Türkei setzt nach neuem Anschlag auf Härte
14. März 2016Bei den Festgenommenen handelt es sich um mutmaßliche Komplizen der Täter von Ankara. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldet, werden sie verdächtigt, den Wagen, der bei dem Selbstmordanschlag eingesetzt wurde, in der südosttürkischen Stadt Sanliurfa gekauft zu haben.
Erdogan will den Terror "in die Knie" zwingen
In Südostanatolien sowie in Istanbul und anderen türkischen Städten nahm die Polizei Razzien gegen die PKK vor, bei denen auch Waffen beschlagnahmt wurden. Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte eine harte Antwort des Staates angekündigt und erklärt, der Terror solle "in die Knie" gezwungen werden. Die türkische Luftwaffe flog anschließend Angriffe auf Stellungen der PKK im Nordirak, wie die Armee mitteilte.
Viele junge Menschen unter den Toten
Nach Regierungsangaben wurden bei dem Anschlag am Sonntagabend 37 Menschen getötet, darunter eine Attentäterin, sowie mehr als 120 Menschen verletzt. Den Behörden zufolge hatten ein oder zwei Selbstmordattentäter, darunter mindestens eine Frau, am frühen Abend ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug an einer Bushaltestelle in der Nähe des Kizilay-Platzes in Ankara (Artikelbild) explodieren lassen. Die Gegend war zur Tatzeit sehr belebt. Zu den Opfern gehörten viele Studenten und Schüler.
Deutsche Regierung verurteilt den Anschlag
Die Bundesregierung verurteilte die Tat. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin: "Wir stehen eng an der Seite der Türkei im Kampf gegen den Terrorismus." Zu dem Anschlag bekannte sich bislang niemand. Die türkischen Ermittler vermuteten jedoch die PKK hinter der Gewalttat. "Wir glauben, dass eine Angreiferin eine Frau mit PKK-Verbindungen war", sagte ein Behördenvertreter. Laut Medien war die Attentäterin eine 24-jährige Studentin, die in einem Prozess wegen PKK-Mitgliedschaft angeklagt war, sich aber für die Dauer des Verfahrens auf freiem Fuß befand.
Drittes Attentat innerhalb von fünf Monaten
Es handelte sich um den dritten Anschlag im Zentrum Ankaras binnen fünf Monaten. Im Oktober waren mehr als hundert Menschen bei einem Selbstmordanschlag getötet worden, für den die Regierung die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" verantwortlich machte.
Mitte Februar wurden nahe dem Kizilay-Platz bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi 29 Menschen getötet. Dazu bekannte sich damals die extremistische Kurdenorganisation Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), die dem Umfeld der PKK zugerechnet wird.
Nach zwei Jahren relativer Ruhe war der Kurdenkonflikt im vergangenen Sommer wieder eskaliert. Die türkische Armee geht seit Dezember im Südosten des Landes mit aller Härte gegen mutmaßliche PKK-Rebellen vor.
uh/qu (dpa,afp)