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KonflikteKolumbien

Tödliche Gewalt zwischen Guerilla-Gruppen in Kolumbien

20. Januar 2025

So blutige Tage hat Kolumbien schon lange nicht mehr erlebt: In der Region Catatumbo eskaliert die Gewalt zwischen der aktiven ELN-Guerilla und Splittergruppen der ehemaligen FARC-Rebellen. Es gibt mindestens 80 Tote.

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Soldaten in Arauca bewachen einen Krankenwagen nach einem Angriff auf eine Militärbasis (Archivbild)
Soldaten in Arauca bewachen einen Krankenwagen nach einem Angriff auf eine Militärbasis (Archivbild)Bild: Daniel Martinez/AFP/Getty Images

In der nordöstlichen Region Catatumbo in Kolumbien sind vor einigen Tagen Kämpfe zwischen der noch aktiven ELN-Guerilla und Splittergruppen der ehemaligen FARC-Rebellen ausgebrochen. Dabei hat es nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens 80 Tote gegeben. Rund 8000 Menschen seien vertrieben worden, sagte Verteidigungsminister Ivan Velasquez.

Die sogenannte Nationale Befreiungsarmee (ELN) habe gezielt Gemeindeführer und ehemalige Mitglieder der "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" FARC angegriffen. Die ELN erklärte, demobilisierte FARC-Rebellen hätten wieder zu den Waffen gegriffen, die Opfer seien keine Zivilisten.

Es geht um Macht und Drogen

Die untereinander verfeindeten linksextremen Gruppen kämpfen um die Vorherrschaft in der Unruheprovinz, die in der Grenzregion zu Venezuela liegt. Es geht um den Drogenanbau, Menschen- und Waffenhandel und illegalen Bergbau.

Kolumbiens Präsident Gustavo Petroan einem Rednerpult
Aktive Guerillagruppen machen Kolumbiens linkem Präsidenten Gustavo Petro zu schaffenBild: LUIS ACOSTA/AFP

Die Kämpfe unterbrachen eine Waffenruhe - beiden Gruppen hatten zuvor parallel Friedensverhandlungen mit der Regierung von Präsident Gustavo Petro geführt. Es habe einen "Bruch" des Bündnisses gegeben, der "erhebliche Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung hatte", erklärte Armeebefehlshaber Luis Emilio Cardozo in einem beim Kurznachrichtendienst X veröffentlichten Video. "Sie haben Menschen aus ihren Häusern geholt und sie auf miserable Weise ermordet und dabei Menschenrechte verletzt. Es ist unsere Aufgabe als nationale Armee, das Gebiet zu stabilisieren", sagte Cardozo.

Friedensgespräche beendet

Der linksgerichtete Präsident, der früher selber einer anderen Guerillagruppe angehört hatte, warf der ELN aufgrund des Angriffs Kriegsverbrechen vor und beendete die Friedensgespräche mit der Gruppe. Petro war 2022 mit dem Ziel angetreten, dem südamerikanischen Land "vollständigen Frieden" zu bringen. Die Regierung führt seitdem Friedensverhandlungen mit linken Guerilla-Gruppen und kriminellen Banden, um den internen Konflikt zu beenden.

Vertriebene erreichen in einer Autokarawane die Stadt Tibú
Vertriebene erreichen nach den jüngsten Kämpfen die Stadt TibúBild: Schneyder Mendoza/AFP/Getty Images

Kolumbien leidet seit sechs Jahrzehnten unter bewaffneten Konflikten, an denen neben der Armee und linken Guerillagruppen auch rechte Paramilitärs und Drogenbanden beteiligt sind. Bislang sind dadurch mindestens 450.000 Menschen getötet worden. 2016 hatte zwar die mit Abstand größte Guerilla-Organisation FARC ein Friedensabkommen mit der damaligen Regierung unterzeichnet. Mehrere Splittergruppen der mittlerweile aufgelösten FARC lehnten den Friedensschluss aber ab. Die 1964 gegründete ELN war an dem damaligen Friedensabkommen nicht beteiligt.

pg/se (afp, rtr, epd, kna)