wir warten noch ein Viertelstündchen auf ein paar Nachzüglerinnen, und dann heißt es: Auftritt für Kerstin Neffgen. Sie ist die Zeremonienmeisterin des Abends – pardon, die Tupper-Beraterin: Eine sehr sympathische und sehr aparte junge Frau, der man(n) gerne zuhört und gerne zuschaut.
Ungeahnte Spezial-Geräte auch für Singles
Zum Glück ist ja mein Haushalt, zumindest was die Küchenutensilien betrifft, ziemlich vollständig ausgestattet. Sonst würde ich vielleicht direkt beim ersten präsentierten Highlight, der "MicroPlus"-Mikrowellenkanne, schwach werden - schon aus purer Sympathie zur Vortragenden. Eine Mikrowelle habe ich nämlich auch zuhause. Aber über spezielle Gefäße dafür habe ich noch nie nachgedacht; auch nicht darüber, in der Mikrowelle Kartoffeln zu kochen oder Kuchen zu backen. Das sollte ich aber vielleicht einmal, wenn man Kerstin Neffgen so zuhört: "Die Kanne ist immer der treue Begleiter. Wenn’s mal schnell gehen muss, kann man hier wirklich ratzfatz was machen. Übrigens auch für den Singlehaushalt gut geeignet…" Die Bemerkung ging jetzt zur Freude der versammelten Damen an meine Adresse. Hatte ich mich doch zu Beginn der Party als alleinstehend geoutet und dazu mal gleich eine typisch männliche Vermutung in den Raum gestellt: Dass nämlich die ganze Tupperei, die ganze regelmäßige und intensive Beschäftigung mit Küchenutensilien, wenn schon nicht per se etwas für Frauen, aber doch auf jeden Fall eher etwas für Leute mit mehrköpfigem, hungrigen Anhang ist.
Energiespar-Küchenmaschinen mit Trainingseffekt
Aber Kerstin Neffgen präsentiert schon den nächsten Hit der Tupper-Verkaufscharts: "Der 'Quick-Chef' ist der Knaller in Tüten, wenn man weiß, was man damit machen kann." Wahrscheinlich das gleiche, was ich zuhause mit meiner uralten Moulinette oder mit dem Häcksel-Aufsatz für meinen Elektro-Handmixer machen könnte, denke ich spontan - Hartkäse oder Zwiebeln kleinmachen zum Beispiel. Der "Quick-Chef" ist nämlich das Flaggschiff aus dem Tupperware-Küchenmaschinen-Sortiment. Nur, dass ich daheim einfach auf einen Knopf drücke; und bei Tupper wird zum gleichen Preis handgekurbelt. Aber aus Überzeugung, betont Kerstin Neffgen: "Strom sparen, effektiv arbeiten, Natur schonen." - "Bizeps, Trizeps…", soufflieren ein paar erfahrene Anwenderinnen aus der Runde. "Ja, der kleine 'Happy-Chef' ist so für Oberarm- und Brustmuskulatur geeignet", bestätigt Neffgen und lockt nun auch die Gäste zu etwas körperlicher Betätigung: "Ok, wer kommt mit in die Küche?"
Grau ist alle Theorie
Das ist nämlich der Clou bei einer Tupperparty: Die Geräte und Behälter werden nicht einfach trocken angepriesen, sondern in Aktion vorgeführt. Es gibt also im Verlauf des Abends Brot aus der "UltraPro"-Form, Salsa aus dem "Quick-Chef" und per "Mozart"-Spritzbeutel gefüllte Teigtaschen aus dem "Happy-Snack". Bei Tupper hat alles ziemlich komische Namen. Und alles ist aus mehr oder weniger buntem Plastik, von den Messern jetzt einmal abgesehen. Das kann man mögen - oder auch nicht. Gibt es da vielleicht geschlechtsspezifische Geschmacksunterschiede, frage ich Kerstin Neffgen.
Tupper-Männer, Tupper-Frauen
Auf jeden Fall gäbe es verschiedene Interessensschwerpunkte, lautet die Antwort: "Männer auf Tupperparties, das ist schon klasse. Die stellen ganz andere Fragen. Wir Frauen sagen ja immer so: die orange Schüssel, super, die sieht schön aus. Die Männer fragen aber dann technische Sachen, mit Härtegrad vom Stahl der Messer und so weiter…" Wenn aber mit-tuppernde Männer erst einmal von einem Produkt überzeugt seien, dann gleich richtig: Da würden schon einmal zwei Kannen statt einer gekauft, um auch die Zeit in der Spülmaschine zu überbrücken.
Wohlüberlegte Kauf-Entscheidungen
Vielleicht stammt die gewisse männliche Vorliebe für Metall aus der Zeit, als noch mit Schwertern herumgefuchtelt wurde. Ich persönlich denke zum Beispiel schon seit Jahren über eine Salatschleuder aus Edelstahl nach. Optisch und haptisch macht die nun einmal etwas mehr her, wäre aber auch noch einmal deutlich teurer als so ein Plastik-Modell. Wobei die Tupper-Artikel nicht gerade billig zu nennen sind. Aber dafür gibt es eine lebenslange Garantie bei Materialfehlern. Für die Party-Gäste heißt es also abwägen zwischen "haben wollen" und "sich leisten können": Ich frage einmal in der Runde nach, wie der Wunsch- bzw. der Bestellzettel aussieht: Diesmal sei es relativ wenig, sagt eine Frau, die anscheinend nicht zum ersten Mal dabei ist: Knapp 25 Euro für "Candy"; ein Messbecher, in dem man auch Teig anrühren kann. Dazu käme noch ein Ersatzgummi für ein anderes Produkt. Die Sitznachbarin hat für 56,70 Euro eingekauft, dazu im Auftrag einer Freundin noch einmal für 31,50 Euro; normaler Durchschnitt sei das.
Ein pragmatischer Ehemann und ein Gastgeschenk
Die Party geht allmählich zu Ende, und mittlerweile hat sich auch der Ehemann der Gastgeberin zu uns gesellt: "Also ich nehme die Sachen so hin, wie sie sind hier. Das Essen schmeckt gut zuhause; und ob das jetzt in der Tupperdose aufbewahrt war oder nicht, das geht an mir vorbei."
Trotz der verlockenden Angebote, ich bleibe standhaft, kaufe nichts aus dem bunten Tupper-Sortiment. Doch mit leeren Händen gehe auch ich an diesem Abend nicht nach Hause, dank Kerstin Neffgen und den altehrwürdigen Party-Regeln. Wie es auf jeder Tupperparty üblich ist, bekommen alle Eingeladenen ein Gastgeschenk. Und zwar eine Transportbox mit gelbem Deckel, ideal für ein Pausen-Butterbrot. Selbstverständlich auch für Singles geeignet.
Autor: Michael Gessat
Redaktion: Manfred Böhm